Die Taufbücher der Pfarre Altenfelden aus den Jahren 1597 und 1626 Von Willibald Katzinger Im Zuge der Bauernkriegsfeiern des Landes Oberösterreich wurde der Bevölkerung die eigene Geschichte wieder etwas näher gebracht. Bauern führer und Gefolgsleute des Herrscherhauses sind besonders gewürdigt worden, Ausstellungen und Aufführungen von Musik- und Theaterstükken veranschaulichten das Leben der Menschen in der Zeit vor 300 Jahren. In diesem Zusam menhang mag eine Betrachtung über ein unbe deutendes Dorf deplaziert wirken, aber dennoch ruhen in Pfarrarchiven noch Materialien, die durchaus das Ihre zur Erhellung der Geschichte jener Zeit beitragen können. So auch das erste Taufbuch von Altenfelden, dessen früheste Ein tragungen in das Jahr 1597 zurückreichen und 1603 ihren vorläufigen Abschluß finden. Es ist somit eines der ältesten aus ganz Oberösterreich^. Sebastian Kugelmann war damals Pfarrer in Al tenfelden; im Jahre 1595 hatte er die Pfarre übernommen, mußte aber schon ein Jahr später einem protestantischen Prediger weichen (Mühlviertler Bauernaufstand) und flüchtete nach Marsbach zum dortigen passauischen Pfleger Ge org Tattenböck, für dessen Sohn Johann Gott fried er zwei Jahre später als Taufpate fun gierte®. Tattenböcks Rolle im Mühlviertier Bau ernaufstand ist bekannt und braucht hier nicht wiederholt zu werden®. Schon vorher, 1597, kehrte Kugelmann in seine Pfarre zurück, in der es einige besondere Verfechter des neuen Glau bens gegeben haben dürfte, da sowohl der „Waldbauer" aus Neundling, als auch Thomas Baumbauer aus Altenfelden wegen Beteiligung am Aufstand in Eferding bzw. Neumarkt ge henkt worden sind^. Die Rückkehr ist vermutlich nicht vor dem Herbst erfolgt, denn erst mit 21. Oktober begin nen die Eintragungen im Taufbuch®. Es handelt sich dabei um eine kleinformatige Papierhand schrift (10,5 X 15,5 cm), die ursprünglich in Per gament gebunden gewesen ist und die Aufschrift „Tauf Biechl der pfarr Altenfelden Anno 15 C XCVII" trägt. Der heutige Einband und dessen Aufschrift stammen von Dechant Franz Berger, der zu Beginn unseres Jahrhunderts die Pfarrarchivalien geordnet und verzeichnet hat. Auf die Innenseite des vorderen Buchdeckels schrieb er eine Liste der bekannten Pfarrer bis zum Jahre 1595 und auf der Innenseite des ur sprünglichen Einbandes und dem ersten von 32 Papierblättern hat Kugelmann in lateinischer Schrift und Sprache Ermahnungen und Ermunte rungen an seine Pfarrkinder eingetragen wie: „Fuistis aliquando tenebrae nunc autem lux in Domino ut filii lucis amhulate!" Die eigentlichen Aufzeichnungen beginnen auf dem zweiten Blatt und beschränken sich für das Jahr 1597 (Oktober—Dezember) auf drei Taufen gegenüber 47 im Jahre 1598 und bereits ein Jahr später 60. Anno 1600 waren es 62, 1601 37, 1602 48 und 1603 wieder 62. Statistiken rmd bloße Zahlen können sehr oft täuschen, so auch hier. Die im Gegensatz zu den letzten Jahren relativ niedrige Zahl von 1601 erklärt sich dar aus, daß 1602 und 1603 in vermehrtem Maße Kinder aus benachbarten Pfarren in Altenfelden getauft wurden. Ob die Eltern dieser Kinder in ihren Heimatpfarren Repressalien von seiten einer protestantischen Mehrheit ausgesetzt ge wesen sind, kann nicht sicher gesagt werden, ist aber anzunehmen. Die Sprache der Eintragungen ist Latein, gemischt mit deutschen Ausdrücken imd Erläuterungen. Ebenso verhält es sich mit der Schrift. Das Ende der Aufzeichnungen fällt mit dem abermaligen Exodus des Pfarrers zu Beginn des Jahres 1604 ^ Siehe vor allem Georg Crüll, Die Matrikeln in Ober donau. Linz 1939. Nördlich der Donau im sogenann ten Land der Abtei ist es überhaupt das älteste. In Tragwein werden schon ab 1584 Matrikeln geführt, und zwar unter dem protestantischen Prediger Georg Rosenschön. Vgl. Josef Heider, Beiträge zur Geschichte des Marktes Tragwein. In: Oö. Heimatblätter, Jg. 26 (1972), H. 1/2, S. 17—22. Allerdings geht aus dem Aufsatz Heiders nicht klar hervor, ob es sich hier um ein Hochzeitsregister, ein Taufbuch oder um beides handelt. — Das Taufbuch von Altenfelden wird im Pfarrarchiv aufbewahrt. ^ Franz Berger, Kurze Geschichte der Pfarre Altenfel den und Umgebung: In: Mühlviertler Landeskunde, Bd. 1 (1912), S. 11 ff. ' Vgl. Siegfried Glanzer, Die Herrschaft Marsbach. Wien: Phil. Diss. 1968, und Karl Haßleder, Geschichte des Marktes Neufelden in Oberösterreich. Linz 1908, S. 95 ff. * Berger, a. a. O. 6 Berger gibt den 1. September an.
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