viel näherliegend als die Anwesenheit koptischer Meister, wie man annehmen zu müssen glaubte. Daß diese Annahme möglich ist, zeigt, wie hier durch die „wandernden Völker" alles in Fluß gekommen ist. Dazu kommt skythisches, kelti sches und mediterranes Erbgut, das abier wohl eine geringere Rolle spielte. Selbst das Band flechtmuster ist von den Avaren aus dem Osten mitgebracht worden, denn die hunnischen Räume gelten als die Heimat des „Tierstils". Auch die Werkstätten der „sibirischen Goldplatten" sind ihnen außer Zweifel bekannt gewesen. Und in den spätavarischen Kunstwerken wird hellenisti sches Erbe zum „Greifen-Ranken-Stil" umge schmolzen. Die avarische Kunst hat also seit ihrer Herkunft aus dem Amurgebiet unzählige An regungen aufnehmen können, und schließlich ka men die Avaren durch jene Schmiededörfer, wo auch die Lehrer der griechischen Schmiede da heim waren. Die Avaren haben nicht nur ihren Namen „Räuber" erhalten, sie konnten in diesem Bereich auch sassanidische Anregungen sammeln, wenn nur überhaupt Interesse für Kunst bestand und dies war zumindest bei ihrer Führerschicht sehr sicher entwickelt, ja wurde es zunehmend immer mehr. Die Avaren hatten eine Hand werkskunst so gut wie die Baiern, ebenso sicher konnten sie beiderseits ihren Nachbarn etwas lehren und selbst ihren künstlerischen Horizont erweitern. DIE ALTBAIERN WERDEN CHRISTEN So lange nicht die bairischen Schmuckstücke (25), wie sie etwa jetzt das Linzer Stadtmuseum auf weist, bekannt waren, mußte man bei der An nahme stehenbleiben, die Kunst der Baiern und der Langobarden sei sich überaus verwandt, und für den Schmuck kann man dies noch immer nicht abstreiten. Funde in Italien sind in Oberöster reich gefundenen Stücken überaus nahe ver wandt, ja zweifellos aus derselben Werkstätte. Die Funderweiterung aus den Reihengräbern brachte nun auch hier eine Formbereicherung. Das Bandwerkmuster wird nun von italienischer Seite als gesunkene römische Hochkunst bezeich net. Sie bildete sich als trauriger Rest, als Byzanz als zweites Rom an dessen Stelle ge treten war. Dies gilt für Rom selbst mit seinem Laterankreuzgang nicht minder wie für Athen, das in seinen byzantinischen Kleinkirchen (Gargeopikoos) solche Muster eingemauert zeigt. Wenn sich diese Beispiele vermehren lassen, so sind doch durchaus nicht alle diese Band werkmuster den Langobarden abzusprechen, die diese Formen allmählich in Stein umzu setzen gelernt hatten. Zweigerillte Bänder ver bindet man vor allem als Kennzeichen langobardischer Arbeiten. Weitere Funde werden die ses Problem stärker klären helfen. Die Frage: waren die Baiern Arianer? wird stets mehr be tont. Dieses Thema war primär ein politisches. Die „bairische Eigenkirche" war das Ziel! Da jedoch die Franken Katholiken waren, lag eben hier die sehr zögernde Aufnahme des Katholizis mus, weil mit ihm die Fränkische Herrschaft ver bunden war, begründet. Erst Odilo kann man als den Baiernherzog be zeichnen, der ein Katholik war und mit staunens werter Energie ein Kloster nach dem anderen gründete. Für die Kunstgeschichte sind folgende 28 bairischen Stifte und Klöster aus dem Früh mittelalter von Bedeutung {Baum, 5): St. Em meram zu Regensburg 649 (?), Niedermünster, Salzburg (St. Peter, vor 700), Freising 717, Weihenstephan, Passau 739, Polling 740, Nieder altaich 741, Eichstätt 741, Tegernsee 746, Mond see 748, Altomünster 750, Benediktbeuren 752, Wessobrunn 753, Moosburg 755, Schäflarn 762, Scharnitz 763, Michaelbeuren 767, Schlehdorf 769, Innichen 769, Weltenburg 775, Kremsmün ster 777, Schliersee 779, Chiemsee 782, Mattsee 784, Metten 790, Altötting 876. Die Gründung von Mondsee fiel mit dem Tode Odilos zusammen. Sein Sohn Tassilo III. sollte ihm nachfolgen. Beim Tode des Vaters war er erst ein siebenjähriges Söhnchen unter der Vor mundschaft seiner Mutter Hiltrud, die mit den Franken versippt war. Mit 16 Jahren begann er seine Herrschaft mit dem Treueid an die Fran ken. Mit einem Hilfskorps muß er den Franken bei der Niederringung der Aquitanier helfen, zieht sich jedoch aus dem Kampf zurück, was die Franken als Fahnenflucht werten. 781 zwingt ihn der Papst, den Eid zu wiederholen und be droht ihn mit dem Kirchenbann, sollte er sich widersetzen. Seit 747 ist das Reich der Langobarden von Karl besetzt und da Tassilo durch die Mitgift der
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2