befruchtend. Wir besuchten auch jene Natur festung, auf der sich die Jugend verschanzte, die ausersiehen war, die Insel verlassen zu müssen. Die Auswanderung erfolgte endlich gegen den Willen der Jugend unter dem Druck der Insel bevölkerung. Diese Handelsbauern waren alles andere als Wikinger. Sie landeten an der gegen überliegenden Ostseeküste im Räume der Weich selmündung und erhielten nicht nur weiter den Bevölkerungsüberschuß der Insel wie auch junge Schweden vom Festland als dauernde Verstär kung. Als früheste mögen die Bastarnen von dort nach Südosten abgezogen sein. Die nordgerma nischen Skiren wohnten westlich anschließend. Der ungarische Forscher Läszlo (23) läßt sie gleichfalls von Gotland kommen. Ihre Wande rung blieb immer westlich der Bastarnen bzw. Goten (Oder — San — Theiss — Donau [Baia]). Dieses Thema wird uns noch weithin beschäf tigen. Wenn man bereits von einer Stammesbildung während der Wanderung spricht, so ist auch hier eine Abwiendung von der Böhmentheorie zu ver stehen, denn die Umsiedlung über den Böhmer wald kann man nicht gut als „Wanderung der Baiern" bezeichnen. Diese Hinwendung zum sehr Komplizierten erklärt sich auch aus der Auf schlüsselung der Ornamentik des Tassilokelches, die aus dieser Perspektive mühelos würde. Daß man allein mit irisch-englischer Formenwelt das Auslangen finden könnte, hat schon Haseloff an deutend bezweifelt (26). In seiner 27. Auflage geht nun Ploetz (3) auch schon auf die Peukiner (nach der Insel Peuke) ein. Unsere Karte von Dr. Max Feichtner (2), die aus seiner sich über Jahrzehnte hinziehenden Skythenforschung erwuchs, könnte uns helfen, viele Annahmen über ihre Ansätze hinaus stüt zend zu erhärten. Die Angaben durch Ploetz be stätigen Feichtners Feststellungen in erfreulicher Weise. An Hand seiner Darstellung läßt sich mit einem Blick das ungeheure Geschehen der Völ kerwanderung überblicken. Zibermayrs Grund ansicht findet darin ihre Bestätigung. Freilich mußte sie sich auch eine Korrektur gefallen lassen. Zur Frage nach der Herkunft der Alt-Baiern kennt man heute mindestens vierzig Arbeiten mit mehreren, zum Teil sehr entgegengesetzten Meinungen. Eine Entscheidung über ihre Richtig keit ist noch nicht gefallen. Über die uns am wichtigsten scheinenden werden wir kurz berich ten. Dabei wird klar, wie weit diese Fragen schon zurückreichen. DIE FRAGE NACH DER HERKUNFT DER BAIERN Ginge man der umfangreichen Literatur nicht nach, so würde man es als eine maßlose Über treibung halten, würde man erfahren, daß das Volk, das endlich zu Baiern wird, mit mindestens zwanzig Völkern in Kontakt gekommen ist. Frei lich wird nur einmal von einem „Zwillingsvolk" gesprochen, und manche Annahmen gehen, trotz aller Versuche, die Ansicht zu erhärten, fehl. 1. Die älteste Erwähnung wird gerne als „Mär chen" bezeichnet. Es sind mittelalterliche Klosterannalen, die sich dieser Frage zuwenden, und die Baiern, wohl im Zusammenhang mit den Kreuz zügen, aus „Armenien" abstammen lassen. Man könne diese Nachricht im Annolied als die erste Osttheorie bezeichnen, die jedoch einer Begrün dung keineswegs entbehrt: es ist die Osseten frage aus dem Kaukasus. 2. Geradezu verhängnisvoll sollte die zweite Auf fassung werden. Hier ging man von dem Namen „Baier" (im Dialekt „Boar") aus und verband ihn mit „Boier" und „Böhmen" (Boiohemnia), dem Wohnsitz der keltischen Bojer. Dies sollte wohl nachträglich die ethnische Untermauerung dafür geben, daß die „keltischen" Bayern an der Seite der „keltischen" Franzosen unter Napoleon kämpfen mußten. (K. Zeuß 1837, Neudruck 1925.) 3. Schon 1837 und 1839 wurde diese Legende durch H. Zeiß (4) zerstört und anstelle der Kel tenabstammung wurden die Baiern als Nach kommen der Markomannen erklärt. Noch 1971 hat K. Bosl in seiner „Bayrischen Geschichte" auf die Auffassung, daß keine Landnahme vorliege, zurückgegriffen. 4. In dieser Westtheorie wurzeln noch zahlreiche weitere Arbeiten. Auch die Geschichtsatlanten (7) zeichnen noch heute das Volk der (Alt)- Baiern in Böhmen ein. Das Germanische Museum in Nürnberg jedoch geht dieser Frage völlig aus
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