OÖ. Heimatblätter 1976, 30. Jahrgang, Heft 3/4

zusanunen^ als er wieder einem protestantischen Prediger weichen mußte, von dem außer seinem Namen „Caspar Strickner" wenig bekannt ist. Seine sterblichen Überreste sind vermutlich in der Pfarrkirche beigesetzt worden®. 1622 wurde Johann Kleindienst als Pfarrer in Altenfelden eingesetzt, der von passauischen Musketieren vor den Bauern beschützt worden ist. Er mußte aber trotzdem 1626 bei Ausbruch des dritten Bauernkrieges kurz aus der Pfarre flüchten^. Noch im gleichen Jahre kehrte er nach Altenfelden zurück und setzte sein Amt fort. Am 13. Dezember 1626 begann er ein neues Tauf buch anzulegen. Es kann nun kein Zufall mehr sein, wenn jeweils gerade zu dem Zeitpunkt, da ein Aufstand nie dergeworfen ist, mit der Anlage eines Verzeich nisses der Getauften begonnen wird. Das mag im Jahre 1626 noch zutreffen, 1597 jedoch, als das Führen eines Taufbuches im Norden der Donau noch durchaus unüblich war, hatte dieses Buch ohne Zweifel einen besonderen Zweck verfolgt, der auch nicht schwer zu erraten ist. Das Ver zeichnis konnte genaue Auskimft über die Recht gläubigen in der Pfarre geben und damit gleich zeitig auch über die renitenten Pfarrkinder. Tat sächlich scheinen die in einem Klageschreiben des Pfarrers an seine Vorgesetzten in Passau genann ten Personen in den fünf Jahren von 1598 bis 1603 weder als Eltern noch als Paten im Tauf buch auf®. Es darf ohne weiteres angenommen werden, daß diese nicht die einzigen waren, die den katholischen Glauben und ihren Pfarrer ab lehnten, denn in den Jahren nach 1626 ergibt sich eine durchschnittliche Tauf rate von 60 bis 70 pro Jahr, obwohl keine Kinder aus Nachbarpfarren mehr getauft werden. Auch die Bürger von Neufelden lassen ab diesem Jahr in ihrer Vikariatskirche taufen, nicht mehr in der zuständigen Pfarre. Der Text der Eintragungen ist uneinheitlich. Be sondere Schwierigkeiten scheinen sich bei Tau fen von Zwillingen und unehelichen Kindern er geben zu haben. Letztere werden mit „illegitimus" oder Bastardus bezeichnet. Unklar scheint auch die Frage gewesen zu sein, ob bei gleich geschlechtlichen Zwillingen ein oder zwei Paten erforderlich waren. Beides wurde gehandhabt®. Doch das ist nur ein interessantes Detail neben vielen anderen, die das Taufbuch zu bieten hat. So scheint die Rolle der Frau in jener Zeit am Lande relativ unbedeutend gewesen zu sein, denn stets wurde nur der Name des Vaters genannt. Der Beitrag einer Mutter zur Geburt wurde dem nach als viel geringer eingeschätzt. Dies ist um so bemerkenswerter, als mit dem Beginn des zwei ten Taufbuches auch sie genannt wird. Diese Ignoranz gegenüber den Frauen geht sogar so weit, daß auch die unehelichen Kinder nach dem Vater benannt wurden, sofern er sich überhaupt eruieren ließ^®. Auch gleich die erste Eintra gung des Taufbuches weist auf eine gewisse Geringschätzung hin: Patin der Eva, Tochter des Georg Galle aus Eckersberg^^, ist „Leonharden Mitteröder haußfrau alhie". Unsicherheit herrschte auch darüber, welchen Nachnamen eine verheiratete Frau führen soll, die als Taufpatin auftritt. Eine gewisse Eva Haßlsteiner, die in den vier Jahren von 1598 bis 1603 insgesamt 19mal! als Patin auftritt, wird einmal als „Eva, jtmge Wirtin alhie", ein anderes Mal als „Eva Haßlsteinerin" oder als „Eva Cas par" nacJi dem Vornamen ihres Gatten benannt. Beachtenswert erscheint in diesem Zusammen hang auch, daß dem Nachnamen der verheirate ten Frau ein Suffix -in angehängt wurde, eine Usance, die heute u. a. noch in der russischen Sprache zu finden ist. Dieses zusätzliche (zum Rufnamen) Genusmerkmal blieb auch im zweiten Taufbuch in Verwendung. Es war aber ein Zu- oder Familienname durchaus nicht obligatorisch. Vorname und Herkunfts bezeichnung genügten zur Identifizierung einer ' Berger, a. a. O. ' Er soll mit geladenem Gewehr zum Altar gegangen sein! ' Haßleder, a. a. O. ° 26. 4. 1602: Philipp und Jakob Ablinger aus Hühner geschrei haben Hans Gruber (Bäcker) und Paul Prun ner (Wirt) als Paten. 23. 11. 1603: Pate für die Zwillinge Sebastian und Christoph, Söhne des Eustachius Kleebauer (Wirt zu Feuchtenbach), ist Pfarrer Kugelmann selbst. 10.10.1598: Getauft wird ein Kind namens Anna. Der Vater soll des Köhlparzers Knecht sein, doch er be streitet das. Die Mutter bleibt ungenannt. Die Ortschaft liegt heute in der Katastralgemeinde Arnreit.

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