OÖ. Heimatblätter 1977, 31. Jahrgang, Heft 1/2

Schalensteine und Klima Mit 1 Diagramm Alles bisherige Wissen über Schalensteine, im besonderen über jene des „Eibensteins", wurde in den Oberösterreichischen Heimatblättern, 23. Jg. (1969), Seite 78 bis 115, von den Verfas sern Ernst Burgstaller, Wladimir Obergottsberger und Karl A. Wagner niedergelegt. Ungelöst blieb das auffallende Vorkommen von Wasser in den Mulden dieser Steine, dies sogar an heißen Hochsommertagen. Diese Erscheinung, die auch an vielen anderen Stellen beobachtet werden kann, soll im Nachstehenden erklärt werden. Die Luft unserer Atmosphäre kann um so mehr Wasserdampf aufnehmen, je wärmer sie ist. Ein Diagramm kann dies am besten zeigen. Als Bei spiel wurden die langzeitigen Mittelwerte im Klima von Wien genommen. Bekanntlich ist der Wechsel von Schlechtwetter- und Schönwetter perioden mit dem Wechsel von Luftmassen ver bunden. Damit ändert sich auch der Gehalt an 700 SO 60 70 60 50 40', relative Luftfeuchte Wasserdampf, der seine größten Werte bei Atlantik- und Mittelmeerluft hat. Im Diagramm entspricht der Wert von 100 Prozent relativer Feuchte dem Taupunkt. Wenn die Temperatur den Taupunkt unterschreitet, setzen sich kleine Wassertröpfchen durch Kondensation an jenen Gegenständen im Freien ab, die infolge der nächtlichen Wärmeausstrahlung stark abgekühlt wurden. Je nach Lage kann die Taubildung schon spät abends einsetzen und bis Mittag andauern. Betrachten wir als Beispiel eine sommerliche Luft mit einem Dampfdruck von 12 mm Hg. Der Tau punkt wird damit bei 14 Grad C erreicht. An solchen Tagen laufen in den Wiener Kaffeehäu sern die Wassergläser an, weil das Wasser im Stadtbereich im Hochsommer bei 12 Grad hat. Häufiger beobachtet wird die starke Betauung der Autos nach klaren Nächten. Wenn also schon in der Niederung die Taubildung so stark ist, muß sie in den Höhenlagen um so ausgiebiger sein, sowohl in der Andauer wie auch in der Stärke. Weil aber das Tauwasser in der Mulde zur Mitte abläuft, ist die mögliche Verdunstungsoberfläche relativ klein. Dazu kommt ein weiterer Gesichtspunkt, der in der Geschichte der Meteorologie erst in diesem Jahrhundert in seiner ganzen Bedeutung erkannt worden ist. In den Schalensteinen ist die Tempe ratur im tieferen Teil niedriger als in der Umgebrmg. Daher kann die Taubildung in der Schale um so häufiger eintreten und damit zur Erhaltung der angesammelten Wassermenge füh ren. Um die Bedeutung solcher mikroklimatischer Verhältnisse besser verständlich zu machen, be darf es einer weiteren Erklärung. In der Natur fließt die durch die nächtliche Ausstrahlung er kaltete Luft von schrägen Flächen ab. Auf diese Weise kommt der Hangwind zustande und in weiterer Folge der bis zum frühen Vormittag an haltende Talwind. In Beckenlagen kommt es zu sogenannten Kaltluftseen. Am Grund der Doline auf der Gsettner Alm bei Lunz in Niederöster reich wurde im Jahre 1932 mit minus 52,6 ein sogenannter Kältepol von Österreich festgestellt. Dieselben Verhältnisse können aber auch im ganz Kleinen von sehr großer Bedeutung sein. Zu Anfang dieses Jahrhunderts regte die bayeri sche Forstverwaltung beim meteorologischen In stitut der Universität München eine Untersu chung darüber an, warum Forstpflanzen, die in Gruben gesetzt werden, so oft dem Frost zum Opfer fallen, solche ohne Gruben aber nicht. Mit diesem Studium wurde der junge Doktor Rudolf Geiger betraut, von dem dann später das umfangreiche Handbuch „Das Klima der boden nahen Luftschicht" erschien. Wegen seiner Be-

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