OÖ. Heimatblätter 1976, 30. Jahrgang, Heft 3/4

über Anregung des Gymnasialdirektors, Studien rat Dr. Franz Branky. Schallaböck nennt die 42 Seiten umfassende Darstellung eine „bio graphische Skizze" und schreibt in der Einlei tung® : „Ich habe mich, trotz der eingangs erwähnten großen Schwierigkeiten, umso bereitwilliger dazu entschlossen, nicht vielleicht deswegen, weil ich mich als begeisterter Musiker, und zwar nicht ohne entsprechende Fachkenntnisse, hiezu beson ders berufen fühle, nein, deshalb gewiß nicht! — Dazu wären andere wohl noch ,berufener' ge wesen, denen ich gerne den Vortritt gelassen hätte — nein, deshalb gewiß nicht, sondern ich habe es getan einzig und allein aus zwei ganz bestimmten, innerlichen Beweggründen: Erstens, weil ich mich durch meine Frau, die eine Nichte der beiden V er geiner ist, dazu gedrängt und gewissermaßen verpflichtet fühle, die Tradition des Hauses Vergeiner hochzuhalten, den beiden zu früh verstorbenen, bedeutenden Männern als ein durch meine Ehe zur Sippe Gehöriger den Tribut huldiger Verehrung zu zollen. Und dann noch aus einem anderen Grunde, nämlich: Weil ich mir in dem Gedanken gefiel, daß es gerade mir, einem Mitglied des Lehrkörpers des Gym nasiums Freistadt — des nämlichen Gymnasiums aus dem beide Brüder, besonders aber der ältere von ihnen, Anton Vergeiner, hervorgegangen — vorbehalten sein sollte, zum ersten Mal, und zwar gerade in diesem Gymnasialprogramm — ich wüßte mir keine passendere Gelegenheit — das Lehen und Schaffen der Brüder Anton und Her mann Pius Vergeiner in breiterem Rahmen zu erfassen. . Da über die Brüder Vergeiner wenig an die Öffentlichkeit drang, ist die Arbeit Schallaböcks eine auf Tatsachen und guter Kenntnis basie rende Erstdarstellung und somit als zuverlässige Quelle anzusehen. Als solche wird sie für die vorliegende Schrift herangezogen. Wie wir aus Schallaböcks Ausführungen entneh men, handelt es sich bei den Vergeiners um ein altes Tiroler Geschlecht, das aus Osttirol stammt. Der Name und Ursprung des Geschlechtes leitet sich wohl ab von dem Weiler Vergein, der am Südabhang der Deferegger Alpen liegt oder von der in der Nähe einstens hochragenden Burg Vergein. Das Geschlecht der Vergeiner reicht bis in die Mitte des 17. Jahrhunderts zurück und ist urkundlich belegt, wie Schallaböck zu berichten weiß. Er vermutet aber auch, daß der Name eben so aus dem Ladinischen stammen könnte und zitiert zu dieser Annahme den Kurat von Anras, H. H. Karl Maister. In Anras, einer alten räto romanischen Siedlung, heiratete um 1780 Johann Vergeiner, der Urgroßvater aus Mitleider (Ge meinde Assling) die von dort stammende Anna Villploner, Engelertochter zu Anras (geb. 1751) und wurde so — durch Kauf oder Erbschaft Besitzer des Unterlochmairgutes, das bis zum Jahre 1882 im Besitz der Familie Vergeiner ge blieben ist®. Anton Vergeiner verließ die bäuerliche Scholle und trat 1835 in das Gymnasium der Augustiner in Brixen (Bressanone) ein. „Nach so glänzender Absolvierung seiner Gymnasialstudien"^ imma trikulierte er sich 1841 an der Universität Innsbruck und wurde 1845 zum Doktor beider Rechte promoviert. Mit 1. Februar 1847 fand er eine Anstellung als Rechtspraktikant in der Kanzlei des k. k. Staatsanwaltsubstituten, Dok tor Ignaz Pfaundler. Am 4. Dezember 1850 unterzog er sich der „öffentlichen Advokaturprü fung mit gutem Erfolge". Vor seiner letzten Prüfung war er nach Salzburg übergesiedelt, um dortselbst am 10. Mai 1850 als „salarierter Konzipient" in die Kanzlei des Hof- und Gerichts advokaten, Dr. Johann Gstirner, einzutreten. In dieser Stellung verblieb er bis zum 5. Mai 1854 und war mit „immer gleich ausgezeichnetem" Erfolg tätig®. Zwei Jahre später, am 11. Mai 1852, verehelichte er sich mit der Tochter des Maurermeisters Mathias Klier aus Rattenberg in Tirol, Anna Klier. Der Ehe entsprang als erstes Kind Anna Vergeiner, die älteste Schwester der Brüder Vergeiner, die am 27. Juli 1853 geboren wurde. Im darauffolgendem Jahr etablierte er sich in Freistadt, nachdem ihm mit Erlaß vom 19. Juni 1854 die freigewordene Stelle des Advokaten ' Schallaböck, S. 3. « 1. c. S. 4. ' 1. c. S. 5. 8 1. c. S. 5.

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