OÖ. Heimatblätter 1977, 31. Jahrgang, Heft 1/2

Architekt Schönthal (1908): „Es gereicht mir zum Vergnügen, Ihnen erklären zu können, daß ich Ihre Wiener Mosaik-Werkstätte für mustergültig halte, was Ihre Erzeugnisse im besonderen an belangt." Architekt Wagner sagte: „Mit großer Befriedigung konstatiere ich, daß die Arbeiten der Wiener Mosaik-Werkstätten diese Prämissen völlig erfüllen und Ihre Erzeugnisse ganz meinen Intentionen entsprechen." 1919 gründete Leopold Forstner in Stockerau eine Edelglas-Mosaik- und Emailwerkstätte und Edelglas A. G. Seine dort erzeugten hochklassigen Gläser spredien für seine Künstlerpersön lichkeit. Nachdem sich Forstner schon seit 1904 einen Namen gemacht hatte, blieb ihm der Erfolg treu. Er erhielt alle dekorativen Großauf träge, die man in Wien und auch in den Ländern zu vergeben hatte. Das 84 m^ große Altarmosaik der Kirche am Steinhof, das große Mosaik in der Apsis der Ebelsberger Kirche aus dem Jahre 1913 sowie in der Ignaz-Seipel-Kirche am Wiener Zentralfried hof entwarf und gestaltete Forstner. Als bedeutender österreichischer Künstler be suchte Leopold Forstner auch des öfteren seinen Geburtsort, seine Verwandten (Familie Oßberger) rmd seine Freimde aus der Jugendzeit (be sonders den imermüdlichen Heimatforscher Pe ter Kreim). Bei einem Sommeraufenthalt 1920 in Leonfelden entstanden aus Forstners Hand die „Waldstudie" sowie das Bild „Fenster mit Gera nien" beim Tauberhaus in der Färb. Ab 1927 war Leopold Forstner Fachberater des Gewerbeförderungsamtes der Niederösterreichi schen Landesregierung. Vom Jahre 1929 bis 1936 unterrichtete er am Bundesgymnasium Hollabrunn in den Fächern Freihandzeichnen und Handfertigkeit. Auch für diese Aufgabe setzte er sich mit seiner Persönlichkeit ein, so daß viele seiner ehemaligen Schüler heute noch auf diesen ihren Lehrer stolz sind. Seinen Schülern kam seine große Erfahrung auf allen Gebieten der bildenden Kunst zugute. In seiner Freizeit aber wirkte er unermüdlich als Künstler weiter. Betrachtet man Forstners Selbst porträt, ist man sich dessen zutiefst bewußt, wel che Leistimgen dieser von Kunstidealen ausge stattete Sohn Leonfeldens hinterließ. Obwohl seine Werke weit über Österreich hinaus zu fin den sind (zu Calliocon in Amerika das Altarbild der Franziskanerkirche, oder Mitwirkung bei der Innengestaltung des Palais Stoclet in Brüssel) und von Fachleuten gewürdigt wurden, blieb er dem breiten Publikum weithin unbekarmt. Seine Umgebung kannte ihn vor allem als liebenswür digen, stets freundlichen Herrn. Am 5. Novem ber 1936 starb Leopold Forstner im Alter von 58 Jahren als akademischer Maler tmd Professor am Bundesgymnasium Hollabrunn in Stockerau, wo er auch seine „ewige Heimat" fand. Leider allzu früh verstorben, geriet Forstner mit seiner Werkstätte durch die Ungunst der fol genden Jahr sehr bald in völlige Vergessenheit. Das Museum für Angewandte Kunst konnte einen großen Teil der zurückgelassenen Arbeiten bergen, und so vor dem Verfall retten. Leopold Forstner, vor dem wir uns in Dankbar keit und Ehrfurcht verneigen, war eine große Persönlichkeit unserer Heimat, ein Mensch, der vieles in großartiger Weise vereinen konnte. Der Werdegang, das Bestehen und der Erfolg dieses einfachen Gastwirtsohnes aus Leonfelden wäre würdig genug, zu seinem 100. Geburtstag im Jahre 1978 an seinem Geburtshaus in Bad Leon felden eine Gedenktafel anzubringen. Quellennachweis: Ausstellungskatalog Wiener Mosaik-Werkstätte Leopold Forstner 1975—1976. Grundbuch Leonfelden. Tauf- und Sterbebuch der Pfarre Leonfelden. Werner Lehner

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