OÖ. Heimatblätter 1976, 30. Jahrgang, Heft 3/4

musikalischen Aufführungen verzeichnet Brach mann das Singspiel „Das Versprechen hinterm Herd" (Baumann) und die Operette „Singvögelchen" von Offenbach. Im Sommer 1881 kündigt die Schauspielerge sellschaft Julius Köstler „einen Cyklus von zwölf Vorstellungen" ihrer „completten Operetten gesellschaft" an. Sie eröffnete am 21. Juli mit „Die schöne Helena" (Offenbach). Dieser Auf führung folgen (in der Reihung wie Brachmann abdruckt): „Die Prinzessin von Trapezunt" „Flotter Bursche" „Die Glocken von Corneville" „Die Fledermaus" „Angot, die Tochter der Halle" „Schönröschen" „Morilla" „J avotte" „Blaubart" „Die schöne Galathee" „Tulipatan" „Die Zaubergeige" „Orpheus in der Unterwelt" „Der Graf von Gleichen" „Zehn Mädchen und kein Mann". * 1875 — Vergeiner hatte eben die V. Klasse des Gymnasiums zu Freistadt absolviert — gab er das Studium auf; „. . . am 1. Oktober 1875 in die k. k. Lehrerbildungsanstalt in Linz übergetreten, schien sein nunmehriges Ziel der Lehrberuf zu sein"^®. Doch auch das Studium an der Lehrer bildungsanstalt war nur ein solches des Über gangs. Schallaböck zitiert aus einem von Vergei ner stammenden curriculum vitae vom Jahre 1883, das allem Anschein nach für irgendeine Bewerbung abgefaßt wurde: „Schon früh war es mein sehnlichster Wunsch, mich in der Musik auszubilden und zu diesem Behufe das Konservatorium zu besuchen." Im gleichen Schriftsatz heißt es später: „Es stand jedes Jahr klarer vor mir, daß dies nicht mein rechter Beruf sei." Das Studium in Linz^® bereitete Vergeiner wohl wenig Freude. „Nur in Gesang und Orgelspiel stand regelmäßig ein wohlverdientes ,sehr gut' im Zeugnis." Gleichwohl darf man die Linzer Jahre als ein träglich und fruchtbar bezeichnen. Vergeiner hat sich dort im Orgelspiel hinreichende Kenntnisse erworben und gewiß viel gehört, zumal Linz über ein gut funktionierendes Theater verfügte. In den Jahren von Oktober 1875 bis 1878 wur den daselbst viele Werke, vor allem von Offen bach, aufgeführt. 1876 kamen Johann Straußens „Fledermaus" und 1877 „Karneval in Rom" und „Prinz Methusalem" heraus. Im gleichen Jahr noch Suppes „Fatinitza" und Lecocq's „Girofle — Giroflä"®®. Daß Vergeiner das Theater be suchte, ist zwar nicht erwiesen, jedoch anzuneh men. Wahrscheinlich hat er dort und gerade dort erst, als er als Sechzehnjähriger in die Landes hauptstadt kam, ein richtiges Theater und ein einigermaßen routiniertes Orchester kennen gelernt. Konzerte des Linzer Musikvereins wird er vermutlich gleichfalls besucht haben. Denn zu dieser Zeit wirkten hier treffliche Musiker: Max Brava (1845 bis 1883), ein feinsinniger Künstler und glänzender Klavierspieler, seit 1874 Musik direktor in Linz, die Dürrnbergerschüler Karl Waldeck (1841 bis 1905), Nachfolger Bruckners als Dom- und Stadtpfarrorganist, Johann Ev. Habert (1833 bis 1896); ferner der rührige Wil helm Floderer (1843 bis 1917) als Opernkapell meister wie im Musikverein. Das Linzer Theater brachte sogar einige Bühnenwerke Floderers zur Aufführung. Der Kreis um Bruckner — zu ihm gehören Wilhelm Kienzl, August Göllerich, Josef Reiter und Franz Neuhofer — ist beach tenswert und Othmar Wessely stellte mit Recht fest, „als Bruckner 1896 verstarb". . . „konnte das Land Oberösterreich zum erstenmal eine etwa um die Jahrhundertmitte beginnende und bis zur Gegenwart anhaltende auffallend starke Konzentration schöpferischer Kräfte aufwei sen"^^. Daß die Linzer Jahre nicht ohne größeren und nachhaltigeren Eindruck auf Vergeiner blieben, ist füglich anzunehmen. Schallaböck, S. 15. 1. c. 5. 15. Vergeiner hat sich am 20. September 1875 polizeilich Baumbachstraße 16, bei Stadler, angemel det. Vom 1. 12. 1875 bis 19. 3. 1878 wohnte er in der Marktgasse (heute Dametzstraße) 11 bei Wolfsjäger. Weitere Wohnungsmeldungen nach dem 19. 3. sind nicht bekannt. Siehe H. Wimmer, Das Linzer Landestheater 1803—1958. Linz 1958. O. Wessely, in; Musik in Oberösterreich. Linz 1951, S. 38.

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