OÖ. Heimatblätter 1977, 31. Jahrgang, Heft 1/2

Prof. Dr. Hans Huebmer — 80 Jahre Der Journalist und Publizist Hans Huebmer, Mitarbeiter der „Oberösterreichischen Heimat blätter", vollendete am 18. Jänner 1977 sein 80. Lebensjahr. 1897 in Wien geboren, absol vierte er hier das Akademische Gymnasium und studierte anschließend Philosophie in Wien, Halle an der Saale (Deutschland) und Fribourg (Schweiz). Hans Huebmer wurde Redakteur der angesehenen „Reichspost" und Mitarbeiter von Friedrich Fxmder, dem „Reichspost"-Chefredakteur und nachmaligem Staatsrat. Hier, im christ lichsozialen Zentralorgan, erlebte er die Hektik, Dramatik und Tragik der Ersten Republik. Mini ster und Bischöfe waren zu befragen; aus ersten Eindrücken war damals schon jene Entwicklung zu skizzieren, die später in seinen Werken, aus führlicher und gefiltert durch neue Erfahrungen, behandelt wurden. Das Jahr 1938 bedeutete wie vielen anderen eine vorläufige Beendigung seiner beruflichen Laufbahn. Dem Berufsverbot folgte bald die Einberufung zur deutschen Wehrmacht. Das Kriegsende erlebte er in Vorarlberg, wo ihn die französische Besatzungsmacht und die Vor arlberger Landesregierung beauftragten, den Nachrichtendienst der Sendergruppe DornbirnInnsbruck aufzubauen. Bis 1967 kommentierte Dr. Huebmer nun von einem Platz aus, der in der Mitte zwischen Wien und Paris liegt, in fast tausend Sendungen das Weltgeschehen. Studien reisen in 54 Länder des Erdballs erweiterten nicht nur seinen Horizont; immer wieder wurde das dort Erlebte und Beobachtete für Österreich und für Zuhörer seiner zahlreichen Vor träge in Österreich, Südtirol, der Schweiz und in Liechtenstein nutzbringend angewandt, wobei Dr. Huebmer die Geschichte dieser Länder mit ihrer gegenwärtigen Situation zu einer Ein heit verwachsen ließ. Sein Buch „Zwischen Eski mo imd Igoroten" führt den Leser über den hal ben Erdball. Ebenfalls bis 1967, durch zwanzig Jahre, wirkte er auch als Pressereferent der Vorarlberger Lan desregierung. Schon die gründliche Ausbildung Dr. Huebmers ließ vermuten, daß er nicht im journalistischen Alltagskram stecken bleiben wollte. Seine um fassenden Auslandskenntnisse verwertete er in dem Band „Am Kreuzungspunkt der Welt geschichte" (1958); sein Wirken als Vorarlberger Pressechef ließ ihn Biographien der Minister Dr. Emil Schneider und Dr. Johann Josef Mittelberger erstellen. Vor allem ist die bedeutsame Biographie von Dr. Otto Ender, Landeshaupt mann, Bundesminister und Bundeskanzler (1957) hervorzuheben, die nicht nur den Menschen und Politiker Ender — neben Jodok Fink wohl der bemerkenswerteste Vorarlberger Politiker seit der Jahrhxmdertwende — zeichnet, vor allem auch seinen Einsatz zur Wahrung der Prinzipien des Föderalismus in der Verfassimg von 1934, son dern die auch ein Stück Vorarlberger Zeit geschichte darstellt. Natürlich wurden auch die in der österreichisdien Innenpolitik miterlebten Jahre behandelt, so in den Bänden „Von gestern bis morgen — Erinnerungen an die Erste Repu blik" (1948) und in „Österreich von 1933 bis 1938" (1949), das den bezeichnenden Untertitel „Der Abwehrkampf eines Volkes" trägt. Gegen wärtig sammelt er das Quellenmaterial für eine zeitgeschichtliche Arbeit über den Bezirk Vöcklabruck. Wie wenig andere hat Dr. Hans Huebmer das geschriebene Wort (etwa in den „Vorarlberger Nachrichten", der „Furche" und in oberöster reichischen Wochenzeitungen) und gleichermaßen das gesprochene Wort (im Radio Vorarl berg, in Vorträgen vor Volkshochschulen, Bil dungswerken und Akademikerveranstaltungen) zur historischen und politischen Bildung ein gesetzt. Nach seiner Pensionierung zog sich Huebmer in sein Elternhaus nach Vöcklabruck zurück, wo er sein volksbildnerisches Wirken unvermindert fortsetzte. Man hat dieses Wirken auch immer anerkannt; so erhielt er 1936 das Ritterkreuz des päpstlichen Silvesterordens, 1965 den Professorentitel, im selben Jahr die Ehren plakette des österreichischen Rundfunks, 1968 die Ehrengabe für Kunst und Wissenschaft der Vorarlberger Landesregierung und 1973 das Gol dene Ehrenzeichen für Verdienste um die Repu blik Österreich. Harry Slapnicka

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