OÖ. Heimatblätter 1976, 30. Jahrgang, Heft 1/2

Die Orgeln in der Stiftskirche der Praemonstratenserabtei Schlägl Von Rupert Gottfried Frieberger, O. Praem. Mit 7 Abbildungen SCHLÄGLER ORGELBAU IM GESCHICHTLICHEN ÜBERBLICK Wann die erste Orgel für das seit 1218 beste hende Praemonstratenserkloster Schlägl erwor ben wurde, ist leider nicht bekannt. Wohl aber läßt sich in Analogie zu anderen Ordenshäusern und Stiften des österreichischen Donauraumes sagen, daß wahrscheinlich schon im 15. Jahr hundert eine Orgel errichtet wurde^. Erst für das Jahr 1578 sind sichere Rückschlüsse auf das Vorhandensein einer Orgel erlaubt, da das Stifts archiv Namen und Posten eines Organisten bezeugt: Sewalt Reichensperger ist in einer Urkunde vom 28. 8. 1578 als „bstandter" bei einer Amtshandlung des Peilsteiner Richters Eustach Crueber in Oberthiergrueb erwähnt^. Ein „Inventarium des Cottshauß Schlögel" von 1576 führt in seinen Aufzählungen auch „ain Regall" an®. 1626 wurden bei einer von aufständischen Bauern angestifteten Brandlegung und Plünde rung des Klosters „zwey orgelwerck, 1 Positif, ein doppelt und einfaches Regall zerschlagen und das Metall davon gestohlen .. Als schließlich nach den Wirren von Reformation und Gegenreformation Martin Creysing die Füh rung des Hauses übernahm, gewann auch die Musikkultur durch den großen wirtschaftlichen Aufschwung wieder eine bedeutende Rolle®. Es begann eine Blütezeit des Orgelbaues. Schon 1631 ließ Propst Martin ein „consonum et insigne Regale musicum" zur Begleitung des Choralgesanges im Chorgestühl aufstellen®. Dem folgte ein Auftrag zur Errichtung der Hauptorgel an den Passauer Orgelmacher Andreas Putz^. Diese Orgel bildet das Hauptwerk der Putzschen Werkstatt und wurde — von Vinzenz Coller als „sowohl klanglich als auch architektonisch eines der allerschönsten Orgelwerke der Spätrenais sance und des Frühbarocks" gerühmt® — zur * Gewidmet Ingemar Melchersson zum Amtsantritt als Stiftsorganist von Schlägl. 1 Nachdem bereits 1334 für die Wiener Stephanskirche eine Orgel errichtet worden war und für den Salzbur ger Dom ein Instrument 1383 nachgewiesen werden kann, breitete sich der Orgelbau im folgenden Jahr hundert aus. In St. Florian waren bereits 1450 zwei Orgeln vorhanden, 1419 wurde anläßlich einer Visita tion im Kloster Garsten der zu häufige Gebrauch dei Orgel getadelt. 1454 ist im Stift Kremsmünster der erste Organist namentlich nachweisbar. Für das Zister zienserstift Wilhering wurde 1354/55 eine Orgel ge baut. Vgl. Biba Otto, Donauländischer Orgelbau innerhalb der österreichischen Orgellandschaft. In: Acta organologica, Bd. 8, Berlin 1974, 9—32. — Linninger Franz, Orgeln und Organisten im Stift St. Florian, in: Oö. Heimatblätter, 9. Jg. (1955), 171 ff. — Frieberger Ru pert Gottfried, Kirchenmusikgeschichte Schlägl I, Miscellanea aus dem Kirchenhist. Inst. d. Kath. Theol. Fak. Wien, Bd. 37, Wien 1973, 37. — Kellner Altmann, Musikgeschichte des Stiftes Kremsmünster, Kassel 1956. — Mitterschiffthaler Gerald Karl, Die Orgeln der Stiftskirche Wilhering, Miscellanea aus dem Kir chenhist. Inst. d. Kath. Theol. Fakultät Wien, Bd. 43, Wien 1973, 3 f., und Oö. Heimatblätter, 28. Jg. (1974), 107 ff. 2 StASchl (= Stiftsarchiv Schlägl), Sch 127, Zehrungszettel des Eustach Grueber. — Vgl. Frieberger Rupert Gottfried, Kirchenmusikgeschichte Schlägl I, 37 und 48. " STA Wilhering, Inventarium des Gottshauß Schlögel, 1576 I, fol. 16 r. •* Quelle hiefür ist die Vorrede zu einem 1628 neu an gelegten Urbar, das derzeit im Stiftsarchiv nicht auf scheint. Der hier zitierte Text findet sich aber bei Pröll Laurenz, Geschichte des Praemonstratenserstiftes Schlägl im oberen Mühlviertel, Linz 1877, 239. ^ Würdigung der musikalischen Tätigkeit unter und durch die Person des Abtes Martin Greysing war Schwerpunkt der folgenden Arbeit des Verfassers: Frieberger Rupert Gottfried, Entwicklung der Kirchen musik und des Orgelbaues im Praemonstratenserstift Schlägl von der Gründung (1218) bis 1665, dem Todes jahr des Abtes Martin Greysing. Miscellanea aus dem Kirchenhist. Inst. d. Kath. Theol. Fakultät Wien, Bd. 37, Wien 1973. Über Greysing darf auf die dort zitierte Literatur verwiesen werden. « StASchl, Hs 16, fol. 141 V. ' Ein eigentliches Auftragsdekret an Putz hat sich nicht erhalten, wohl aber Zahlungsbestätigungen; StASchl, Sch 476. Hier sei auch erwähnt, daß bei Putz auch zwischen 1635 und 1637 neue Orgeln für die Stifts pfarren Rohrbach und Aigen bestellt worden sind, von denen der Dispositionsentwurf für Rohrbach erhalten blieb. StASchl, Sch 478, und Hs 16, fol. 147 r., 145 r.; vgl. auch Frieberger Rupert Gottfried, Der Orgelbau in den inkorporierten Pfarren des Praemonstratenserstif tes Schlägl, Wien 1974, Manuskript. Vinzenz Goller war der Meinung, daß bei Putz 1631 auch zwei Chororgeln für die Stiftskirche bestellt wor den wären. Vgl. Coller Vinzenz, Die Orgel der Stifts kirche Schlägl, Manuskript o. O., 1928, 4. (Musiksamm lung Stift Schlägl, Ordner „Orgel"). Zum Ganzen vgl. Frieberger Rupert Gottfried, Kirchenmusikgeschichte Schlägl I, 40. Ein Beweis dafür konnte nicht erbracht werden. ® Goller Vinzenz, a. a. O., 1.

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