OÖ. Heimatblätter 1976, 30. Jahrgang, Heft 3/4

Materials darlegt oder zumindest neu formuliert und in die größeren Zusammenhänge einordnet. Dabei — und das sei ebenfalls hervorgehoben — versteht es der Ver fasser, nüchterne Fakten äußerst lebendig darzulegen, so daß nicht nur der Fachhistoriker, sondern jedermann, der sich für die Geschichte dieser Zeit und im beson deren für unsere Landesgeschichte interessiert, begeistert in diesem Buch zu lesen vermag. Der reiche Anmerkungsapparat ist geschlossen am Ende des Werkes gesammelt. Ein ausfuhrliches Personen- und Ortsnamenregister macht es auch zu einem großartigen Nachschlagewerk. Die einzelnen Haupt- und Unterkapi tel lauten; Der „Alba" des Landes ob der Enns; Der Kon vertit (Der steirische Edelmann, Aufstieg in Pfalz-Neu burg, Von Neuburg ins Land ob der Enns); Des Herzogs von Bayern Statthalter (Auf der Burg zu Linz, Im LigaHeer, Zwischen Kurfürst und Kaiser); Religionsreforma tion und Aufstand der Bauern (Die Gegenreformation des Kaisers, Im Bauernkrieg, Die Zeit nachher); Land mann und Landeshauptmann („Des Grafen von Herberstorff Land", Im Dienste des Kaisers, Das Ende); Mensch in der Zeit. Dietmar Assmann Georg Crülh Bauernhaus und Meierhof. Zur Geschichte der Landwirtschaft in Oberösterreich (= Forschungen zur Geschichte Oberösterreichs, Bd. 13; hrsg. vom Ober österreichischen Landesarchiv). Linz 1975, 359 Seiten, 18 Abb. Ln. S 298.—. Wenige Wochen nach Vollendung seines 75. Lebensjah res ist Prof. Georg Grüll, der Autor des vorliegenden Werkes in einer ansehnlichen Reihe von Büchern zur Landesgeschichte von Oberösterreich, am 18. September 1975 in Linz verstorben. Noch im selben Jahr erschien in den vom OÖ. Landesarchiv herausgegebenen „For schungen zur Geschichte Oberösterreichs" der 13. Band dieser Reihe, sein letztes großes Werk zur Geschichte der Landwirtschaft in Oberösterreich „Bauernhaus und Meierhof", das der Entwicklung der oberöster reichischen Landwirtschaft gewidmet ist und eine Jahrzehnte währende Arbeit auf diesem Gebiet ab schließt. Georg Grüll war als Landlehrer durch so man che Jahre in engerem Kontakt mit der Bauernbevölke rung gestanden und dies noch zu einer Zeit, in der sich entscheidende Veränderungen bäuerlicher Wirt schaftsweise, wie soziokulturelle Verhältnisse unserer Landbevölkerung, erst anzubahnen begonnen hatten. Dies verschaffte ihm, wie Alois Zauner in seinem Nach ruf auf den Autor schreibt (OÖ. Heimatblätter, Jg. 29, 1975, Heft 3/4) das notwendige Einfühlungsvermögen und erleichterte ihm die Interpretation der Quellen zur Geschichte der oberösterreichischen Landwirtschaft. Die ses sein jüngstes und letztes Werk ist, wie der Autor selbst in der Einleitung hiezu erklärt, „als ein weiterer Beitrag zur Sozial- und Wirtschaftsgeschichte des Bau ernstandes in Oberösterreich" geschaffen worden. Die Arbeit soll seine früher erschienenen Bücher „Die Robot in Oberösterreich" (1952), „Bauer, Herr und Landes fürst" (1963) und „Die Bauern im Land ob der Enns am Ausgang des 16. Jahrhunderts" (1969) ergänzen und weiter abrunden. Dieses sein posthum erschienenes Buch will wie dessen Vorgänger „als Beitrag zu einer Gesamt geschichte des Bauernstandes in Oberösterreich" gelten. Dem Bauerntum und der alten Landwirtschaft und ihrer Aufwärtsentwicklung dm 18. Jahrhundert, deren Schwie rigkeiten und Hindernisse, den bäuerlichen Gehöften und deren Ausbau im 18. und 19. Jahrhundert, wie den herr schaftlichen Meierhöfen und Zehenthöfen widmet Grüll in bekannt gründlicher Weise, auf notwendigen Quel lenstudien fußend, eindrucksvolle Darstellungen. Den irrigen Ansichten über Alter und Entstehung unserer Vier kanter tritt Georg Grüll schon in der Einleitung zu sei nem Buch beweiskräftig entgegen. Die Bezeichnung „Vierkanter" wurde übrigens erst von Gustav Bancalari 1893 geprägt. Jeder oberösterreichische Volksbildner und Heimatpfleger müßte Georg Grülls letztes Werk zu seinem persönlichen Bücherbestand zählen. A. S. Volker Lutz: Der Aufstand von 1596 und der Bauern krieg von 1626 in und um Steyr. Steyr 1976, 115 Seiten, 10 Bildtafeln. (= Veröffentlichungen des Kulturamtes der Stadt Steyr, Folge 33). Dr. Volker Lutz, der Leiter des Kulturamtes der Stadt Steyr, hat verdienstlicherweise das Bauernkriegsgedenk jahr zum Anlaß genommen, eine Monographie der Rolle der landesfürstlichen Stadt Steyr in den Wirren von 1596 und 1626 zu widmen. Dabei konnte das aus der nicht eben spärlichen Literatur bekannte Geschichtsbild durch archivalische Angaben zumeist aus dem reichhaltigen Steyrer Stadtarchiv wesentlich abgerundet werden. Albin Czernys Bauernkriegswerke, Jakob Zetls gleichzeitige Chronik, Ernst Kammerhofers Dissertation zum Thema aus dem Jahr 1949, Erlefried Krobaths in der gleichen Reihe früher erschienenen Lieferungen zur Bürgermei stergeschichte von Steyr, Valentin Preuenhuebers Annalen, die aber nur bis 1622 reichen, Stieves Bauernkriegs werk hatten ja schon wertvolle Einblicke in die The matik auch für Steyr geboten. Lutz schickt eine kurze Darstellung des Bauernkrieges von 1525 voraus (S. 5—7) und beschreibt dann den Auf stand von 1596/97 (S. 8—23). Der Tumult im Schloß zu Steyr und dessen blutige Bestrafung, welche ein Fanal für Erhebungen im Traunviertel war (vgl. S. 10 ff), ist auch dargestellt in Josef Ofners (f 1973) letztem Werk (Großraming. Geschichte einer Bergbauerngemeinde im Ennstal, hg. M. Brandl, Großraming 1975, S. 80 bis 82). Die Schilderung Steyrs zwischen den Bauern kriegen (S. 24—30) geht vor allem auf die immer schlechter werdende wirtschaftliche Lage ein. Die bayerische Pfandherrschaft und die in ihr 1624 be gonnene Rekatholisierung werden beschrieben (S. 31 bis 39), um die spätere Stellungnahme der Stadt zu gunsten der aufständischen Bauern plausibel zu machen. Die Rekatholisierung, welche auf größten Widerstand stieß, die freiwillige Abwanderung so vieler Familien, die protestantisch bleiben wollten, die mißliche Lage im Eisenwesen — 1625 mußte die Innerberger Hauptge werkschaft gegründet werden — das kennzeichnet die

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