OÖ. Heimatblätter 1976, 30. Jahrgang, Heft 3/4

In seinem Rückblick und Ausblick wird der Autor — in seinen Ausführungen mehr von Naturliebe und Heimat gefühl, denn von wirtschaftlichen Realitäten geleitet — bei Waldbesitzern und Forstleuten nicht vorbehaltlos akzeptiert werden können. Dennoch ist seine Forstge schichte auch der Fachwelt, insbesondere dem an der historischen Wechselbeziehung zwischen Wald und Mensch Interessierten, eine wichtige Fundgrube. In einem Anhang skizziert Koller das Werk des vor etwa 140 Jahren wirkenden bedeutendsten Salzkammergut-Forstmannes Maximilian von Wunderbaldinger. Die Taxation des Kobernaußerwaldes aus 1866, ein Register und die Triftgewässerkarte des Eisenkammergutes so wie schließlich ein interessanter, wenn auch nicht un bedingt landesrepräsentativer Bildteil ergänzen die Ge schichte unserer Wälder, die heute mehr denn je — wie schon in der Hochfürstlich Passau'ischen Wald- und Forstordnung von 1762 so bezeichnet — „ein unwidersprechlicher, allgemeiner Schatz" sind. Sepp Baldinger Mitteilungen des österreidiisdien Staatsarchivs, hrsg. von der Generaldirektion, Band 28, Redaktion Gerhard Rill und Christiane Thomas, Druck und Ver lag Ferdinand Berger und Söhne OHG, Wien 1975, 556 Seiten. Die Festschrift für den Generaldirektor des österrei chischen Staatsarchivs Walter Goldinger (* 1910) ent hält schon im Abschnitt „Planung, Technik und Praxis im Archivwesen" einen ausführlichen Bericht über „Das Werden und Wirken eines Kommunalarchivs. Städtische Archivarbeit in Linz" von Archivdirektor Wilhelm Rausch. Nach einem kurzen Überblick über die Ver wahrung von Urkunden und Akten in früheren Jahr hunderten und über die Tätigkeit der städtischen Regi straturen (speziell Leopold Joseph Sints) gibt der Verf. aus eigenem Erleben eine Schilderung des Stadtarchivs Linz unter wissenschaftlicher Leitung und beschreibt im Abschnitt „Das Archiv der Stadt Linz seit 1962" (Jahr der Verselbständigung) die beiden Abteilungen, das Hi storische Archiv und das Verwaltungsarchiv sowie das Referat Dokumentation. Im Abschnitt „Archivare" veröffentlicht der Direktor des Oberösterreichischen Landesarchivs, Hans Sturmherger, einen ausführlichen Beitrag über „Ferdinand Krackowizer als Archivar" und ergänzt damit wesentlich die bis herigen Angaben über das Wirken des ersten Leiters seines Institutes (1896 bis 1903, -H 1933). Damit ist ein Mitglied einer weitverzweigten oberösterreichischen Fa milie nicht nur als Dichter und Humorist oder als Samm ler, sondern auch als Wissenschaftler und Organisator gewürdigt worden, auf dessen Fundamenten dann Ignaz Zibermayr aufbauen konnte. Von den anderen Beiträgen des voluminösen Bandes sei Helmuth Veigls Arbeit über „Das Archiv für Nieder österreich und seine Archivare" herausgegriffen, da diese auf Verhältnisse im Nachbarland Bezug nimmt, die auch für Oberösterreich interessant sind. Auf die Fülle der anderen Aufsätze über Archivbestände, Archiv und Ver waltung, Archivgeschichte usw. kann hier nicht eingegan gen werden, unter den Rezensionen ist auf ein Sammel referat von Max Weltin über sozial- und wirtschafts geschichtliche Studien hinzuweisen, die auch Oberöster reich betreffen. Georg Wacha Manfred Brandl: Der Kanonist Joseph Valentin Eybel (1741—1805). Sein Beitrag zur Aufklärung in Österreich. Eine Studie in Ideologie (= Forschung zur Geschichte der katholischen Aufklärung, Bd. 2). Steyr 1976 (Wil helm Ennsthaler), 288 Seiten. Verhältnis von Papst und Konzil, die Rolle des Papstes in der Kirche, seine Unfehlbarkeit, Wahl von Bischöfen und Pfarrern, Infragestellung von Mönchtum, Ohren beichte und Ablaß, — das sind Themen, die — heute wieder aktuell gemacht — von den Publizisten der Auf klärung des 18. Jahrhunderts gern erörtert und hoch gespielt wurden. Einer der eifrigsten Schreiber jener Zeit war Joseph Valentin Eybel, in seiner Jugend kurze Zeit Jesuit, dann, nach juristischem Studium bei Sonnen fels, Martini und Riegger in Wien, von 1773 bis 1779 Prof. für Kirchenrecht an der Universität der Hauptstadt. Wegen seiner „Einleitung in das katholische Kirchen recht" (1777/79) wurde er 1779 abberufen und als Land rat und Referent für Kirchenfragen an die Regierungsbe hörde in Linz versetzt. Hier gehörte er nicht nur zur Klosteraufhebungskommission für Oberösterreich, deren Tätigkeit ihm offenbar ein besonderes Herzensanliegen war, sondern hier schrieb er auch seine vielen für brei tere Kreise gedachten polemischen Schriften über hier archische Strukturen und kirchliche Frömmigkeitspraxis. Das größte Aufsehen erregte seine Broschüre „Was ist der Papst?" (1782), die anläßlich des Besuches Papst Pius' VI. bei Kaiser Joseph 11. erschien. An zweiter Stelle ist seine Schrift gegen die „Ohrenbeichte" (1784) zu nennen; aber auch die „Sieben Kapitel von Kloster leuten" (1782) wurden begierig aufgenommen. Ent sprach letztere durchaus der Klosterpolitik des Kaisers und seiner Regierung, so war das offizielle Wien von dem Angriff auf die Ohrenbeichte peinlich berührt. Der Verfasser der Eybel-Monographie, Manfred Brandl, ist mit der Neubearbeitung von Hugo Hurters „Nomenclator literarius theologicae catholicae" betraut. Diese Tatsache ist dem vorliegenden Buch sehr zustatten ge kommen und auf Schritt und Tritt zu spüren. Denn nur wenn man die zahlenmäßig stark vertretenen zeit genössischen theologischen Autoren verschiedenen Ran ges und ihre Publikationen kennt, wenn man es nicht unterläßt, die damals ins Kraut schießende Broschüren literatur aufzuspüren, und den Rezensionen über die literarischen Neuerscheinungen des ausgehenden 18. Jahr hunderts nachgeht, ist man — wie der Verfasser — in der Lage, die Schriftstellerei Eybels in die zeitgenössische Kanonistik einzuordnen, seine Vorbilder und seine Wir kung in Zustimmung und Ablehnung festzustellen. Das sichere und begründete Urteil des Verfassers verdient dabei hervorgehoben zu werden. Das Ergebnis der Untersuchung ist für den österrei chischen Kanonisten der späten Aufklärungszeit nicht

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