OÖ. Heimatblätter 1976, 30. Jahrgang, Heft 3/4

Zizlau (I, II, III), in Rudling, Wels u. a. o. haben gewaltige neue Einblicke erlaubt. (7- Reitinger, Ä. Kloiber usw.) Die Langobarden waren durch die Ausgrabungen in Niederösterreich und Bur genland schon früher bekannt geworden. Solange sie noch in Pannonien saßen, wo sie die Ost goten abgelöst hatten, war die Frage nach der Nachbarschaft harmlos. Ihr Schmuck in Italien ist einigen Linzer Stücken völlig gleich. Flechtwerk steine sind nicht nur in Kärnten geradezu häufig. Die Grenze zwischen langobardischer Kunst und bairischer ist noch nicht endgültig gezogen. An ihre Stelle zog das Reitervolk der zopftragenden Avaren ein, damit wurde dieser Raum ein den Germanen für immer verlorener Volksboden. Im Südosten waren die Slowenen in das Drautal ein gezogen, siedelten jedoch auch darüber hinaus. Auch zu den Franken ist jetzt einiges zu sagen. Im selben Jahr 537, als die Baiern neu ins Land gekommen waren, wurden die Provinzen durch den Ostgotenkönig Witiges an den Frankenkönig abgetreten. Das Gebiet war außerhalb der goti schen Machtsphäre, allerdings lag es auch für Theudebert etwas abseits. Feststeht, daß die Bai ern den Franken niemals (Zibermayr) Tribut ha ben zahlen müssen. Zeiß spricht von einer frän kischen Herkunft des Herzogsgeschlechtes und betont, daß die Baiern keine Könige hatten und daß Tassilo II. durch Childehart II. (575 bis 598) belehnt wurde (4). Zöllner (18) sucht das Herrscherhaus mit den Burgundern zu verbinden. Das enge Verhältnis zwischen den regierenden Häusern der beiden Völker Baiern und Langobarden beginnt schon beim ersten bairischen Herzog Garibald, der die langobardische Königstochter Walderada als Ge mahlin heimführte. Authari trat als Freier um Theodolinde auf. Diese schöne Frau war eine der ersten und stärksten Förderinnen des jungen Christentums, das in dieser Zeit die Entwicklung vom Arianismus zum Katholizismus durch machte. Die „Eiserne Krone" war ein Dank geschenk des Papstes aus byzantinischer Her kunft, dem sich noch viele andere anschlössen. (Heute im Dom zu Monza herrlich aufgestellt.) Tassilo III. nahm Luitpirg zur Gattin. Sie ist mit ihm gemeinsam am Fuß des Kelches verewigt. Unter den Nachbarvölkern spielen die A v a - r e n eine ganz besondere Rolle. Sie waren es, die den Baiern als erste die Verteidigung der „Ostmark" aufdrängten. Die Frage nach ihrer Herkunft ist nicht weniger problematisch als die nach der frühen Heimat der Baiern. Sicher ist, daß sie aus dem „Fernen Osten" kommen. Das Gebiet des Altaigebirges mit seinem Goldreich tum wird als einer ihrer Sitze genannt. Wahr scheinlich wurden sie aus noch weiter östlich liegendem Gebiet durch die Hunnen vertrieben. Es heißt, sie wären die Warchoniten (23). Die avarischen Changane werden als aus mongoli schen Fürstenhäusern kommend bezeichnet. Auch mit den Onogulen, die in den pannonischen Raum eingewandert sind, verbindet man sie. Als sie nach Ungarn kamen, haben sie sicher auch Sarmaten aufgesaugt, die vor ihnen im Karpa thenbecken gesessen waren. Zwar kann man auf Behauptungen stoßen, daß damals der Höhe punk ihrer Macht schon im Sinken gewesen sei, doch ihr Kommen veranlaßte trotz allem die Räu mung der bairischen Hauptstadt Lorch und die Rücknahme nach Regensburg um 700 (Ziber mayr). Sie suchten Europa zwischen Magdeburg und Byzanz heim, wurden jedoch von beiden Städten abgewiesen. Freilich hatte das oströmi sche Reich hohe Tributsummen an dieses Reiter volk zu entrichten. Seit 568 waren sie die Herren von Ungarn, doch 896 waren die letzten Avaren mit den Magyaren Arpads verschmolzen. So wa ren aus dem gefürchteten Reitervolk seßhafte Ackerbauern geworden. Der Franke Samo hatte noch neben ihnen ein slavisches Reich aufzu bauen begonnen, das nach seinem Tode wieder spurlos verschwand. Von ihrer Kunst glaubt man nun von zwei Schichten sprechen zu müssen. Die „asiatische" wäre den Nordiranern begegnet, die „bulga rische" ist durch ihre hervorragenden Bronze güsse bekannt. Da Byzanz selbst auch vom Iran beeinflußt war, kann man von einer „byzantini schen Färbung" der Kunst der asiatischen Gruppe sprechen. Außer jedem Zweifel steht, daß die Kunst der Völkerwanderungszeit und auch noch die anschließende aus einer euroasiatischen Per spektive verstanden werden muß. Daß die tungidischen Changane auch germani sche Schmiede in ihren Dienst stellten, scheint

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