OÖ. Heimatblätter 1976, 30. Jahrgang, Heft 3/4

Oft ist der Teufel auf dem Pfermingberg spazie ren gegangen. Da war er als Jäger verkleidet, hatte eine endslange Flinte geschultert und eine riesige gekrümmte Hahnenfeder auf dem flotten Hut. Wer sich getraut hat, näher hinzusehen, hätte bemerken müssen, daß der eine Fuß ein richtiger Pferdefuß war. Bei diesen Gängen über den Berg hat er meistens „a recht a stingade Zigarrn" geraucht. Einmal hat sich der JagerTeufel an eine Bauerndirn herangemacht. Der Jager hatte ihr mit seiner ansehnlichen Gestalt und seinem einschmeichelnden Wesen nicht schlecht gefallen, mehr noch, sie war ganz be nommen. Und so hat sie ihm zugesagt, ihn abends bei der Kammertür einzulassen. Als dann im Morgengrauen der Liebhaber bei der Tür hinausging, bemerkte sie den Pferdefuß. Also war es der Teufel gewesen! Und dieser Teufel hatte versprochen, wieder zu kommen! Nein, das durfte nicht sein. Zu Tode erschrocken suchte sie Tauran und Hidritod und steckte es vor Tür und Fenster. Als dann in der nächsten Nacht der Teufel wieder kam, mußte er vor diesen Ab wehrmitteln kehrt machen. Zornig ging er davon und jammerte in einem fort, daß es man weit hin hörte: „Tauran und Hidritod hat mi um mei Schatzerl bracht". Mit diesen Worten beginnt auch ein Volkslied, das im Waldviertel gesun gen wird. Unter Tauran ist der Andorn zu ver stehen, auch Brustkraut oder Helfkraut genannt. Unter Hidri, abgeleitet von Hütterich, versteht man allgemein das Arsenik. Aber ein Hidrikraut gibt es nicht. Offenbar handelt es sich um eine Namensumdeutung. Es gibt nämlich eine Pflanze, die Widertod heißt, es ist dies Asplenium Trichomanes L., das Frauenhaar. Dieses Widertod ist ein Abwehrmittel und heißt im unteren Mühl viertel auch Widritod". Viel übler ist es in finsterer Nacht einer anderen Dirn ergangen. Diese war am dunklen Abend der Thomasnacht, also zur ersten Rauhnacht, ins „Griabambeidln" gegangen''. Weil dann die Dirn nicht zur Zeit zurückkam, ging der Bauer mit einer Laterne nachschauen. Er fand nur noch einige Fetzen von ihrem Kleid in den Ästen des Kriecherlbaumes. Da war wohl die Dirn nicht rechtzeitig heimgegangen. Denn nach dem AveLäuten beginnt die Macht des Teufels, der die Säumige gepackt und mit ihr zwischen den Ästen des Baumes in die Höhe gefahren war. Ein Bauer auf dem Pfenningberg war einmal in einer großen Geldverlegenheit. Da hat er so vor sich hingeseufzt: „Wann ma nur da Teufl holf!" und schon war er da, der Gangerl, und versprach dem Bauer einen Hut voll Dukaten, wenn er ihm die Seel verschreibt. Den Hut müsse der Bauer ganz oben auf dem Dachfirst aufstelln. Der Bauer überlegte, wie er den Teufel drankriegen könnte. Er hob einen Firstziegel aus und stellte in das Loch einen Hut, dem er zuvor den Boden weggeschnitten hatte. Der Teufel konnte gar nicht genug Dukaten in den Hut werfen, er brachte den Hut nicht voll. Damit blieben dem Bauer seine Seel und ein Haufen Dukaten dazu. So mag man eben manchmal von einem „dum men Teufel" reden. Alois Topitz " Siehe: Die Volksnamen der niederösterreidiischen Pflanzen, von F. Höfer und M. Kronfeld, Wien 1889, S. 16 erscheint Widritod für die Gegend St. Nikola an der Donau von meinem Vater angeführt. ' Früher durften die bäuerlichen Dienstposten nur ein mal im Jahr gewechselt werden, dies war am Licht meßtag. Sechs Wochen vorher mußte gekündigt wer den, das war am Thomastag. Nach altem Brauch schüt telte eine Dirn den Zwetschken- oder Kriecherlbaum und sagte: „Griabam, i beidl di, heiliger Thomas, i bitt di, laß ma a Hunderl kalln, wo ri mi nächst Jahr tua aufenthaldn!" Die Richtung des Hundegebells zeigte an, wo man nach einem neuen Dienstplatz fragen soll. Auf dem Pfenningberg ging man zum Ave-Läuten ins Griabambeideln. Man loste nach der Richtung des ersten Ave-Läutens.

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