OÖ. Heimatblätter 1976, 30. Jahrgang, Heft 3/4

Wudl di(ch), sudi di(ch). Schneeweiße Taubn, Kimm und bring mein kloan Bruader A Schlaferl in d' Augn. Kollerschlag Heitschi bum beitschi, i tua di schön wiagn, I tua dei(n) Arscherl mit Zuckerl und Butter einschmiern. Alberndorf 55 Eia popeia, mein Kinderl, schlaf ein! Sechs weiße Engelein schlafern dich ein, Tua nur schön liegen. Daß sie net fortfliegen. Gramastetten Die „sechs Engel", die beim Bett stehen, kommen auch in den volkstümlichen Kinder-Abendgebeten sehr häufig vor. 56 Heitschi bumbeitschi, du Wuzerl, du kloans. Nächstes Jahr um die Zeit habn ma a wieder oans. Alberndorf 57 Z. 2: Nächstes Jahr um die Weil. . . Grieskirdien 58 Heitschi, bumbeitschi, kloans Büaberl, schlaf ein, I(ch) gib dir zum Suzi a Weinbeerli drein. Pettenbach Der im obigen Lied genannte „Suzi" war zum Einschläfern des Kindes sehr wichtig. Das Wort „Suzi", „Suzerl" oder „Suzler" ist typisch öster reichisch und leitet sich vom Zeitwort „suzeln" ab, dem lautmalenden Ausdruck für saugen. Mit der Erfindung des Kautschuks wurde aus dem Suzler in Österreich der „Fopper", in Deutsch land der „Gummisauger" und in manchen Ge genden der „Schnuller". Der „Suzi" aber war nichts weiteres als ein Leinenfleckchen, in das man ein kleines Stück altes Brot einwickelte und einband. Das so entstandene kleine Knödelchen steckte man dem Kind in den Mund. Wollte man ihm eine besondere Köstlichkeit bereiten, dann steckte man eine Weinbeere in den Suzerl. Davon kündet das obige Lied. Stundenlang spürte das Kind beim Saugen die Süße der Weinbeere durch das Leinenfleckchen. Dem alten Brot wurde manchmal auch Ingwer oder Kalmus beigegeben, aus den Wurzelstöcken von Pflanzen gewonnene und verzuckerte Gewürze. In Mohngegenden, wie z. B. im Mühlviertel, band man mitunter auch Mohn in den Suzler ein, als besonders schlafförderndes Mittel. Bald jedoch wurde vor der gefährlichen Wirkung des Opiums gewarnt. Bei den Krämern in den Dörfern und in den Vororten von Linz wurden bis zum ersten Welt krieg sogenannte Suzlerstangerl verkauft. Sie waren ungefähr 20 cm lang und 2 cm dick und bestanden aus gesüßtem Zwieback. Von diesen Stangerln schnitt man bei Bedarf ein passendes Stück herunter und steckte es in den Suzler. Die Suzlerfetzerl mußten regelmäßig ausgekocht wer den. Von Ludwig Richter gibt es ein Bildchen, auf dem ein kleines Mädchen in der Wiege mit einem Suzler dargestellt ist. Auch Wilhelm Busch gibt den Suzler einige Male auf seinen Zeich nungen wieder. Kind mit „Suzler" (Schnuller); aus: Bilder zur Jobsiade von Wilhelm Busch. h-hex-he\d-€cH bum-beid-idii, schlaf lan-ge. Es is ja dein Mugt-ter aus-gan-ge Siefs ja aus-ganga und fimrntnim-mer hoam und laßtdds kloan 5Ü9-ba-le ganz alloan.

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