OÖ. Heimatblätter 1976, 30. Jahrgang, Heft 3/4

an der Küste dicht gesiedelt haben, denn die Römer gaben dieser Gegend die Bezeichnung „Skythia". Die Goldschätze der skytischen Kurgane sind berühmt. Als indogermanisches Reiter volk standen sie zuletzt in reger Verbindung mit den griechischen Stadtkolonien. Die Baiern kommen als das „klassische Donau volk" (Zibermayr) zum drittenmal an die Ufer der Donau und bleiben es endgültig, da schon 488 Ornulf, Odoakers Bruder, die ramunsche Bevölkerung nach Italien zurückgeführt hat. Wenn auch die keltischen Bauern auf der Scholle verblieben waren, so daß das Land keineswegs menschenleer war, so war in den weiten Räumen Platz genug. Sie wurden so der letzte (ost) ger manische Stamm, der in Südgermanien selbst seßhaft wurde. Sie stießen über die Traun zum Inn, zur Isar, zum Lech (vielleicht sogar bis an die Iiier) vor. 28. Der Augsburger H. Fischer kommt mit rei chem Aufgebot abermals auf die Herkunft von den Alemannen in: „als die bajuwaren ka men", Landsberg a. L. 1971. 29. K. Reindel, „Bayern im Mittelalter", bringt das Thema in schlichter Erzählung. Er spricht von einer „friedlichen bayrischen Stammesbil dung", entscheidet sich jedoch nicht für den Raum ihrer Herkunft. Der wiederholten Verbin dung von Gattinnen (Walderada, Theudelinde, um 575 und 589) widmet er ausführliche Dar stellungen. DIE ENTWICKLUNG DES BAIRISCHEN VOLKES SEIT DER LANDNAHME Durch die Besetzung dieser ausgedehnten Län dereien gelangten auch die bedeutenden römi schen Stadtkastelle Augsburg, Regensburg, Salzburg, Fassau und Lorch (Lauriacum), die für die Zukunft wichtig werden sollten, in ihren Bereich. Im Laufe der Entwicklung zogen sich die Augsburger Bischöfe aus der römischen Randprovinz nach Chur zurück, das sie zu einem neuen Zentrum ausbauten. Salz burg und Passau, Regensburg und Freising er reichten besonderen Rang. Die beiden ersteren rivalisierten im großen Kolonisationswerk des Südostens, in dem sie eine geradezu ungeheure Leistung vollbrachten. Welcher dieser 29 vorgetragenen Theorien, die sich je nach Stellungnahme noch vermehren ließen, man nun auch folgen will, mit der end gültigen Landnahme an der Donau erhebt sich die Frage nach den Nachbarn der Baiern. Diese Frage beschränkt sich erst noch auf den Osten, später auf den Südosten, denn der bairische Sied lungsboden stellte politisch gesehen eine aus gesprochene Keilsituation dar, die sein histori sches Schicksal wurde. Der mächtige Donaustrom fließt von Westen nach Osten, nicht wie die Ströme Norddeutschlands von Süden nach Nor den. Alpen und Karpathen bilden bei Hainburg eine „Pforte", diese zu halten, war die „Ost markaufgabe", schon bevor es diesen Namen gab! Die Spitze dieses Keiles konnte je nach dem Verhältnis zu den Nachbarn mehr oder weniger weit nach Osten vorgeschoben werden. Für die bairischen Siedler kamen vorerst allein die norischen und rätischen Räume in Frage. Noch standen die Mauern der römischen Städte, doch der Baier nahm keineswegs etwas von der römischen Kultur an und entwickelte sich weiter zu einem Bauernvolk. Als die Baiern in deutli chem Abstand vor den Avaren, die in ihrem Sog die Slawen mitbrachten, in der ersten Hälfte des sechsten Jahrhunderts in die günstigen Sied lungsräume gekommen waren, hatten sie noch keinen Anlaß zur Rodung neuer Waldgebiete nördlich der Donau. Ihre Flanke schien gegen Böhmen durch den „Nordwald" noch Jahrhun derte lang geschützt. Weiler und Haufendörfer weiter im Osten drüber der Enns (die die „Grenze" gegen die Avaren bildete) — dauernd in einer Kontaktzone — lassen die Frage nach dem Nachbarn nicht übersehen! Die verhältnismäßig jungen, großartigen Ergeb nisse unserer Spatenforschung haben nicht nur unseren Gelehrten bei ihren scharfsinnigen Schlüssen weitergeholfen, sie ist auch in der Lage, uns bei der Frage nach den Nachbarn zu helfen. Die Archäologen haben zutage gebracht, was die Quellen den Historikern verwehrten. Mit Recht kann A. Kloiher sagen: „Die Kenntnis der lückenlosen Entwicklung der bairischen Gräber ausstattung hätte man noch vor zwanzig Jahren nicht zu träumen gewagt" (24). Nicht nur die mehr als zwei Jahrzehnte währende Ausgrabung in und um Lorch, auch die Ausgrabungen in

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