Die Musikinstrumente der Bauernkriege Von Gerhard Stradner Ein Aufsatz der „Oberösterreichischen Heimat blätter" 1975, Heft 3/4, behandelte das Musik leben in Oberösterreich zur Zeit der Bauern kriege^. Der folgende Beitrag geht mm auf die Instrumente der aufständischen Bauern ein, ohne das bekannte Instrumentarium der „Kunst"- und „Volksmusik" zu untersuchen. In Österreich wurde im 16. und 17. Jahr hundert eine große Zahl von Musikinstrumen ten verschiedenster Art verwendet®. Hier sollen nun jene näher beleuchtet werden, die im Zusam menhang mit den Bauernkriegen Bedeutung er langten, wobei sich die gesonderte Behandlung der beiden kämpfenden Parteien als notwendig erweist. Auf der einen Seite standen die Truppen der bayerischen Besatzungsmacht und des Kaisers. Hier fochten die schon in Friedenszeiten aus gerüsteten Soldaten und bedienten sich der für Österreich verhältnismäßig gut bekannten Mili tärmusikinstrumente®. Abgesehen von seiner Funktion zur Unterhaltung wurde das Musik instrument in diesem Zusammenhang als Signalund Ritualinstrument, etwa bei der Eidesleistung, zur Regelung der militärischen Disziplin, z. B. beim Marschieren, als akustisches Kennzeichen, sowie zur Erweckung von Begeisterung und Mut während der Schlacht verwendet^. Den Beritte nen standen dabei die durch Privilegien geschütz ten Trompeten und Pauken zu. Die Blechblas instrumente wurden aus dem damaligen Zentrum des Instrumentenbaus Nürnberg, aber auch aus Wien bezogen®. Die heimischen Kupferschmiede stellten die Paukenkessel her®. Dagegen ge brauchte das Fußvolk das „Spiel", das aus Quer pfeifen und Trommeln bestand^. Die in der Hierarchie niedrigere Stufe spiegelt sich auch in der größeren Einfachheit und der leichteren Beschaffungsmöglichkeit dieser Instrumente wider. Die Querpfeifen sind außen zylindrische oder leicht pombierte®, aus Holz hergestellte Querflöten, meist mit Endmontierungen aus Bein oder Messing. Sie konnten von den im Lande ansässigen Drechslern®, wie z. B. dem Gmundner Hans Feichtinger 1606^® erzeugt werden. Die einfachen Trommeln wurden von den Siebmachern^i angefertigt. Von den bisher bespro chenen Instrumenten ist u. a. für Ausrufer und Boten der in den Bauernkriegen agierenden kai serlichen Truppen der Gebrauch der Trompete und der Trommel in Freistadt am 16. August^® und in Steyr am 22. August 1626^® belegt. Die Aufständischen der ländlichen Bevölkerung mit den mit ihnen teilweise verbündeten Stadt gemeinden benutzten die Musikinstrumente zm Alarmierung und wahrscheinlich auch zur Stimu lierung der Massen^*. Dadurch bedingt können ' E. Posch, Musikleben in Oberösterreich zur Zeit des Bauernkrieges, in: Oö. Heimatblätter, 29. Jg. (1975), S. 154—161. ^ Vgl. G. Stradner, Die Instrumente der österreichi schen Renaissancemusik, in: Renaissance in Öster reich, Gesdiichte — Wissenschaft — Kunst, Hrsg. R. Feuchtmüller, Horn 1974, S. 337—341 (im folgen den verwendeter Kurztitel: Renaissanceinstrumente); Ders., Musical Instruments of the Austrian Renais sance, in: The Consort No. 30, Godalming 1974, S. 77—81; Ders., Musikinstrumente, in: Niederösterreichisdie Landesausstellung Renaissance in Österreich Schloß Schallaburg = Katalog des Niederösterreichisdien Landesmuseums, N. F. Nr. 57, Wien 1974, S. 194—200 (Kurztitel: Katalog Schallaburg). Eine Behandlung der um 1500 in Mitteleuropa ge bräuchlichen Musikinstrumente erfolgt in: Oers., Seba stian Virdungs „Musica getutscht..., Basel 1511", als Quelle für Instrumente und Spielpraxis um 1500 (in Vorbereitung). ' Vgl. Ders., Die Musikinstrumente im Steiermärkischen Landeszeughaus in Graz, in: Veröffentlichungen des Landeszeughauses Graz, Nr. 5, Graz 1976 (Kurztitel: Katalog Graz). * Vgl. ebenda. ® Vgl. Ders., Renaissanceinstrumente, a. a. O., S. 338. ® Vgl. Ders., Katalog Graz, a. a. O. ' Vgl. ebenda. ' Vgl. R. van Yperen, De Nederlandse Militaire Muziek, Bussum 1966, S. 114 Abb. ' Vgl. G. Stradner, Katalog Graz, a. a. O. Vgl. A. Keller, Musikgeschichte des Stiftes Krems münster, Kassel 1956, S. 168; G. Stradner, Renais sanceinstrumente, a. a. O., S. 338. Vgl. Ders., Katalog Graz, a. a. O. Vgl. J. Nößlböck, Freistadt im Bauernaufstand des Jahres 1626, in: Das heldenmütige Martyrium von anno 1626 = „Aus da Hoamät", Bd. 25, Linz 1927, S. 51—61, insbes. S. 59. Vgl. H. Zötl, Der Chronist Jakob Zötl (Zetl) von Steyr . .., ebda., S. 62—75, insbes. S. 66. Vgl. D. Stockmann, Der Kampf um die Glocken im deutschen Bauernkrieg, in: Beiträge zur Musikwis-
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