OÖ. Heimatblätter 1976, 30. Jahrgang, Heft 3/4

ja man habe besonders Oberösterreich geradezu als einen „Schmelztiegel" anzusehen. Jedenfalls liegt eine friedliche Besetzung vor. Vergleicht man die alten Baierntheorien, so kann man be reits eine stärkere Blickwendung nach Osten nicht übersehen. In meiner gewonnenen Übersicht werden die Bai ern im Laufe der Forschungen sedismal mit den Markomannen, dreimal mit den Langobarden identifiziert, selbst der Begriff „Zwillingvolk" taucht auf. Kaum ein germanisches Volk in Europa wurde mit den Baiern nicht verbunden. Immer wieder werden die Beweisführungen mit Ausdauer und Fleiß zu stützen versucht. Freilich haben auch neue Funde die Ausgangsbasis ver lagert. So galt Oberösterreich Jahrzehnte lang als fundleer. Die seltenen Einzelfunde wurden je doch in den letzten Jahrzehnten in ausgedehnten Reihengräbern durch Hunderte von Skeletten er gänzt. Die Slowakei wird hier zweifellos nach folgen, wenn sie es zeitlich vermag. In der Bedeu tung als germanischer Siedlungsboden kann sie jedoch ohne Zweifel nicht übersehen werden. Ru mänien zeigt in seinem Bukarester Museum ger manische Goldschätze, hinter denen jene Un garns nicht übergangen werden sollten. Nach H. Zeiss (4) haben die Baiern den Lech um 526 bis 535 erreicht. Nach J. Baum (5) um 535. Von hier aus hätten sie sich weiter ausgebreitet: sowohl in die östlichen Donauländer (Noricum) als auch bis Südtirol. Die Jahre 520 bis 530 wer den auch für die ersten bairischen Stöße nach Bayern selbst angenommen. Das Jahr 535 wurde für die Erreichung des Lechs festgesetzt. Trotz dem gibt es auch eine Zahl 493, mit der man die Baiern als „Herrn der Ostalpen" verbindet. Nach dem Sieg der Langobarden über die Gepiden hat ten die Baiern 567 eine Vereinbarung getroffen, nach der beide Völker zur Landnahme aufbra chen. Nach der Erreichung des Birnbaumersattels (östlich von Görz) hatten die Langobarden einen wesentlich leichteren Aufmarsch als die Baiern mit dem Weg durch das „Land im Gebirge" (Tirol). So lag Säben noch 590 in der Lombardei. Bozen wurde erst knapp vor 600 erreicht, Meran 710 und nach Verlust wieder 732. Doch hatte Baiern durch seine Lage an den wichtigen Alpenpässien eine Schlüsselstellung erreicht. Ja Baiern war zeitweise so stark, daß es in langobardische Verhältnisse eingreifen konnte. In Trient hin gegen erreichte Erwin von Trient (18) eine so bedeutende Selbständigkeit, daß dort die bairische weitere Landnahme abgeriegelt wurde. Die ladinische Vorbevölkerung wurde erst noch lange nicht von den Baiern und Langobarden durch setzt. Doch wurde das Tal südlich von Trient unvergleichlich rascher italianisiert. Der Vintschgau wurde von Chur aus durch die Franken öfters bedroht (785). Das Drautal war von Osten her seit 591 von den Slovenen (Alpenslaven), ohne daß sie auf Widerstand stießen, besiedelt. Tassilo III. griff hier kräftig ein. Es kam zur Gründung des Klosters Innichen 769, und auch der Sieg von 772 blieb trotz Gegenschlag weithin geschichtsbestimmend. Kremsmünster (777) kam im Traungau gegen das Gebirge hin eine ähnliche Aufgabe zu. Hier waren die Alpen slaven nur in kleinen Horsten, nicht wie im Drautal geschlossen, eingesickert. Die Nachbar schaft mit den Avaren war an der Donau fried lich geworden, während sie ostfränkisches Gebiet zweiunddreißigmal aufsuchten. Im Norden gin gen die Slaven noch nicht über das Gebirge des Böhmerwaldes. Budweiser Siedlungsgebiete ver fielen wieder den Wäldern. Neben den Kelten verblieben sicher auch kleine Reste von Herulern, Skiren und Rugiern — durchwegs ostgotische Stämme — im Lande. Die Stilelemente des Tassilokelches zwingen den Kunsthistoriker, selbst noch im 8. Jahrhundert nach Osten zu schauen. Wir finden in diesem Kelch von Oberösterreich aus einen neuen un übersehbaren Baustein aus der Zeit um 770 bis 780, den wir zur Herkunft der Baiern heranzie hen müssen. „Baia" ist nicht nur der Name einer Bucht; von ihr ging Zibermayr (19) aus, weil er die gleich namige Donausiedlung nicht kannte. Mit einer dritten Wendung schaute man bei diesem Wort an die Elbemündung. Für die Langobarden, die aus Dänemark kommen, mag diese verbindbar sein. Im Donaudelta gibt es eine Insel mit dem Namen Peuke. Die Gegend der Weichselmün dung wird wichtig, wenn man von Masurogermanen spricht. Von dort wird sie von der Insel Gotland aus ein bedeutendes Ziel. Die Begegnung mit dem Museumsdirektor von Visby, der Hauptstadt dieser Insel, war äußerst

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