OÖ. Heimatblätter 1976, 30. Jahrgang, Heft 3/4

nen in Böhmen saßen und die Einwanderung nach Noricum noch nicht erfolgt war!? Sprach wissenschaftler schließen aus der Notiz des Pau lus Diaconus auch, daß der Name „Baiwaren" ~ nach Much nicht Bajuwaren — vor Attila nicht gebräuchlich war. Damit stehen wir mitten in der Osttheorie über die Herkunft der Baiern. Die Ostgoten bauen unter Theoderich nach der Er mordung Odoakers im Osten das größte ger manische Reich aus, das 20 Jahre auch die West goten mit umfaßte und so bis Spanien reichte. 10. Über die vierzweifelte Lage der Völker der Donauprovinzen während der Völker wanderung szeit liegt uns eine Schilderung von 511 in der vita Severini des Eugippius vor. Sie ist wegen der Aufzählung der germanischen Stämme im Donauraum für uns wichtig. Weder Markomannen noch Baiern werden genannt. Sie waren eben noch nicht im Donauraum und nicht mehr in Böhmen. Die neuen Herren waren zwi schen 475 bis 509 die Heruler, die vom Asowschen Meer als „Früh-Wikinger" heraufgekom men waren. Die Hauptmasse der Skiren war 453 nach Baia weiter nach Süden gezogen, ist später in Nordmähren (3). Im Waldviertel sitzen die Rugier bis an die Donau. Die Sweben sind ihre östlichen Nachbarn. Die Baiern sind noch nicht da. (Erst gegen 489 kommen sie gegen Lorch?) Skiren, Skythen und Baiern (Peukiner) vermi schen sich im Räume um den Plattensee. Von den Skythen hat sich in der Sprache nichts erhal ten, es war die kürzeste und schwächste Begeg nung. 11. Für die Verbindung von Baiern und Skiren, die den gotischen Wortschatz erklären würden, traten E. Klebel (13), £. Benninger (24), R. Much und F. Stroh (9) noch 1940 ein. Ihrer Meinung nach ist dieser „Neustamm" (H. Zöllner, 18) am ehesten in der Slowakei entstanden. Dies ist die Auffassung der Wiener Schule, die als Lehr meinung gilt. 12. 1934 stellte /. Zihermayr die Herleitung des Namens Baiwaren von der Baja-Bucht fest, die unweit von der Istermündung am Schwarzen Meer liegt. Der Name der Insel Peuke taucht bei ihm nicht auf. Auch die Siedlung Baia an der Donau war ihm nicht bekannt. Mit einem Schlag war so die Heimat der Baiern von Böhmen in die Dobrudscha nahe der Donaumündung in die Umgebung von Konstanza in Rumänien gerückt worden. Klebel, mit dem ich damals sprach, konnte sich mit dieser revolutionären Meinung nicht anfreunden. Jordanes und Ptolemäus liefer ten ein Wort „Baiannoi", das ebensogut zu verwenden war wie die Erkenntnisse E. Kranz mayers. Nicht nur K. Weinhold (16), auch 7. Hoope waren schon vorangegangen. So waren die Flußnamen Erlaff und March in diesen Zu sammenhang gestellt worden (20). 13. Verständlicherweise mußte die Frage auftau chen: Wie kamen die Baiern ans Schwarze Meer? (Weiter als bis in die Slowakei hatte man sich ja noch nicht zu gehen getraut.) Das kann nach allem nur im Verband der großen Gotenzüge er folgt sein. So werden die Baiern auch zwischen Ost- und Westgoten angesiedelt. Als sie kamen, waren sie aus Nordgermanen schon Ostgerma nen geworden. Sicher seit 1000 v. Chr. oder noch früher kamen sie aus Schonen und von der Insel Gotland übers Meer an die Weichselmündung. 300 V. Chr. setzten sich die Bastarnen in Marsch und nun beginnt die Geschichte der Ostger manen, die L. Schmidt im Werk „Die Ostger manen" (21) schildert. Sie gerieten in die Sümpfe und endlich an den Dnjestr. Die Skiren, so nimmt man an, mögen schon vor 500 nach Süden ab gebogen sein. Ungeheuer weite Gebiete, weithin auch sehr fruchtbar, so daß die Ostgoten eine ausgesprochene Landmacht blieben, kamen in das Bewußtsein der germanischen Völker. In der Krim hielten sich Ostgoten noch durch Jahrhun derte in eiruer rings von Tartaren umgebenen Sprachinsel. Jene Goten, die in Mösien Land nah men, wurden Westgoten (Wisigoti), die Gepiden zweigten in dieser Auffächerung etwa 250 nach Christus nach Siebenbürgen ab. Endlich wurden die Heruler am Asowschen Meer ein Seefahrer volk, die „Wikinger der Ägäis". Im 3. Jahrhun dert wurden von ihnen die Küstenstädte restlos ihrer Goldschätze beraubt. Noch weiter im Osten saß ein skythischer Stamm, die Alanen, von denen ein Teil den Hunnen auswich und dabei bis in den Süden Portugals zog. Die Ostgoten widersetzten sich, waren aber den Reitermassen nicht gewachsen, fielen so unter Attilas Macht, während sich der greise König nach verlore ner Schlacht selbst das Leben nahm.

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