Kesselpauken des 17. Jh. Sie sind schwer als solche zu erkennen, da im allgemei nen keine schriftlichen Angaben vorhanden sind. Pauken aus dem 18. Jh. sind in zahlreichen österreichischen Sammlungen vertreten und stehen darüber hinaus auch nodi auf manchen Kirchenchören in praktischer Verwen dung. 2. Instrumente, die denen des Gegners nach gebildet wurden. Abgesehen davon, daß es dem Bauern wahr scheinlich möglich war, eine Trommel vom Sieb macher zu beziehen, konnte er selbst aus den überall vorhandenen Sieben Trommeln herstel len, indem er die Siebwand als Trommelzarge verwendete imd beidseitig je ein Fell aufzog. Mit dem Schlagen der Trommel verschaffte sich der Ausrufer Gehör, wie z. B. aus dem Schreiben Stefan Fadingers vom 24. Juni 1626 an die Stadt Linz hervorgeht: ,,... und möge dieses Anerbie ten mit der Trommel zu jedeermanns Wissen kundgemacht werden®®." Über Steyr berichtet der Chronist Jakob Zötl: „Den 1. Tag Juni (1626) alss Montag der Pfingsten liesse der Stephän Fädinger mit Drommel vnd Pfeiffen vmbschlagen..."®® Außer der Trommel wird somit hier die in den Bauernkriegen häufig belegte Quer pfeife angeführt®^. Da es nun wohl nicht zu trifft, daß es sich bei all diesen Pfeifen um erbeutete Militärpfeifen gehandelt hat und andererseits die österreichische „Seitel-, Seiten-, oder Schwegelpfeife"®® sicher entlehnt ist®® — wir nehmen hier eine Rückbildung aus der Militärflöte an —, erscheinen uns die Bauern kriege zeitlich und lokal gesehen als die wahr scheinlich günstigste Voraussetzung zum Ent stehen dieses Volksmusikinstruments. Die Seitel pfeifen — sie werden im folgenden als Quer pfeifen bezeichnet —, weisen eine den Militärpfeifen®^ ähnliche innere Bauart auf und unter scheiden sich von letzteren äußerlich durch die beiden Endwülste, die eine weniger aufwendige Lösung des Problems darstellen, das Reißen an den Enden zu verhindern. Durch die geänderte Profilierung der Enden kann nun anstatt der gebauchten Außenform der Militärpfeife eine zylindrische gewählt werden. Abgesehen von ihrer Signalfunktion dürften die Trommeln und Pfeifen für die Bauern die offenbar wichtigsten Instrumente gewesen sein, um zum Angriff zu stimulieren und während der Schlacht anzu feuern. Die Herstellung einer Pauke unter Ver wendung eines Kochkessels stellt kein schwieri ges Problem dar, wenn die Schraubenspannung durch die einfachere Schnurspannung ersetzt wird®®. Auch die Trompete konnte unter Um gehung der sie schützenden Privilegien aus Holz nachgebildet werden, wie ein erhaltenes Exem plar des 16. oder 17. Jh. beweist®®. Trommelschlägel, Österreich, 17. oder 18. Jh.; Graz, Landeszeughaus, M 50®^ Bei dem einzigen bekannten Trommelschlägel dieser Art wurde ein Schlägel herkömmlicher Bauweise mit Bein kopf und Holzstab ganz aus Holz nachgebildet. Bei Ver lust bestimmter spieltechnischer Eigenschaften^® ergeben sich Einsparungen bei der Herstellung bezüglich des Ma terials, des Arbeitsaufwandes, der Arbeitszeit und des Preises. Es kann angenommen werden, daß die Bauern diese Vorzüge berücksichtigten und u. a. ähnlich be schaffene Schlägel benutzten. Querpfeifen (Seitenpfeifen, Seitelpfeifen, Schwegelpfeifen, Schwegel) 18. Jh.; Linz Oö. Landes museum, Nr. 164—167^^, Salzburg, Museum Ca- ^ Vgl. H. Zötl, Der Oberösterreichische Bauernkriag ..., a. a. O., S. 22. Vgl. Ders., Der Chronist Jakob Zötl..., a. a. O., S. 65. Vgl. D. Stockman, a. a. O., S. 165. Vgl. K. M. Klier, Die volkstümliche Querpfeife, Schwe gel oder Seitenpfeife, in: Das deutsche Volkslied, 25. Jg., 1923, S. 1—15; Ders., Neue Anleitung zum Schwegein, Wien 1931; H. Sowinski, Steirische Volks musikinstrumente, in: Das Joanneum, Bd. III, Graz 1940, S. 188—202, insbes. S. 188—190; L. Schmidt, Instrumentale Volksmusik in Österreich, in: österrei chische Musikzeitschrift, 1. Jg., Heft 6, Wien 1946, S. 198—206, insbes. S. 202; K. M. Klier, Volkstüm liche Musikinstrumente in den Alpen, Kassel 1956, S. 29—36; A. Koch, Die Tiroler Schützenschwegel, Innsbruck 1959; H. Schmidl, Die Schwegel, in: Jahr buch des österreichischen Volksliedwerkes, Bd. 18, Wien 1969, S. 87. Vgl. H. Moeck, Typen europäischer Kernspaltflöten, in: Kongreßbericht Brünn 1967 = E. Stockmann, Studia instrumentorum musicae popularis I, Stock holm 1969, S. 41—74, insbes. S. 41. ®^Vgl. G. Stradner, Katalog Graz, a. a. O.; Ders., Kata log Schallaburg, a. a. O., S. 196. Vgl. Ders., Katalog Graz, a. a. O. " Vgl. Ders., Sebastian Virdung..., a. a. O., Über die Verwendung dieses vermutlich aus Süddeutschland stammenden Instruments kann allerdings nichts aus gesagt werden. " Vgl. Ders., Katalog Graz. ®® Sie werden durch die geänderte Lage des Schwer punktes bewirkt.
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2