Leopold Forstner — Ein Leonfeldner Künstler Mit 2 Abbildungen Die kunstgewerbliche Reformbewegung, die in Österreich mit der Gründung des österreichi schen Museums für Kunst und Industrie im Jahre 1864 und der Kunstgewerbeschule im Jahre 1867 ihren Anfang nahm, erreichte um 1900 einen einmaligen Höhepunkt. Der Übergang vom 19. in das 20. Jahrhundert war nicht nur eine Zeiten-, sondern auch eine Stilwende. Vom „Geist der Jugend" beseelt waren die Künstler dieser Zeit, die auch Lehrer an dieser Kunstgewerbe schule waren (Josef Hoffmann und Kolo Moser). Ein bedeutender Oberösterreicher, genauer ein Leonfeldner, war ebenfalls Schüler und Hörer der neuen Kunstrichtung. Der Name dieses Kunstschülers ist Leopold Forstner (siehe Abb. 1), der 1906 die „Wiener Mosaik-Werkstätte" gründete. Das Museum für Angewandte Kirnst in Wien I, Stubenring 5, erinnerte in einer Ausstellung vom 19. Dezember 1975 bis 31. Jänner 1976 an diesen bedeutenden Künstler aus unserer Heimat. Wer war dieser Leopold Forstner? Am 22. Oktober 1877 kauften der Tischler Franz Forstner (gebürtig aus Hinterweißenbach — Löff lerwirtshaus) und seine Frau Anna, geborene Kogseder — Gastwirtstochter aus Leonfelden — das Haus Nr. 53 von Frau Theresia Herusch (Seifensiedersgattin) und errichteten in diesem das „Forstner Gasthaus" (siehe Abb. 2). Wohlhabende Bürgerhäuser umschlossen einst den Marktplatz. Barocke und gotische Hausfassa den verschönerten bis zum großen Marktbrand am 10. April 1892 die alten Handelshäuser. Ne ben seiner Bedeutung als Handelsplatz an der kürzesten Straße von Linz nach Böhmen war das alte Moorbad, „Franzensbad Leonfelden" ge nannt, ab der Mitte des vorigen Jahrhunderts eine zusätzliche Einnahmsquelle, mußten doch schon um 1870 Kurgäste untergebracht und ver pflegt werden. Am 2. November 1878 wurde den Inhabern die ses bürgerlichen Gastbetriebes am Marktplatz ein Sohn namens Leopold geboren. Dem Gast wirtsehepaar wurden insgesamt fünf Kinder ge boren, davon starben im Kindesalter drei Mäd chen. In der Zeit von 1885 bis 1898 besuchte Leopold Forstner die Volksschule in Leonfelden, hernach die Bürgerschule in Linz sowie die Staatshandwerksschule in Linz, später die Schule der Tiroler Glasmalerei in Innsbruck. Das Geburtshaus Forstners wechselte durch Ver kauf am 14. Oktober 1882 an Franz und Amalia Kittendorfer seinen Besitzer. Forstners Vater aber erwarb gleichzeitig von Kittendorfer das so genannte „Eckhafnerhaus", Leonfelden Nr. 60 (heute Besitzer Med.-Rat Dr. Steffan). Bedingt durch das Brandinferno vom 10. April 1892, durch das der ganze Markt ein Raub der Flammen wurde und großes Leid, Furcht und Schrecken über die Bewohner brachte, verkaufte Forstner das „Eckhafnerhaus" am 29. Novem ber 1892. 1899 bis 1902 war Leopold Forstner ordentlicher Schüler an der k. k. Kunstgewerbeschule des österreichischen Museums, Klasse Prof. Karl Karger und Prof. Kolo Moser. Der Abschluß die ser Schule erfolgte mit einem 2. Staatsgeldpreis. 1902 bis 1903 folgte sein Studium an der könig lich-bayrischen Akademie der bildenden Künste in München, Klasse Prof. Ludwig Herterich. „Leopold Forstner in seiner eigenwüchsigen, starken Natur .. . fand in seinen Landsleuten ge eignete Motive, die er auf Bildern festhielt" (schrieb eine Zeitung 1911). Damals entstanden die Bilder: ein Häuslbub von Leonfelden (1904), ein Bauer (1905), Bäuerin mit Kopftuch sowie Schüler aus Leonfelden im Winter (1904). Am 18. Jänner 1911 verehelichte sich Leopold Forstner mit Stephanie Steger in Stockerau bei Wien. Im gleichen Jahr nahm er an der Früh jahrsausstellung des Hagenbundes bei Wien teil. 1912 erfolgte die Errichtung eines eigenen Glas ofens zur Erzeugung der von ihm verwendeten Materialien. Die von Leopold Forstner gegrün dete Wiener Mosaik-Werkstätte befand sich in Wien 9, Althanplatz 6. Arbeiten aus dieser Werkstätte erlangten Weltruf. Viele dieser groß artigen Erzeugnisse sind in der ganzen Welt zu finden; sie zieren Kirchen, Bankhäuser und an dere profane Bauten. Einige kleinere Mosaikwerke besitzt auch das Museum für Angewandte Kunst in Wien. In dieser Zeit schuf Forstner für Leon felden, und zwar für die bürgerliche Sparkasse, das Marktwappen seines Geburtsortes in Mosaik (heute leider verschwunden). Die großen, bedeu tenden Wiener Architekten Otto Schönthal und Otto Wagner schrieben über Leopold Forstner:
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