OÖ. Heimatblätter 1976, 30. Jahrgang, Heft 3/4

Der Brucknerschüler Hermann Pius Vergeiner (1859-1900) Ein Beitrag zur Musikgeschichte Oberösterreichs im 19. Jahrhundert Von Wilhelm J e r g e r Mit 5 Abbildungen und 1 Textbild Einführung — Zeittafel — Das Leben von Hermann Pius Vergeiner — Unbekannte Briefe von Karl v. Amira, Anton Bruckner, Joseph Joachim, Franz Krenn und Ru dolf Weinwurm an Vergeiner — Verzeichnis der Werke. Einführung Der heute nahezu der Vergessenheit anheim gefallene Bruckner Schüler Hermann Pius Ver geiner (1859 bis 1900) ist erst durch eine Schrift von Karl Schallaböck^ in den Bereich der landes kundlichen Musikforschung und der Öffentlich keit gerückt worden. Auch einige kleine Aufsätze — gewif? erst durch Schallaböcks Schrift ermög licht — haben auf Vergeiner hingewiesen. Sie er schienen in Periodika und Zeitungen in Ober österreich und haben auf die Persönlichkeit die ses Musikers aufmerksam gemacht^. Karl Schallaböck hat auch ein bisher unbekanntes Ver zeichnis der Werke Vergeiners angelegt, das hier erstmals veröffentlicht wird und Zeugnis gibt von der immensen Schaffenskraft Vergeiners. Von den Kompositionen sind etliche als verloren zu betrachten, die in einem Nachtrag zum Ver zeichnis der Werke aufgeführt werden. Die vorliegende Arbeit wäre nicht ohne die tat kräftige Mithilfe von Frau Marianne Schallaböck, Freistadt, zustande gekommen, und ihr gilt daher besonderer Dank. Als Nichte Vergei ners und Gemahlin von Prof. Schallaböck, ver wahrt sie den ansehnlichen Nachlaß des Kom ponisten. Zu diesem gehören Originalbriefe, Handschriften, Zeugnisse, Erinnerungsstücke und das umfängliche kompositorische Werk Ver geiners^ sowie das handschriftliche Verzeichnis der Werke, das dem Verfasser zur Verfügung gestellt wurde. Schließlich darf hier auch der Schriftleitung der „Oberösterreichischen Heimatblätter", im beson deren Herrn Dr. Dietmar Assmann, gedankt werden. Zeittafel 1820 10. 4. 1828 11. 5. Anton Vergeiner, Vater, ge boren Anna Vergeiner, geb. Klier (Mutter), geboren Anton Vergeiner wird an der Universität Innsbruck zum Doktor beider Rechte pro moviert 1852 11. 5. Dr. Anton Vergeiner ehe licht Anna Klier (1828— 1898) aus Rattenberg in Ti rol 1854 19. 6. Dr. Anton Vergeiner wird Nachfolger des Advokaten und Notars Dr. Josef Schön berger in Freistadt 1858 2. 3. Anton Vergeiner geboren 1859 11. 7. Hermann Pius Vergeiner ge boren 1865 Hermann Pius Vergeiner be sucht die Piaristen-Volksschule in Freistadt 1870 Eintritt in das Gymnasium zu Freistadt 1875 25. 4. Tod des Vaters 1875 1.10. Eintritt Vergeiners in die k.k. Lehrerbildungsanstalt in Linz 1878 2. 7. Vergeiner verläßt knapp vor Ablauf des Schuljahres die Lehrerbildungsanstalt 1878 Eintritt in das Konservato rium der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien. Hauptfach Orgel bei Anton Bruckner ' Karl Schallaböck, Anton und Hermann Pius Vergei ner / Ilir Leben und Schaffen. LXIII. Jahresbericht des Bundesgymnasiums in Freistadt, Ob. öst. Freistadt 1933. Karl Schallaböck (1880—1960) war von 1913— 1939 Professor (Studienrat) am Gymnasium in Frei stadt. - Franz Kinzl, Die Gebrüder Vergeiner, zwei Freistädter Tonschöpfer, in: Mühlviertier Heimatblätter, 8. Jg., 1968, Heft 7/8. — W. Jerger, Hermann Pius Vergeiner, Ein Lebensbild, in: Amtliche Linzer Zeitung, Folge 4/1976. Auch Hans Commenda hat es unternommen, in einer „Vergeinerstunde" gemeinsam mit der ehemaligen RAVAG das Wirken der Brüder Vergeiner zu wür digen. Frau M. Schallaböck berichtet darüber: „Frau Anna Schifferer, Apothekerswitwe in Freistadt, die älteste Schwester, hat den Münchener Haushalt der beiden Brüder aufgelöst und den damals schon schwerkran ken Bruder Anton und die Kompositionen nach Frei stadt gebracht. Erst nach ihrem Tode kamen die Kompositionen in meine Hände."

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