OÖ. Heimatblätter 1976, 30. Jahrgang, Heft 1/2

Sie merkten aber, wie sie mit dem Bilde davon schlich und entrissen es ihr. Einer von ihnen brannte nach allerlei Gespött dem Bilde beide Augen aus und warf es dann auf den Misthaufen im Hof. Bald darauf geriet der Frevler in die Hände kaiserlicher Soldaten. Sie brannten ihm mit einem glühenden Eisen beide Augen aus und setzten ihn auf einen Misthaufen, wo er elend zugrunde ging. Wiederholt rief er: ,Ich hab es verdient'^^!" 48. „Wels — Lichtenegg^"'^: Der Mann, der vor 100 fahren den Triftgraben von Lambach nach Wels durch die Welser Heide machte, lästerte Gott und sagte: ,Heute tu ich noch wie ich will, und morgen kannst du tun, wie du willst.' Am nächsten Tag brach ein großes Unwetter herein und verschüttete den ganzen Graben." WELTWERDEN UND WELTVERGEHEN, DIE NATUR Über das Entstehen bzw. Vergehen der Stadt Wels konnten vier Sagen festgehalten werden: 49. „Wels war^'^^ so groß, daß es bis zum Eisenzieher nach Aschet ging, wo sich eine große Eisenhandlung befunden hat. Der Markt der Stadt Wels solle sich dort befunden haben, wo heute der Wirt am Berg steht." Nr. 50 und Nr. 51 scheinen denselben Kern der Erzählung zu besitzen: 50. „Auf der^"'^ Welser Heide wird einst eine große Schlacht geschlagen werden, in der der Antichrist unterliegt. Die Stadt aber wird völlig zerstört. Vorher wird sie so groß sein, daß man sie ,Welt' nennt, nachher wird sie so klein sein, daß sie ,Weh' heißen wird." 51. „Die Sage^"® behauptet, daß Kaiser Karl V. im Untersberge bei Salzburg hause und die klei nen Bewohner desselben beherrsche. Er sitze an einem runden Tische, um welchen sein Bart be reits zweimal gewachsen sei; umspannt er ihn das dritte Mal, so erwacht der Kaiser aus seinem Schlafe; das Ende der Welt ist alsdann nahe. Der Antichrist erscheint und auf den Feldern von Wels kommt es zu grimmiger Schlacht. Die Engel des Himmels stoßen in ihre Posaunen und das letzte Weltgericht nimmt seinen Anfang." Schließlich liegt auch noch eine ausführliche Schilderung über das Ende der Stadt Wels vor: 52. Wenn man beim Bau einer neuen Straße durch die Weiserheide bis zu einem gewissen Feldkreuz kommt, ist das Ende nahe. Vorher kommen noch „der Herren- und der Bettel stab". Zuletzt bricht ein großer Türkenkrieg aus, der Türk kommt bis auf die Weiserheide, da aber tun ihn die alten Weiber mit'n „Filzhüt'n" er schlagen. Aber die Männer sind danach so wenig, daß es wahr wird, was ein uraltes Lied sagt: „Es wird einmal werd'n, wie mein Enl hat gesagt, daß neun Weiber raufen um ein Männersitz: O jögäs, o jögäs, wo ein Mann g'sessen ist." Auf der Heide, die von der Stadt den Namen hat, wird einst eine große Schlacht geschlagen, in welcher der Antichrist besiegt, die Stadt aber völlig zerstört wird. Die Stadt, welche einst so groß gewesen ist, daß sie „Welt" geheißen hat, wird da' so klein werden, daß man sie „Weh" heißen wird^"*. QUELLENVERZEICHNIS Archivallen: Archiv der Stadt Wels, Akten, Schuber Nr. 1192, Nachlaß Dr. Schmotzer: Veröffentlichungen, Manuskripte, Ma terialsammlung, Korrespondenz, 1923—^1946. Archiv der Stadt Wels, Akten, Schuber Nr. 1193, Nachlaß Dr. Schmotzer: Varia 1817—1963, Zeitschriften: 1899 bis 1954. Stadtpfarrarchiv Wels, Taufbuch, Tom. IV (1702—1714), pag. 230. Stadtpfarrarchiv Wels, Totenbuch, Tom. II (1695—1713), pag. 235. Literatur: Andreas Aherle: Nahui, in Gotts Nam; Schiffahrt auf Donau und Inn, Salzach und Traun, Rosenheim 1974. P. Amand Baumgartner: Aus der volksmäßigen Überliefe rung der Heimat. In: 22. Bericht über das Museum Francisco-Carolinum, Linz 1862. Depiny, Sagenbuch, S. 157, Nr. 96 100 Archiv der Stadt Wels, Nr. 1192, Nachlaß Doktor Schmotzer Archiv der Stadt Wels, Nr. 1192, Nachlaß Doktor Schmotzer Depiny, Sagenbuch, S. 317, Nr. 69 Bockel, Volkssagen, S. 90 i"! Ebenda, S. 77

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