OÖ. Heimatblätter 1976, 30. Jahrgang, Heft 1/2

Kunig Hainreich, in den slaff wedaucht, iNie er an dieser want weschaut „Noch Sechsen" er vermaynt nach sechs tagen Schalt er zu seim grab werden getragen. Durch sechs monet und jar als vil Gab er almusen one zil; Do die zeit also wart geent, Kayserlich wirdikait wart im gesent^^. Diese deutschen Verse sind eine freie Übertra gung des folgenden lateinischen Textes^®: Post sex obscurum / dum vidit se moriturum Esse dies post sex / Hainricus pertimuit rex. Mensibus hinc senis, / sex annis denique plenis Vite timescenti / mox luce prima sequenti. lila corona datur / qua Caesar iure vocatur. In neuerer Zeit haben Franz Kugler^® und Friedridi Hebbel dem Ereignis je eine Ballade („Hein rich der Heilige" bzw. „Die heilige Drei") gewid met. Hebbel hat allerdings, wie schon die Über schrift seines Gedichtes besagt, die Zahl 6 abge ändert; außerdem hat er die Gestalt des Bischofs unerwähnt gelassen". Werner Bergengruen hat das Ereignis in seiner „Legende von den zwei Worten" (in: „Die Sultansrose und andere Er zählungen"^®) behandelt. Auch darin wird je doch der Bezug zum hl. Wolfgang völlig auf gegeben. Eine sehr umfangreiche Dichtung über das Le ben des heiligen Bischofs stellt der „Rhythmus de S. Wolfkango" dar, der sowohl in einer Mel ker als auch in einer Münchener Handschrift aus dem 15. Jahrhundert (Stiftsbibliothek Melk H 9 bzw. clm 1843) überliefert ist und wohl sicher im Kloster Mondsee entstand. In 37 Achtzeilern wird das Wirken des Heiligen gewürdigt^®. Wir bringen mehrere Strophen, die vom Exil des Bischofs handeln. Sehr interessant ist der Hin weis auf einen früheren Aufenthalt des Heiligen in dieser Gegend sowie die hier erstmals er wähnte Fünfjahresfrist des Exils. Linquens mundi vanitatem Generisque claritatem, Praelaturae dignitatem, Pure propter Dominum; Res, pecunias, honores, Terrarum possessiones, Vestesque splendidiores Aestimasti nihilum. Hinc clandestine quaerebas Locum, quondam quo degebas, Et divinitus vivebas Inter alpes montium. In cavernulis petrarum Habitabas, bestiarum Locis, fructum es herbarum, Potum bibis fontium. Ad quinquennium fuisti Exul, ibi circuisti. In montanis invenisti, Donec habitaculum, Ubi felix contemplaris, Dominumque deprecaris, Pusis lacrimis amaris Pro gente fidelium. Hierzu die deutsche Übersetzung von W. Schenz^'': Du verließest ird'sche Habe, Audi des Adels Wiegengabe, Trenntest dich vom Hirtenstabe, Einzig nur dem Herrn zulieb; Geld und Gut und stolze Ehren, Was die Welt nur mag bescheren, Kleider — eitler Leut' Begehren — Hieltst für nichts in edlem Trieb. An ein Plätzchen du dich banntest. Das du schon von früher kanntest. Voller Lieb zu Gott du branntest. Während Alpenland dich barg. Wohntest dort in Velsengrüften, Schliefst mit Tieren oft in Klüften, Holtst dir Nahrung von den Triften, Quelle löscht' den Durst nur karg. Acta Sanctorum, a. a. O., 533. Franz Kugler (1808—1858), dichtender Kunsthistoriker, hatte besonderen Erfolg auf dem Gebiet der Liederlund Legendendichtung. Vgl. A. Salzer, Illustrierte Ge schichte der deutschen Literatur, Bd. 3, Regensburg 11927, S. 1060 f. " Friedrich Hebbel (1813—1862), größter deutscher Dra matiker des 19. Jahrhunderts. Das Gedicht Ist datiert mit 15. Oktober 1853 in Wien. Vgl. Gedichte von F. Hebbel, hg. v. E. Sudtier, Halle a. d. S., o. J., S. 25 'bis 30. " Innsbruck 1946, S. 72—85. K. Kunze, a. a. O., S. 280, weist die Legende fälschlich Reinhold Schneider zu. — Zu Werner Bergengruen (1892—1964) vgl. H. Pongs, Das kleine Lexikon der Weltliteratur, Stuttgart ®1963, Sp. 192 f. Acta Sanctorum, a. a. O., 534; Druck ebd. 583—586. Schenz, a. a. O., 202 f.

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