OÖ. Heimatblätter 1976, 30. Jahrgang, Heft 3/4

(Bäcker) bis April 1602 20mal, Margaretha und Leonhard Mitereder (Weber) bis März 1602 ins gesamt 27mal und Martha und Joachim Reder 25mal. Die Wirte koimten im allgemeinen damit rechnen, daß sie einen Teil der Ausgaben, die eine Patenschaft mit sich brachte^®, durch das Taufmahl in ihrer Taverne wieder wettmachten. Bei den Handwerkern fällt dieser Vorteil weg. Ein angesehenes Ffarrmitglied wird als Taufpate wohl sehr erstrebenswert gewesen sein, zumal da man sich dessen spätere Fürsprache für das Kind sichern wollte. Die Suche nach geeigneten Gevat tern hat sich jedoch bereits 1602 erschwert, weil sechs besonders geeignete Personen ausfielen. Das Ehepaar Haßisteiner ist nach Neufelden ge zogen, das Bäckerehepaar Grueber dürfte zumin dest vorübergehend ausgewandert sein, desglei chen wahrscheinlich auch die Familie Mittereder^'^. Um diesen „Patenengpaß" zu überwinden, sprang der Pfarrer selbst helfend ein. Im zwei ten Halbjahr 1602 übernahm er sechsmal die Patenschaft, vorwiegend bei den sogenaimten illegitimen Kindern. Auf den letzten Seiten des Taufbuches hat er fein säuberlich seine „Gödn" verzeichnet (insgesamt 13), von denen aber nicht alle in Altenfelden getauft worden sind^®. Eine genaue Aufschlüsselung des zweiten Tauf buches wird noch besser Auskunft geben, wer und wieviele Menschen im Zuge des dritten Bau ernkrieges ausgewandert oder gefallen sind. Da neben kann es aber auch Rückschlüsse auf die Größe einer Normalfamilie jener Zeit erlauben und wird eine genaue Statistik der Kindersterb lichkeit bieten köimen, weil ab 1647 auch die Todesfälle in der Pfarrgemeinde verzeichnet sind. Die durchschnittliche Lebenserwartung kann er rechnet werden. Namenforschrmg sind Tür imd Tor geöffnet, soziale und vertikale Mobilität der ländlichen Bevölkerung des 17. Jahrhunderts er hellt aus diesen Quellen. Darüber hinaus ergeben sich noch eine große Anzahl von Details, die alle noch der Erforschung harren^®. Doch zurück zmn ältesten Taufbuch des Mühl viertels: Die Uneinheitlichkeit der Eintragungen sowie das ungewöhnlich kleine Format imterstreichen die Pionierleistung des Altenfeldener Pfarrers. Es hat ihm ganz offensichtlich an geeig neten Vorbildern gefehlt, und es ist durchaus nicht auszuschließen, daß die Anlage des Buches auf Eigeninitiative des Sebastian Kugelmann be ruhte. Wäre eine allgemeine Order von Seiten des Passauer Bistums erlassen worden, darm müßten doch in den gleichfalls passauischen Nachbar gemeinden ebenfalls derlei Matrikeln angelegt worden sein, denn es ist kaum anzunehmen, daß alle verlorengegangen sind. Wie schon oben an gedeutet, war der Zweck des Buches ein rein praktischer, der sich aus den Umständen der Zeit ergeben hat. " Amand Baumgarten, Aus der volksmäßigen Über lieferung der Heimat. Geburt, Heirat, Tod. In: Jb. d. Oö. Musealvereines, Bd. 28 (1869), S. 10 ff. Im zweiten Taufbuch scheint wieder eine Familie Gruber auf, die aber nicht mehr dem Bäckerhandwerk nachgeht. Mittereder gibt es keine mehr, ein Thomas Haßisteiner ist Inwohner in der Ortschaft Blumau. Diese Vorgangsweise ist heute nicht mehr denkbar. Ein Priester kann zur Zeit nicht als Pate fungieren, es sei denn, er holt von seinem Vorgesetzten die Erlaubnis ein, die aber nur in Ausnahmefällen ge währt wird (Corpus juris canonici, § 766, Abs.: 4.5.). So überrascht z. B. die hohe Zahl der Zwillings geburten. Allein in den April 1602 (6. u. 26.) fallen

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