909 und die sonstigen Nachrichten, und die Hypothesen zur Gründungsgeschichte von Kloster Trunseo. Der Pfarrherr, Dechant Dr. Josef Putz, bei dem ich mich zu Mittag vorstellte, empfing mich freundlich, wünschte mir aber ebenso freund lich, daß ich nichts finden möge, denn alte Mauern zu suchen wäre ein Unsinn. An der Nordtür des Langhauses bemühten sich zwei Baufahrzeuge der Firma Ing. Leopold Höller, Ebensee, die Türöffnung zu vergrößern, um mit ihnen (Caterpillar und Grabenbagger Whitlok) in die Kirche zu gelangen. Dieses Unternehmen wurde aber dadurch erschwert, weil der Unter grund aus einer tiefen Lehmschicht besteht, in die die schweren Baumaschinen einsanken und sich festfuhren. Wie sich im Inneren des Gotteshaues zeigte, steht das ganze Bauwerk auf einem stark wasserführenden Lehmhügel; der Lehm spielte alle Farben von Dunkelbraun über Gelb und Grün bis zu einem hellen Blau. Dieser nachgiebige Untergrund dürfte auch die Ursache gewesen sein, daß die Mauern des Schiffes nachgaben und die Gewölbe 1672 und 1723 mit Schließen und Klammern gesichert werden mußten. Deshalb verzögerte sich, wie gesagt, auch das Eindringen in die Kirche. Es gelang erst nach starken Schotteraufschüttun gen, auch im Inneren, am Vormittag des 27. Juni. Während dieser Vorbereitungen hatte ich Zeit, die Baugeschichte der Kirche in ihrer Abfolge zu rekonstruieren; sie stellt sich nach meinem Gra bungstagebuch folgendermaßen dar: Der Turm, bisher als romanisch angesprochen, wurde mit der Westwand des Langhauses und damit gleichzeitig mit diesem errichtet. Die Bauzeit ist mit der Bauinschrift am Südtor 1473 und einer Ablaßbulle von 1475 gegeben, die Marien kapelle nördlich vom Chor ist aus stilistischen Gründen in den Anfang des 15. Jahrhunderts zu setzen. Sie stellt den ältesten Bauteil des bestehenden Gotteshauses dar. Das Alter des gotischen Chores kann nicht mehr festgestellt werden, da an den erhaltenen Teilen keine datierbaren Werkstücke sich erhalten haben. Dieser mittelalterliche, aus drei Seiten des Acht ecks konstruierte (wie sich auch bei den folgen den Bodemmtersuchungen zeigte) Altarraum wurde 1625 auf Befehl des Statthalters Adam Graf Herberstorff niedergelegt imd bis 1627 im heutigen Umfange neu errichtet. Dabei blieb nur ein schräggestellter Strebepfeiler des alten Chorhauptes neben der Marienkapelle stehen. Im Zuge dieser Neugestaltung wurde auch der neue weite Triumphbogen eingezogen, der trotz seiner spitzbogigen Anlage durchaus ungotisch erscheint; er mag als „nachgotisch" anzusehen sein. Der Entschluß Herberstorffs, die Kirche nach Osten zu verlängern, wurde dahin gedeu tet, dadurch seine Macht und Stellung zu be weisen. Als Besitzer der Herrschaft Ort war er auch Patron des Gotteshauses, das aber seit 1269 den Dominikanerinnen von Imbach ge hörte, die sich auch bei ihm beschwerten, daß er, ohne um ihre Einwilligung zu fragen, die Kirche neu hergerichtet habe. Es wird Weiters gesagt, daß sich Herberstorff durch einen großen Kir chenbau einen Namen machen wollte, denn gerade in dieser Zeit reichte die alte Kirche für die Besucher hinlänglich aus; beschränkte Raumverhältnisse werden also seinen Entschluß nicht hervorgerufen haben. Die Kirche von Alt münster wäre daher das steinerne Mal gewor den für den Sieger über die aufständischen Bauern, des Triumphes der katholischen Kirche über die neue Lehre. Tatsächlich ist aber zur Deutung dieses Chorbaues von realeren Über legungen auszugehen. Herberstorff hat den Neubau selbst gezahlt; in der Kirchenrechnung ist nur die Notiz des Zechpropstes überliefert, der die Bauaufsicht übertragen erhielt. Er be kam erst 1629 den Lohn für seine Tätigkeit aus dem Kirchenvermögen. Es dürfte auch die Über legung nicht stichhaltig sich erweisen, die Vor schriften des Konzils von Trient hätten ihn zur Vergrößerung veranlaßt. Der Grund dafür läßt sich nur aus den beiden Grabsteinen erschlie ßen, die auf den Grafen hinweisen, und aus dem Ladschreiben zu seiner Beisetzung am 3. Oktober in der Kirche von Altmünster, das seine Witwe Maria Salome am 28. September 1629 ausschickte. Während die figürliche Platte als Deckel eines Hochgrabes anzusehen ist und keinen direkten Anhaltspunkt für die Bestattung in dieser
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