Der Verfasser, bereits durch mehrere wissenschaftliche Arbeiten zur Orientalistik bekannt, legt hier ein sehr ansprechend gestaltetes Werk vor, das ein buntes Stück Kulturgeschichte aus der Barockzeit lebendig werden läßt. Es handelt sich um die Auswertung der Tagebuch aufzeichnungen des Freiherrn Hans Ludwig von Kuefstein über seine im Auftrag Kaiser Ferdinand II. gelei tete Gesandtschaft an den Hof des türkischen Sultan in Istanbul. Diese Großbotschaft war eine jener aufwendi gen Ambassaden, die zu jener Zeit zur Pflege der diplo matischen Beziehungen zwischen dem Kaiser und dem Padischah gebräuchlich waren. Für uns ist sie zudem interessant, weil der Gesandte nach seiner Rückkehr vom Kaiser zum Landeshaupt mann des Landes ob der Enns ernannt wurde, welches Amt er als Nachfolger von Adam Graf Herberstorff 1630 bis 1656 innehatte. Wir erfahren in dieser Publika tion auch viele bemerkenswerte Fakten aus seinem Leben, z. B. über den Übertritt zum katholischen Glau ben 1627, aber auch kulturhistorische Details. Die An führung der Nebengeschäfte, die er zu erledigen hatte, ist nicht minder interessant wie der eigentliche Auf trag, so z. B. die Beschaffung von Anemonensamen und anderer damals gerade aufgekommener Modeblumen, verschiedener Drogen usw. Von besonderem Reiz sind die genau beschriebenen Farbtafeln, fast originalgroße Wiedergaben von zwölf Gouachebildern, die von einem Maler geschaffen wur den, der gleichsam als „Bild-Berichterstatter" mit auf der langen und gefahrvollen Reise war. D. Assmann Hans Mairhofer-lrrsee: Der Riese von Lengau. Salzburg 1976 (Verlag Alfred Winter), 84 Seiten mit vielen Abb., 12 X 26 cm, S 128.—. Dieses durch sein ungewöhnliches Format auffallende Büchlein beschäftigt sich auch mit etwas Ungewöhnlichem: mit dem „Riesen" Franz Winkelmaier, der die mehr als ungewöhnliche Körpergröße von 2,58 m erreichte. Der Verfasser, der bekannte Bildhauer und Gründer des Irrseer Heimathauses, sammelte in sorgfältiger Weise die verschiedensten Informationen und Bilder und besuchte alle jene Personen, die aus mündlicher Überlieferung, einige sogar als Augenzeugen den „Franzi" kannten. Das Leben dieses einfachen Lengauer Bauernkindes, das schließlich in halb Europa als „größter Mensch der Welt" bestaunt wurde, war keineswegs leicht und so mag sein früher Tod — er starb, erst 27jährig, am 24. August 1887 — für ihn geradezu eine Erlösung gewesen sein. In vielen Photographien, Zeitungsbildern und -berichten und so manchen Kuriositäten am Rande, nicht zuletzt mit einem flott und gut geschriebenen Text wird das Leben des Lengauer Riesen in origineller Weise dargestellt. D. A. Elli Zenker-Starzacher: Der Senavogel und andere Kärnt ner Märdien. Klagenfurt 1975 (Verlag Johannes Heyn), 284 Seiten mit vielen Illustrationen. S 135.—. Volksmärchen werden im Vorwort dieser bemerkens werten Veröffentlichung als „Erzählungen" mythischen Inhalts, die aus der mündlichen Überlieferung stammen" definiert. Die Titelfigur, der „Senavogel" — eines der 18 sowohl in Kärntner Mundart wie in hoch deutscher Übertragung aufgezeichneten Märchen — ist dabei dem Sinne nach mit dem unsterblichen Phönix gleichzusetzen, von dem das Grimmsche Märchen „Der goldene Vogel" erzählt. So wie eben dieser Phönix aus der Asche zu neuer Schönheit steigt, so werden uns hier, angepaßt an die Kärntner Umwelt, Märchengestal ten in abgewandelter Form wiedergegeben. Die Gegen überstellung Mundart und hochdeutsche Übertragung spricht eindeutig zugunsten der Mundart, die für so manches treffendere Ausdrücke hat als die Hochsprache. Jedes Märchen wird in einem „Nachwort" am Schluß des Bandes kurz erläutert; desgleichen werden jeweils der Gewährsmann und frühere Aufzeichnungen ange geben. Nach einigen Erklärungen zur Kärntner Mundart folgt ein kurzes Glossar der Dialektausdrücke. Die vie len Illustrationen von Gertrud Putscher-Kallab ergän zen die liebevolle Bearbeitung der Märchen. Diese Publikation bietet sowohl für den Laien wie für den Fachmann eine sehr wertvolle Bereicherung der an guten Märchendarstellungen ohnehin nicht reichhaltigen Literatur. D. Assmann
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