OÖ. Heimatblätter 1977, 31. Jahrgang, Heft 1/2

nachtsmagazin XIII, zu sehen. Leider konnte mir der genannte Redakteur, mit dem ich mich sofort in Verbindimg setzte, keine besonderen Angaben über diese Truhe machen. Er wußte nur, daß das Möbelstück öfter seinen Besitzer gewechselt hatte und angeblich aus Aurachkirchen stammte. Was nun aber die von mir neuerdings gesehenen Objekte mit diesem Muster anbelangt, so stand Kasten 1, bevor er gekauft wurde, in einem Haus in Tumeltsham (ca. 2 km von Ried i. I. ent fernt). Er hat größte Ähnlichkeit mit dem auf der Abbildung 1 des genannten Berichtes gezeigten; man wird aber bei einem genaueren Vergleich der Muster unschwer gewisse Abweichungen in der Bemalung feststellen können. Der jetzt ent deckte Kasten wurde nur ein Jahr später erzeugt als sein Vorgänger (1797/1796; siehe Abb. 1). Kasten 2 wurde in Peterskirchen, etwa 2 km von Hohenzell entfernt, gekauft. Es ist farblich schö ner als Stück 1; leider kann bei ihm (noch) kein Entstehungsjahr angegeben werden, da der Sammler, der den Kasten erstand, dessen braune Übermalung erst teilweise abgebeizt hat. Kasten 3 steht in einem Bauernhof westlich von Riegerting bei Ried im Innkreis. Wiederum spielte bei seiner Auffindung der Zufall Regie. Der Verfasser photographierte einen alten Bau ernhof und kam dabei mit dem jungen Bauer ins Gespräch, der schließlich in seiner Garage einen Bauernkasten zeigte. Es war — natürlich! — wie der ein „Hohenzeller". Dieser Kasten ist der jüngste, auf den der Verfasser stieß; er stammt aus dem Jahre 1813. Die Bemalung ist noch im mer die gleiche wie bei all den anderen Stücken, neu aber ist die hellblau und weiß schraffierte Umrahmung der Zierfläche und die Kehlung an den Ecken (siehe Abb. 3). Kasten 4 wurde vom höchst erstaunten Verfasser dieser Zeilen in der Lagerhalle eines Antiquitä tenhändlers im Raum von Steyr gefunden. Bei diesem braun übermalten Stück war nur die obere Hälfte abgebeizt, so daß nur eine recht eckige Zierfläche mit Tulpenkrug und Blumen in sehr gutem Erhaltungszustand und farblich recht schön zu sehen war; eine Jahreszahl war nicht vorhanden. Das Rätsel, wieso ein „Hohenzeller" in der Nähe von Steyr zum Kauf angeboten wurde, löste sich rasch, als man im Geschäft auf Befragen erklärte. ein Händler aus Gaspoltshofen hätte diesen Ka sten geliefert. In welchem Ort der Lieferant das Möbelstück erworben hatte, konnte man leider nicht angeben. Das (dort bekannte) Muster be zeichnete man als „Hausruckmuster"! Zusammenfassend muß nun gesagt werden, daß die Vermutung des Berichterstatters, die Möbel stücke mit dem Tulpenkrug wären in Hohenzell hergestellt worden, auch nach dem Auffinden der beschriebenen weiteren Stücke, leider keine Be stätigung erhielt. Wenn man nicht annehmen will, daß das Tulpenkrugmuster in verschiedenen Orten (von verschiedenen Tischlermeistern) zur Verzierung ihrer Erzeugnisse verwendet worden sei, kann eine sichere Antwort auf die Frage nach dem Erzeugungsort auch nun noch immer nicht gegeben werden. So wird man es dem Zufall überlassen müssen, ob vielleicht die Auffindung weiterer Bauern möbel mit dem Tulpenkrug sichere Beweise für die Richtigkeit der Annahme bezüglich der Herkimft der Stücke liefert oder ob sich dann die Theorie als unzutreffend erweist. * Soweit der Bericht aus dem Jahre 1976, der auch schon der Redaktion der „Heimatblätter" vorlag, jedoch dann doch noch einer Erweiterung be durfte. Im Februar 1977 sagte nämlich ein Bauer dem Verfasser, daß im Dachboden des Gutes seines Nachbars — das Anwesen liegt zwischen Pram und Peterskirchen — vier Bauernkästen besich tigt werden könnten; einen oder zwei davon habe die Bäuerin seinerzeit mit dem Heiratsgut auf den Hof gebracht: aus Hohenzell! Der Name des Herkunftsortes erweckte natürlich sofort die Hoffnung, vielleicht wieder einen „Hohenzeller" zu Gesicht zu bekommen. Bei einem Besuch auf dem genannten Bauernhof zeigte sich dann tat sächlich, daß einer der Kästen — er befand sich in recht gutem Erhaltungszustand und stammte aus dem Jahre 1806 — das Tulpenkrugmuster trug (siehe Abb. 2). Der Verfasser glaubt, daß durch die Auffindung dieses letzten (?) „Hohenzellers" seine Theorie bezüglich des Herstellungsortes der Bauernmöbel mit dem Tulpenkrugmuster eine gewisse Bestäti gung erfuhr. Cölestin Hehenw arter

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