OÖ. Heimatblätter 1976, 30. Jahrgang, Heft 3/4

A Stünderl, a zwo oder gar a drei; Was wird denn das halt für a bravs Kinderl sei(n). Helfenberg Z. 3: A Reinderl voll Ko(ch) und a Rüaterl aufs Lo(ch), So schlaft halt mei Kinderl a Stund oder zwo. Alberndorf „A Rüaterl aufs Lo(ch)" soll hier das Schlagen mit der Rute bedeuten. Bei oberflächlicher Be trachtung stößt man sich vielleicht an der Roheit dieser Verszeile. Man muß aber wissen, daß diese Rutenstreiche früher nicht als Strafe ge dacht waren, sondern als Wohltat. Die Birken rute galt als Symbol für Fruchtbarkeit und Segen. Mit ihr wurde der Zweigsegen ausgeteilt^®. Am Unschuldigen-Kinder-Tag (28. Dezember) schlu gen die Schüler scherzend in manchen Gegenden ihre Eltern, Lehrer und Bekannten mit der Bir kenrute und sprachen dabei: „Frisch und gesund, frisch und gesund, und ein langes Leben! Ich bin der Wünscher und Gott soll es geben." Für dieses „Gesundschlagen", „Pfeffern", „Aufkindeln", „Aufkarbatschen" oder „Auffrischen" bekamen sie ein kleines Geschenk®®. Auch der folgende Reim steht mit diesem Segensbrauch in Zusam menhang : Heitschi, bum beitschi, heitschi, so so, A Pfanderl voll (Ko(ch) und a Pritscherl aufs Lo(ch). „Pritscherl" bedeutet heute einen kleinen Schlag, meist mit einem Holzgegenstand, z. B. einem Kochlöffel, versetzt. Im Etymologie-Duden®^ fin den wir dafür noch eine andere Erklärung: Frü her bezeichnete „Pritsche" auch einen in dünne Brettchen geschlitzten Schlagstock, wie er speziell von Ordnern auf Schützen- und Volksfesten, dann auch von Narren als Zeichen ihrer Narren würde getragen wurde. Daher bezeichnet „Prit sche" auch heute noch in Karnevalsgegenden ein leichtes Schlaggerät; beachte pritschen mundart lich für „mit der Pritsche schlagen" (16. Jahr hundert). 11 Kinderl, hei, hei, Koa Stoa muaßt net sein. Wannst du a Stoa bist, Is mei Lebn umasi(n)st. Liebenau 1930 (Ruttmann) 12 Eia wiagele. Auf dem Dach sind Ziagele, Unterm Dach sind Schindelein, Schlaf, mein liebes Kindelein! Feldkirchen a. d. D. Hui-tschi, hei-tschi,grea-ne Sträu-ßi, ro-te ßeer-li dran. daß meifn) ICin-derl schla-fen kann. Alberndorf und Kirchdorf Es handelt sich hier vermutlich um ein sehr altes Lied. Wir erhielten davon nur zwei Berichte. Die Weise konnten wir in St. Gotthard auf Tonband aufnehmen. Interessant dabei ist der Wechsel im Takt, vom ungeraden (dreiviertel) Takt zum ge raden (zweiviertel) Takt. Nach NagP- geben solche metrische Merkwürdigkeiten immer einen Hinweis auf das hohe Alter eines Liedes. Mit gleichem Anfang im Text, aber dann etwas komplizierter und ebenfalls mit Taktwechsel ist " Vgl. dazu auch: Cutenberg, Das Streichen und Schla gen mit der Lebensrute. In: Heimatbilder aus Oberfranken, 3, 137—165. S. Kuhe, Der Schlag mit der Lebensrute. Diss. Leipzig 1942. Vgl. dazu auch: Otto Kampmüller, Der weihnachtliche Festkreis in der Schule. In: Ganzheitliche Bildung, Oberursel/Taunus 1962,12, 379. Der Große Duden, Band 7: Ethymologie. Mannheim 1963, S. 530. J. W. Nflgl, a. a. O., mit dem Abschnitt: Die Volks dichtung Altösterreichs.

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