OÖ. Heimatblätter 1976, 30. Jahrgang, Heft 1/2

gebaut; der Organist spielt, anschaulich gesprodren, in die Hinterseite des Gehäuses „hinein". Der Spielschrank ist heute neu gemacht, alten Formen nachempfunden. Das Gehäuse (siehe Abb. 1) gliedert sich in einen Hauptkasten, welcher wiederum in drei Türme unterteilt ist (die beiden äußeren höher als der Mittelturm mit der Michaelsfigur als Bekrönung) und das Pfeifenwerk für Hauptwerk und Pedal beherbergt, und in das darunterlie gende, im Orgelfuß untergebrachte Positiv, des sen Prospektdreiteilung von einem runden Mitteltürmchen beherrscht wird. Auf diesem findet sich das Wappen des Auftraggebers Martin Greysing (siehe Abb. 3). Es scheint dem Verfasser wichtig, an dieser Stelle darauf hinzuweisen, daß eine der wichtigsten Quellen über den Schlägler Orgelbau, nämlich die „Excerpte aus dem Stiftsarchiv Schlägl. Teil: Die Stiftskirche." von Clemens Bredl zur Zeit nicht auffindbar ist. Dieses Manuskript hat der Musikwissenschaftler Rupert Mayr in seiner Dis sertation „Beiträge zur Entwicklungsgeschichte des Orgelbaues in Oberösterreich" des öfteren zitiert; der Autor verläßt sich hier also auf die wissenschaftliche Zuverlässigkeit der Quellen zitation dieser Dissertation^®. Hier sei auch er wähnt, daß seit der Neuordnung des Schlägler Stiftsarchives manche in früheren Arbeiten zitierte handschriftlichen Verträge bzw. Rech nungsbelege über Orgelumbauten nicht mehr aufgefunden werden konnten. Auch in diesen Fällen verläßt sich der Autor auf die richtige Zitation dieser Verfasser®^. Die klanglichen Eigenheiten der Orgel entspre chen den Gepflogenheiten der Passauer Orgel bauschule um 1600^®. Das überaus mächtige, mit weiten Pfeifenmensuren ausgestattete Hauptwerk mit der vielfach doppelchörigen großen Mixtur dominiert gegenüber dem bedeu tend zarteren Positiv, das durch seine Aufstel lung überdies im Ansprechen etwas gedämpft ist. Es besteht also zwischen den beiden Werken keine Balance, sondern vielmehr ein Echoverhält nis, wie dies bei anderen süddeutschen sowie bei italienischen Orgeln zu finden ist^®. Leider ist uns weder ein Bauvertrag noch eine zeitgenössische Beschreibimg der Orgel aus ihrer Entstehungszeit erhalten. Nur eine Quittung des Linzer Ostermarktes im April des Jahres 1634 (siehe Abb. 7) und die bisweilen vorkommende Namensnennung in Rechnungsbüchern®® über liefert uns Andreas Putz als ihren Schöpfer. Einen Hinweis darauf gibt auch L. PrölP®, der zu berichten weiß, daß Putz auf einer Rückreise nach Passau bei Rohrbach von Schweden an gegriffen worden und ihm dabei sein Roß und Geld gestohlen worden sei. In einem im Stifts archiv zur Zeit nicht auffindbaren Briefwechsel®® habe Putz das Kloster des öfteren vor irgend welchen Kriegsgefahren gewarnt. 1928 versuchte Vinzenz Goller, Orgelexperte und Professor an der Wiener Musikakademie, die originale Disposition zu rekonstruieren und kam auf folgenden Plan®®: und die Kirchenpatrcvne Johannes Evangelist und Johannes der Täufer. Vermutlich waren die nun als „hindtern zwai pilder" dargestellten Ordensheiligen Augustinus und Nor bert für jenen Flügelaltar gedacht, das — sollte die Orgel auf dem Lettner zur Aufstellung gekommen sein — dem Priesterchor zugewandt war. Vgl. Anm. 37. Mayr Rupert, Beiträge zur Entwicklungsgeschichte des Orgelbaues in Oberösterreich, phil. Diss. (ms.), Inns bruck 1949. Es handelt sich hier vor allem um die Angaben bei Goller Vinzenz, Die Orgel in der Stiftskirche Schlägl, a. a. O., und Schuster Laurenz, Die Schlägler Stifts orgel, a. a. O. Vgl. das hiezu Gesagte über die Passauer Orgelbau schule unter Amn. 17. Krauss Egon, Die große Orgel der Stiftskirche Schlägl, a. a. O., 2. Genaue Aufstellung der Rechnungen mit Putz angeb lich bei Bredl Clemens, Excerpte aus dem Stiftsarchiv Schlägl..., zitiert bei Mayr Rupert, a. a. O., 205. Vgl. Anm. 26 und Text. — StASchl, Sch 476 Quittung vom 19. 4. 1635. " Pröll Laurenz, Das Obermühlviertler Bauernhaus und «eine Schicksale in den Kriegszeiten, Linz 1902. Schuster Laurenz, Martin Greysing, der zweite Grün der Schlägls, in: Analecta Praemonstratensia, Jg. 33, Averbode 1957, 217 ff. " Goller Vinzenz, a. a. O., 2. Bei den Registern „Quinte 3', Octave 2 und Mixtur" der Positiv-Disposition gibt Goller an „fehlen heute".

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