OÖ. Heimatblätter 1976, 30. Jahrgang, Heft 1/2

und die Nachfolge seiner Firma zögerte den Beginn der Arbeiten so weit hinaus, daß das Stift nach Ablauf einer Frist im Jahre 1957 den Auf trag zurücknehmen mußte®®. Ein Team zur Beratung und Planung der Restaurierung, das sich aus Ing. Egon Krauss als sachlichen und viel geschätzten Berater von selten des Bundesdenkmalamtes, aus Subprior Wolfgang Siegel O.Praem. und den späteren Prior der Abtei Bruno Grünberger O. Praem. zusammensetzte, wählte die Schweizer Orgelbauwerkstätte Tho mas Kuhn AG (Männedorf/Zürich) nach gewis senhafter Prüfung der von dieser Firma restau rierten Instrumente aus, an welche schließlich noch im September 1957 der Auftrag erteilt wurde®^. Die für die damalige Zeit ungewöhnliche, und mit Schwierigkeiten verbundene Auftragsertei lung an einen nichtösterreichischen Orgelbauer begründeten die Planer in einer Stellungnahme an die Landesinnung der Musikinstrumenten erzeuger folgendermaßen®®: „Das alte Instrument bedarf einer gewissenhaftesten, mit größter Fachkenntnis durchzuführenden Restaurierungs arbeit, welche die Fehler, die durch unsachgemäße Ein griffe minderer Orgelbauer im Laufe der Zeit entstan den, beheben muß." Kein österreichischer Orgelbauer habe bis dahin eine nach denkmalpflegerischen Gesichtspunkten ausgeführte Restaurierung einer alten Schleif ladenorgel vorgenommen, keiner habe Erfahrung in der richtigen Behandlung von Zungenstimmen in barocker Bauart und mit den besonderen Eigenheiten des Klanges aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Was mit der Wiederherstellung der alten Schläg ler Hauptorgel geschah, war also für ganz Öster reich eine echte Pioniertat auf dem Gebiet der sachgemäßen Wiederherstellung kostbarer Denk malsorgeln, deren es viele im ganzen Land gibt. Die Restaurierungsarbeiten der Schweizer Werk stätte erstreckten sich nun darauf, das alte PutzWerk möglichst wieder in seiner ursprünglichen Gestalt wiederherzustellen. Dabei ergab es sich, daß die Positivwindlade völlig neu hergestellt werden mußte. Die bestehende — vermutlich von Johann Christoph Egedacher 1708 — war wegen ihres unvorteilhaften Materials aus Weichholz vom Holzwurm zu stark angefallen. Daher konnte man auch im Positiv den Umfang auf 49 Töne, also die fehlenden großen Halbtöne Cis, Dis, Fis, Gis, ergänzen®®. Die mit Rekonstruktion der Zungenstimmen an gereicherte Disposition lautet heute also: Hauptwerk (Obermanual): C-c', kurze Oktav Principal 8' Copl 8' (Holz) Octave 4' Spitzflöte 4' Quint 3' Octave 2' Mixtur 7-lOfach Cymbel 2fadi Posaune 8' mechanische SpielPositdv (Untermanual): C—c», chromatisch Copl 8' (Holz) Principal 4' Flöte 4' (Holz) Octave 2' Quint Mixtur 4fach Dulcian 16' Trompete 8' C—h, kurze Unteroktav, 19 Töne Principal 16' Octave 8' Octave 4' Mixtur 5fach Posaune 16' Manualkoppel Koppel Pos./Ped. und Registertraktur Die Restaurierungsarbeiten waren 1960 soweit abgeschlossen, daß Abt Dipl.-Ing. Florian Pröll zum Pfingstfest die feierliche Wiedereinweihung vornehmen konnte, wozu Prof. Anton Heiller aus Wien und Prof. Luigi Ferdinando Tagliavini aus Bologna als Organisten geladen waren. Fach leute und Presse stellten der Wiederherstellung des alten Instrumentes ihr bestes Zeugnis aus und zollten dem Stift Lob und Anerkennung für diese wahre Pioniertat österreichischer Orgelbautätigkeit^®. DIE CHORORGEL Sie wurde ursprünglich als einmanualige Schleif ladenorgel von Wilhelm Zika sen. in den Jahren 1952 bis 1954 mit folgender Disposition gebauP': Musiksammlung Stift Schlägl, Ordner „Orgel". Auftragserteilung des Stiftes vom 11. 9. 1957. Musiksammlung Stift Schlögl, Ordner „Orgel", Schrift verkehr. Die große Orgel in der Stiftskirche Schlägl (Prospekt zum Weihefest), Schlägl 1960, 3. Pläne der Firma Kuhn. '0 Linzer Volksblatt, Nr. 131, 7. 6. 1960, 7: „Musterbei spiel für beste Facharbeit..." — Oö. Nachrichten, 8. 6. 1960, 4. " Musiksammlung Stift Schlägl, Ordner „Chororgel".

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