den. Wenn man schreit, muß man dabei Worte verwenden, womit mair zum Schimpfen und Flu chen kommt. Die älteste Straße von Katzbach nach Gallneukirchen ging in einer Geraden vielmals bergauf und bergab. Bei den schwierigen steilen Straßen stücken mußte also viel gescholten und geflucht werden, was man in der Gegend „einen Teufel eingraben" nannte. Also waren bei den steilen Stellen „viele Teufel begraben". Der Teufel war ja auch ein Helfer in der Not. Man mußte ihm nur seine Seele verschreiben. Über diese alte Gallneukirchner Straße zog oft die „wilde Jagd". Der Wagen des Teufels war schwarz und war schwerer als der stärkste Faßzieherwagen von Linz. Ein Paar rabenschwarzer Pferde zog den Wagen in wilder Fahrt über Stock und Stein unter Gepolter und Getöse, unter Prasseln und Krachen bei einem schauer lichen Windesheulen über den Pfenningberg. Im Wagen saß stets eine ganze Bande von Teufeln. Der Oberteufel saß rittlings auf einem Pferd, aber verkehrt, mit dem Gesicht „hintnach". Während sich die lauernden Teufel im Wagen mit ihren „feuranen" Eisengabeln ganz still ver hielten, trieb der Oberteufel mit schauerlichen Rufen: „tschihüüü! tschihüüü!" die Rösser an, daß von den Hufen die Funken stoben. So gings dahin mit einem „Endskrawall". Zurück blieb ein schauderhafter Gestank mit einem beißenden Schwefelgeruch. Oft ging die wilde Fahrt in die „Höllweinzn", eine Höhle, die „herowärts Banglmoarn"^ gele gen ist. Sobald der Teufel näher kam, gingen die Felsen auf, um sich gleich hinter dem Wagen wieder zu schließen. Aber der Teufel fuhr in dieser Höhle viel tiefer in den Berg hinein, als man sehen konnte. Denn dort war seine Hölle®. Ein paar Lausbuben haben einmal geglaubt, sie könnten den Teufel hansein, weil er immer nur „tschihüüü!" rief. Denn ein richtiger Fuhrwerker darf nicht immer „hüüü" schreien, er muß auch „hot" rufen, sonst kommen die Rösser von der Bahn ab. Denn hüü heißt links, und hot heißt rechts. Also versteckten sich die Fratzen hinter einer Stauden der alten Gallneukirchner Straße und riefen dem Oberteufel beim Erscheinen der wilden Jagd zu, er solle doch „tschihot!" rufen. Da fing der Oberteufel sofort schrecklich zu plärren an: „tschihooot! tschihooot!" und fuhr sogleich von der Straße weg nach rechts mit Lärm und Gestank über den Wald hinüber, daß sich durch den Windstoß „bis weit hindan" die Wipfel bogen und einige Bäume splitterten. Beim „Habern", einem Bauernhaus, das seit dem Anfang dieses 20. Jahrhunderts im Verfall ist, hat der Bauer einmal ein Faß Most verkauft, das er wegen seiner Schwere nicht über die Keller stiege heraufbrachte. „Wann nur hiatzt da Teifl kam und helfat!" sagte der Bauer zum Spaß. Und hui, war der Teufel auch schon da und rief: „Gehts wegga alli!" Worauf er sich reiderisch auf das Mostfaß setzte und es aus dem Keller herausritt^. Da hat einmal ein Wilderer dem Teufel seine Seele verschrieben. Dafür sollte er sich verwan deln können, um beim Wildern nicht vom herr schaftlichen Jäger erwischt zu werden. Als er eines Tages unverhofft dem Jäger in die Quere kam, verwandelte er sich rasch in einen Baum strunk. Aber auf diesen setzte sich dann der Jäger, stierte seine Pfeife aus und putzte sich den Pfeifenstiere fleißig an dem Stocke ab, wo bei er auch mehrmals ins Holz hineinstach. „Dös tat i mei Lebtag nimmer!" soll der Wilderer später erzählt haben. Nach dem Gebetläuten am Abend, da fing „dem Teufel seine Macht" an und dauerte bis zum Gebetläuten in der Früh. Gar manchmal hat ein Bauer am Morgen seine Rösser schwemmnaß im Stall vorgefunden, wenn sie wieder einmal der Teufel heimlich für eine wilde Nachtfahrt geholt hatte®. Aber nur Rappen konnte er brauchen, Schimmeln und Bräunin hat er nicht genommen. ^ Der Bangelmaier-Hof. ® Der Sage nach ging von dieser Höhle ein unterirdischer Gang zu den Burgen Steyregg, Riedegg und Wildegg. ^ Nach der Sage vom Doktor Faust war dieser zu Leipzig im Auerbachs-Keller auf einem vollen Weinfaß heraus geritten. ' Ähnlich der Aberglaube, daß der Schradl, ein Wald geist, schuld sei, wenn die Hühner am Morgen etwas zerrupft aussehen. Dann gibt man ein Laub vom Schradlbaum vor den Stall zur Abwehr. Schradl ist die Stechpalme (Hex aquifolium), die einst bei uns ganze Wälder gebildet hat.
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