OÖ. Heimatblätter 1976, 30. Jahrgang, Heft 1/2

Kirche bietet, verkündet der Stein an der Süd wand des Chores eindeutig: „Unter disses Stain Crufft liegt begraben weilland der Hochgebome Graif und Herr Adam Graff von HerberstorflF.. Es war daher folgerichtig zu schließen, daß Herberstorff den Chor nur deshalb verlängern ließ, um sein Begräbnis darin einzurichten. Auf Grund dieser Überlegungen galt in den näch sten Stunden mein ganzes Augenmerk den Fahrten der Schubraupe, die ob ihrer größeren Wendigkeit und Kraft begonnen hatte, den Block des Altartisches abzubrechen, die Stufen des Altares auszuheben und den Plattenbelag des Chorraumes aufzureißen. Mit dem anfal lenden Abraum wurde zunächst die Gruft der Brüder Achatius und Philibert von Seeau imter dem Triumphbogen zugeschüttet und ein geebnet. Der Fahrer des Grabenbaggers hob in dessen auf meinen Wunsch drei Gräben aus, soweit es mit dem großen Fahrzeug zu diesem Zeitpunkt möglich war: Ein kurzer Graben wurde von der Westmauer bis zu den Pfeilern der Orgelempore vorgezogen; er stieß auf eine Mauer aus großen Quadern und Findling steinen. Der in Nordsüdrichtung verlaufende Mauerzug konnte nicht verfolgt werden, weil die Mauer von den Baufahrzeugen zerquetscht worden war und weil über der Mauerkrone diese verkehren mußten. Bei den Quadern han delte es sidi um Teile eines Tores, den Anschlag für die Tür und die Vertiefung für den Riegel. Der zweite Graben verlief in Ostwestrichtung durch das Südschiff, wobei der Löffel in der Länge von zirka zehn Metern eine Grundfeste freilegen konnte. Der Graben im Nordschiff wurde nun berechnet und die entsprechende Mauer ebenfalls gefunden. Diese Tätigkeiten seien hier nur angedeutet; ein Grabungsbericht zum Erstbau soll später vorgelegt werden. „Protokoll über die Auffindung der Gruft des Grafen Herberstorff in der Pfarrkirche zu Alt münster vom 28. Juni 1973: Anläßlich der Arbeiten zur Anlage eines neuen Fuß bodens in der Pfarrkirche zu Altmünster durch die Baufirma Ing. L. Höller wurde zunächst am Mittwoch, 27. Juni 1973, die Gruft der Familie Seeau, die sich am Beginn des Chores (Eingang unter dem Triumph bogen) zugeschüttet, nachdem der bemalte Kupfersarko phag des Philibert Seeau, gestorben 1694, geborgen worden war. Daraufhin begann die Entfernung des Fußbodenpflasters, das um 1900 gelegt worden war, durch den Einsatz eines Caterpillars. Am Donnerstag, 28. Juni 1973, zirka 14 Uhr, brach unter der Last dieser Schubraupe unmit telbar vor den Stufen des Hochaltares, und zwar südlich der Mittelachse plötzlich der Boden ein und es zeigte sich das Ziegelgewölbe eines gemauerten Gruftraumes. Dok tor Benno Ulm, der die Baggerarbeiten beobachtete, ließ diese sofort einstellen und verständigte daraufhin den Pfarrherrn, hochwürdigen Dechant Josef Putz, der sich in der Kirche aufhielt. Dann stieg er in den Gruft raum, reinigte einen unter dem Loch stehenden Kupfer sarkophag vom Bauschutt, barg eine nur lose auf diesem befestigte vergoldete Messingtafel von ovaler und ge wölbter Form, und las die erste Zeile der langen In schrift unter dem Wappen: Adamus Comes de Herbers torff et Orth, und reichte die Platte durch das Loch dem Pfarrer. Dabei war unter der Platte, die leicht angelötet war, ein Ausschnitt im Deckel des Sarkophages freigelegt worden, den er nun aufbog. Unter den zusammengebro chenen, dunkelbraun verfärbten Brettern des Innen sarges wurde eine schwammartige weiße Masse beobach tet, auf der bräunliche, lederartige Teile lagen. Zwischen den Sargbrettern war ein Teil des skelettierten Schädels, der Oberkiefer mit drei Zähnen, sichtbar. Der Sarkophag des Grafen stand an der Südseite der Gruft auf drei gemauerten Postamenten in West-Ost-Richtung, der Kopf im Westen. An der Nordseite des Raumes war mit drei weiteren Postamenten der Platz für einen zweiten Sarkophag vorbereitet worden. Trotzdem fand sich ein Skelett auf dem ziegelgepflasterten Boden an der linken Seite des Sarkophages, ebenfalls in West-Ost-Lage, wahrscheinlich der Gräfin Maria Salome. Von einem Sarg, in dem sie beigesetzt worden sein kann, wurde keine Spur gefunden, denn der Boden war mit einer schwarzen, glitschigen Masse zirka 2 cm hoch bedeckt. An den Wänden der verputzten Gruft war bis in zirka 40 cm Höhe eine schwarze Sockelzone sichtbar, die strei fenartig die Höhe des jeweiligen Grundwasserspiegels anzeigte. In der am Vortage verschütteten Gruft der Familie Seeau stand das Wasser bei der Besichtigung noch ca. 10 cm hoch. Allem Anschein nach war die Gruft nach der Bestattung nie mehr betreten worden, es fan den sich keine Fußspuren, das Skelett war nicht gestört worden, denn es fand sich in der Schambeingegend ein dünner Armreif. Der Protokollführer: Dr. Benno Ulm, Oö. Landes museum; Zeugen: Pfarrer Josef Putz, Dechant; Doktor Hugo Scheuba, Bürgermeister; Dr. Karl Berger, Gymna sialdirektor; Ing. Leopold Höller, Baumeister." Zusatzprotokoll vom 28. Juni 1973: „Am Nachmittag des 28. Juni 1973 wurde von Doktor Ulm und Dr. Berger das Skelett der Gräfin geborgen und in einen neuen kleinen Sarg gelegt. Es maß in dem auseinandergefallenen Zustand 179 cm. Am Unterkiefer

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