Eia popeia, das ist eine Not, Wer schenkt mir ein' Groschen Auf Zucker und Brot? Verkauf ich mein Bettlein Und leg mich aufs Stroh, Sticht mich keine Feder Und beißt mich kein Floh. In diesem uralten Wiegenlied, das allgemein in Oberösterreich bekannt ist und das auch von Achim von Arnim und Clemens Brentano in ihrer Sammlung „Des Knaben Wunderhorn" mit leichten Abweichungen von unserer Fassung auf scheint, kommen zum erstenmal nicht Lämmer und Schafe, sondern andere Haustiere vor. Die heutige Kinderliedforschung vermutet, daß sich im Wiegenlied uraltes Textgut erhalten hat und daß manche Tiertexte und Tiermotive, die hier schon zu finden sind, später in der Fabel noch einmal aufgenommen wurden®®. Das „Eia popeia" wurde in unserer Gegend viel fach abgewandelt zu „Heidi pupeidl", „Heili bumpabeili", „Heia bulli beia" oder „Heidschi bum beitschi". Sicherlich ist der Text so manchen ursprünglichen Wiegenliedes auch verkümmert und zusammengeschrumpft zum einfachen Vier zeiler, zum Gstanzl, zum Reim, kurz; zum volks tümlichen Spruchgut: Heili, bumpabeili, bumpadäli. Ich führ dich in Källi, Schenk dir ein Glaserl Wein Zum Lustigsein. Sipbachzell 1920 (Ruttmann) 48 Heidi pupeidl. Da alte Moar-Seidl Tuat Ba(ck)karln zähln. Und das kloan Büabl in Heidl®^ Tuat olle weil schrein. Sipbachzell 1930 (Ruttmann) 49 Heia, bulli beia. Im Sommer kommt der Maia®®. Gehn die Kinder Blumen procken, Muaß i bei der Wiagn hocken. Schlagt die Uhr tick tack. Schlaft da kloan' Plumpsack. Kremsmünster Wahrscheinlich wurden manche der uns über mittelten Beiträge entweder direkt aus gedruck ten Bilder- oder Reimbüchern für Kinder über nommen oder doch zumindest stark von solchen Quellen beeinflußt. Bei den folgenden liegt diese Vermutung sehr nahe: Sternlein klein, Sternlein fein, Kindchen soll ins Bett hinein. Kindchen will nicht schlafen gehn. Will lieber noch die Sterne sehn. Grieskirdien 51 Leise, Peterle, leise. Der Mond geht auf die Reise, Er hat sein weißes Pferd gezäumt. Damit ihm von der Reise träumt. Leise, Peterle, leise. Stille, Peterle, stille. Der Mond hat eine Brille; Ein graues Wölkchen schob sich vor. Das sitzt ihm grad' auf Nas' und Ohr. Stille, Peterle, stille! Haslach 52 Augen zu geschwind. Die sind schon müd'. Draußen singt der Wind Sein Schlummerlied. Kremsmünster Besonders in Gegenden mit „spären" und schlech ten Böden verlangte die Landwirtschaft oft harte Arbeit, und die Bäuerin hatte meist gar keine Zeit dazu, ihr Kindlein selber einzuwiegen. Im oberen Mühlviertel mußten daher die kleinen Mädchen, oft wenn sie noch nicht einmal zur Schule gingen und noch zu keiner anderen Arbeit, auch nicht zum Hüten, zu gebrauchen waren, schon auf ihre jüngeren Geschwister aufpassen. Sie mußten „gahmen", das heißt „haushüten", und „kindsdienen". Das folgende Lied kündet davon: Vgl. dazu K. von Hohenlocher: Wiegenlied und Tier fabel. Frankfurt a. M. 1952. Heidi = mundartlicher Ausdruck für Wiege, heute kaum mehr gebräuchlich. Maia (Maien); Maie = junge Birke, Maienzweig; audi Maibaum; Schweiz, mdal: Maien = Blumenstrauß.
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