OÖ. Heimatblätter 1976, 30. Jahrgang, Heft 3/4

Schrifttum Karl Eichmeyer, Helmuth Eeigl, Rudolf Walter Lilsdiel: Weilß gUt die See! und auch das Guet. Oberösterreichiscbe Bauernaufstände und Bauernkriege im 16. und 17. Jahrhundert. Linz 1976 (Oö. Landesverlag), 176 Sei ten, 5 Farbtafeln und 73 Schwarzweißabbildungen, 8°. S. 278.—. Dieses Buch ist aus Anlaß des 350. Gedenkjahres des oberösterreichischen Bauernkrieges erschienen und setzt sich aus drei verschiedenen Beiträgen zusammen. Der erste vom evangelischen Pfarrer i. R. Karl Eichmeyer trägt den Titel: „Reformation und Bauernkriege in Oberösterreich" (7—66). Er bietet einen Überblick über das ganze Saeculum vom Auftreten Luthers bis zum großen Bauernkrieg des Jahres 1626 und zu den folgen den schwächeren Aufständen von 1632 bis 1636. Sein Verfasser ist der Auffassung, daß das religiöse Moment eindeutig die Hauptursache des Aufstandes war (61), und daß dieser daher nicht ohne Kenntnis von Reformation und Gegenreformation und der vorhergehenden Bauern unruhen verständlich sei (9 f). Beide stehen daher auch im Mittelpunkt der Darstellung, wobei aber wegen der engen Verbindung von Konfession und Politik auch die übrigen Bereiche nicht zu kurz kommen. Gelegentlich werden auch allgemeinere Erkenntnisse formuliert und aktuelle Bezüge hergestellt. Irrig ist nur die Ansicht, die Stände hätten die Erlaubnis gehabt, das Strafgeld auf die Untertanen zu überwälzen (56). Unter dem Titel; „Die wirtschaftlichen und rechtlichen Verhältnisse der Bauernschaft Ober- und Niederöster reichs im 16. und in ider ersten Hälfte des 17. Jahrhun derts" (69—98) bietet anschließend Helmut Eeigl eine Analyse der Situation auf dem Land. Er behandelt die ständische und vermögensmäßige Schichtung der Land bevölkerung sowie die Bedeutung der Grundherrschaft für ihre Untertanen. Neben den verschiedenen Leistun gen, welche die Bauern zu erbringen hatten, widmet er auch den Steigerungen derselben dm Laufe ides 16. Jh. ein eigenes Kapitel. Da die Verhältnisse in Niederöster reich, die von denen unseres Bundeslandes doch etwas verschieden waren, mit ihnen gemeinsam behandelt wer den, ist dieser Beitrag zwar hervorragend dazu geeignet, sich ein allgemeines Bild zu machen, nicht aber dazu, sich über die Ursachen der verschiedenen oberösterrei chischen Aufstände im einzelnen Klarheit zu verschaffen. Der letzte Beitrag von Rudolf Walter Litschel, „Die kriegerischen Auseinandersetzungen in Oberösterreich 1595 bis 1636" (99—168) legt das Hauptgewicht auf die Schlachten der Bauernkriege, schildert aber auch die dazwischenliegenden militärischen Ereignisse und Trup penbewegungen, wie den Einfall des Passauer Kriegsvol kes 1610/11 und den Einmarsch des bayerischen Her zogs 1620. Die Beurteilung des Vorgehens Herberstorffs auf dem Haushamer Feld berücksichtigt allerdings noch nicht die neuen Ergebnisse des am Ende zitierten Buches von Sturmberger. Das Heerwesen der Bauern kommt sehr schlecht weg, wenn es wie hier mit dem Maßstab einer regulären Armee gemessen wird. Uber den Sturm auf Linz vom 21. Juli hat es sehr bald sich widerspre chende Gerüchte gegeben. L. gibt hier die Darstellung Heilmanns aus dem 19. Jh. wieder ohne die Quellen kritik Stieves nutzbar zu machen. Besonders hervorzuheben ist der ausgezeichnete Bild teil. Bei Nr. 46 wäre wohl anzugeben gewesen, daß die ses Gemälde erst aus der Mitte des 18. Jh. stammt. Da Eichmayer von vorneherein keine Ereignisse aufzäh len, sondern die Menschen von damals verstehen und Zusammenhänge deuten wollte (10) und Litschel alle nicht militärischen Ereignisse, die Verhandlungen, die Aktivitäten des Wiener und Münchener Hofes und ihrer Kommissäre, aber auch der Stände ausgeklammert hat, bietet das Buch nur eine sehr fragmentarische Zusam menfassung der Ereignisse von 1626. Dies gilt in noch viel stärkerem Ausmaß für idie übrigen Bauernunruhen. Trotzdem erfüllt das Werk sehr gut seinen Zweck: an läßlich des Gedenkjahres eine allgemein verständliche erste Einführung in die Zeit der Bauernkriege mit ihren wichtigsten Problemen zu geben. Alois Zauner Hans Sturmberger, Adam Graf Herberstorff. Herrschaft und Freiheit im konfessionellen Zeitalter. Wien 1976 (Verlag f. Geschichte und Politik), 518 Seiten, 18 Abb., Ln. S 380.—. Unter den Publikationen, die anläßlich des Gedenk jahres zur 350. Wiederkehr des Oberösterreichischen Bauernkrieges von 1626 herausgebracht wurden, ist ne ben dem Katalog für die Landesausstellungen im Linzer Schloß und in Scharnstein dieses Werk besonders her vorzuheben. Der Verfasser, Direktor des Oö. Landesarchivs und Honorarprofessor an der Universität Salz burg, ist als profunder Kenner jener Epoche bereits bestens ausgewiesen. Hat er z. B. mit der 1953 erschie nenen Biographie des Georg Erasmus Tschernembl bereits eine großartige Leistung erbracht, so überbietet er sie mit seinem neuen Werk insofern, als es nicht nur eine mehr oder minder lokalbezogene Biographie ist, sondern unser relativ kleines Land inmitten der welt geschichtlich bedeutsamen Wirren des Dreißigjährigen Krieges zeigt. Herberstorff — das ist gelegentlich immer noch geradezu ein Synonym für Willkürakte, Bauernfresser, Unterdrükkung etc. Sturmberger geht als Wissenschaftler emo tionslos an die historischen Fakten, die er auf Grund um fangreicher Archiv- und anderer Quellenstudien wesent lich bereichert. Selbst der Geburtstag Herberstorffs war bisher nicht genau bekannt; der Autor hat ihn in einem Keplermanuskript gefunden (15. April 1585; Schloß Kais dorf bei Hz in der Oststeiermark). Das „Frankenburger Würfelspiel", das dem Statthalter vielfach als beispiel loser Willkürakt angelastet wird, ist nach genauer Dar legung der damaligen Rechtspraktiken und Kriegsbräuche auch nicht mehr nur als „infernalische Grausamkeit" zu bewerten. Herberstorffs Leistungen als Landeshaupt mann werden ebenso aufgezeigt wie so manche persön liche Machenschaften. Es würde zu weit führen, auch nur die wichtigsten Stationen des Lebens und Wirkens Herberstorffs anzu führen, die der Autor an Hand des neu aufgefundenen

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