OÖ. Heimatblätter 1976, 30. Jahrgang, Heft 3/4

Ordenstheater, über dessen Aufbau und die Auf führungen Friedrich Endh® einen hinlänglichen Überblick gibt. Die Musik jedoch scheint dort kaum eine Rolle gespielt zu haben. Nach dem Besuch der Piaristen-Volksschule 1870 trat Hermann Pius Vergeiner in das Gymnasium zu Freistadt ein. Es ist leider nicht festzustellen, wann und wo Vergeiner während seiner Schul zeit musizierte. Daß dies aber im Vaterhaus eifrig geschah, ist überliefert; wahrscheinlich dürfte auch der Violinlehrer des Bruders, Josef Lechner, Anteil haben. Wie weit Einflüsse von Liebhabern oder solche des Männergesangver eins reichen, ist jedoch unbekannt. Ebenso unbe kannt ist eine allfällige Betätigung in der Kir chenmusik, wiewohl gerade junge Gymnasiasten im Verein mit Liebhabern — und solche gab es in Freistadt sicherlich — zur Kirchenmusik heran gezogen wurden. Da zudem etwa von 1860 an Freistadt von reisenden Schauspielergesellschaf ten rege bespielt wurde, erhebt sich die Frage, ob die Eltern mit ihren Kindern Aufführungen dieser Gesellschaften besuchten oder auch zu Theatervorstellungen nach Linz fuhren. Gustav Brachmann veröffentlicht in seiner Arbeit „Zur Geschichte des Theaters in Freistadt"^^ die Tätigkeit der Schauspielergesell schaften. Brachmanns Nachweise über diese be ginnen mit dem Jahre 1787, in welchem drei Aufführungen stattfanden. In der Folge sind es neben Liebhaberaufführungen vielfach auswär tige Schauspielergesellschaften — 1823 ist ein „theatralischer Musikabend" und eine „Musik akademie" bezeugt — die in Erscheinung treten. Das Repertoire der Gesellschaften und deren Darbietungen verdichtet sich gegen die Mitte des 19. Jahrhunders. Als die Brüder Vergeiner ge rade noch in den Kinderschuhen stecken, kommt durch Wandertruppen zusehends Leben in die wahrscheinlich auch musisch begehrliche Bevöl kerung von Freistadt. Brachmanns Forschungen geben uns wichtige Beweisstücke in die Hand, denn er registriert die Aktivität dieser reisenden Truppen nebst ihren teilweise imponierenden Spielplänen. Schon 1860 gibt die Schauspielergesellschaft Carl Schubusch und die Schauspielergesellschaft Franz Prosky (auch 1861, 1862?) eine Reihe von Vorstellungen. 1863 wird Freistadt vom 6. April bis 9. Juni bespielt. Neben Possen, Ritterspielen und Charakterstücken figurieren ein musikali sches Quodlibet „Der deutsche Student, oder Das Donnerwetter", ferner ein Liederspiel, die Volks posse „Unsere Lehrbuben" auf dem Programm. Interessant ist zu letzterem Stück die von Brach mann abgedruckte Bemerkung „aus besonderer Gefälligkeit. . . haben mehrere Pt. Herren Musikfreunde ihre gütige Mitwirkung im Orche ster freundlichst zugesagt . . .". 1868 spielt nach Brachmann die Schauspielergesellschaft Albert Vogel vom 18. Februar bis 23. April, und vom 6. Dezember 1868 bis 18. Februar 1869 die Schauspielergesellschaft J. Sellner und Therese Bichler. Spätestens Neujahr ist Sellner aus der Leitung ausgeschieden, Therese Bichler verblieb nunmehr als Prinzipalin. Aufgeführt wurden auf dem musikalischen Sektor das Quodlibet „Ein flotter Bursche, oder Der Teufel als Bräutigam" (Schneider), die einaktige Operette „Ein fescher Deutschmeister, oder Die Köchin und ihr Schatz", Musik von Kleiber, „Der schönste Abend in Freistadt. . ." (KomischeKomposition). In dem Stück „Die Männer taugen nicht viel" ga stierte die Sängerin Tratte vom Linzer Stadt theater. Den Abschluß der Aufführungsserie bil dete eine „Künstler-Soiree im Salon Pitzelberger, oder Jeder biethet das Beste" (Quodlibet). Eine größere Serie von Aufführungen absolvierte die Schauspieler-Gesellschaft Anna und Eduard von Lazary vom 14. April bis 8. Mai 1874, ferner die Schauspieler-Gesellschaft Julius Watzke, Krumau, vom 3. Juni bis 18. Juni 1876. Der Spielplan enthielt: „Mannschaft an Bord", Komische Oper (Harrisch) „Das Mädel ohne Geld", „eine der besten Wiener Ge sangspossen" „Durchgegangene Weiber oder Eine Linzerin in Wien" (Millöcker) „Der falsche Richard Wagner, oder In der Opernschule" (Komische Operette, Müller) „Thomas, oder der Massenmörder von Bremerhaven" (Sensationsstück mit Gesang). 1879 finden wir die Schauspielergesellschaft Gürtler in Freistadt (23. März bis 11. Mai). An F. Endl, Die Serie der Schuldramen und Commödien der Piaristen in Horn 1659—1735, in: Jahrbuch der Leo-Gesellschaft. Wien 1899, S. 7 ff. " G. Brachmann, Zur Geschichte des Theaters in Frei stadt, S. 3 ff.

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