Die Erzählung wird auch in ähnlichem Wortlaut von Adalbert Depiny überliefert^®. 40. „Die Johannesgasse in Wels hieß einst Totengasse, weil einmal zur Pestzeit daselbst die Toten in einen Brunnen geworfen wurden'^." Die Bezeichnxmg „Totengasse" ist für Wels ur kundlich nicht nachweisbar. 41. „Steinhildnisse eines Mannes und einer Frau befinden sich an der Stadtpfarrkirche in Wels, in einem Haus auf dem Stadtplatz und am ehe maligen Gerichtsdienerhause. Es sind die allein von der Pest verschonten Ehepaare aus der Zeit der Pest®"." In Wels befindet sich nur ein „Steinbildnis'h und zwar am ffaus Wels, Stadtplatz 18. Dieser medaillenförmige Stein ist jedoch ein Grabstein aus römischer Zeit. VON SCHWERER TAT UND UNGLÜCK, VON MERKWÜRDIGEN SCHICKSALEN Von den drei Sagen, die dieses Thema betreffen und Beziehung zu Wels haben, ist wohl die interessanteste jene von der Fürstin Katharina Lubomirski, da diesbezüglich auch reichliches Urkundenmaterial vorliegt. Erwähnt wird sie von Kajetan Alois Gloning®^, Benedikt Pillwein®^, Adalbert Depiny®® und Oskar Schmotzer®^. Der Ausführlichkeit und der Originalität halber sei die Pillweinsche Fassung wiedergegeben: 42. „Die polnische Fleischerstochter Katharina, Fürstin von Lubormirski, in Wels: Ehrwürdig ist die Stadtpfarrkirche in Wels, dem heiligen Johannes dem Evangelisten gewidmet, ganz nach gotischer Form gebaut, mit neim Altären geschmückt, mit einem hohen Thurme, mit schönen Glasmalereyen und kunstvollen Denksteinen versehen. Unter diesen spricht uns einer mit den bedeutungsvollen Worten an: Höre, wer du lest. Frag nicht, wer ich gewest, Hab zwar gebohren in das Leben, Aber das verloren, was ich gegeben, eine arme Sünderinn. tfiernach ist eine blühende Rose vorgestellt, in welche der Wind bläs't, und die Blume entblät tert, folgendes zum Lesen bietend: Perii, dum peperi. Doch denk an mich, wie ich an Dich, Hier zeitlich und dort ewiglich. Das pfarrliche Taufprotokoll enthält zum Auf schlüsse, daß Fürst Theodor von Lubomirski mit seiner Gemahlin Katharina 1711 zu Wels lebte; daß sie am 16. April im Altenauerschen Frey hause von einem Prinzen entbunden wurde, wel cher in der Taufe den Namen Joseph Lambert erhielt; doch die Mutter von ihm am neunten Tage ihres Wochenbettes schnell in die andere Welt hinübergegangen sei. Mehr pflanzte sich durch die Sage fort. Man erzählt nämlich, daß diese Fürstin eine Fleischer tochter aus Polen gewesen, imd von dort mit ihrem Gemahl nach Wels entflohen sey, um den Verfolgungen der Lubomirskischen Familie zu entgehen, welche mit dieser Ehe nicht zufrieden war. Da aber ihr hiesiger Aufenthalt entdeckt wurde, habe sie ihr Schwager im Wochenbette mit gela dener Pistole überfallen. Sie soll ihm jedoch den neugeborenen Prinzen entgegengehalten, den Wüthenden dadurch entwaffnet und zur Versöh nung gebracht haben, aber wenige Stunden nach diesem Vorfall dem Tode in die Arme gesunken seyn." Hinsichtlich des Grabsteines — er befindet sich heute noch an der Nordseite der Welser Stadt pfarrkirche — darf hier auf den trefflichen Auf satz von Aubert Salzmann®® verwiesen werden, der hier auszugsweise zitiert werden soll: „Fürstin Katharina Anna Clara Lubomirski Oben Fraktur, am Ende lateinische Majuskeln. Solnhofer Stein. Höre der J da das lest! / frage nit / wer ich gewest / hab zwar geborn In Das Leben / aber Das Verloren was Ich gebe! ein grosse SIInDer In / Dann folgt auf geschwungenem Spruchband doch denkh an mich / und ich an dich / hier Zeitlich / und dort Ewiglich PERY DUM PEPERI" Depiny, Sagenbuch, S. 409, Nr. 312 " Ebenda, S. 410, Nr. 321 Ebenda, S. 412, Nr. 342 Gloning, Volkssagen, S. 77 Pillwein, Volkssagen, S. 27 83 Depiny, S. 430, Nr. 432 3^ Archiv der Stadt Wels, Nr. 1192 33 Aubert Salzmann, Grabstein, S. 86 f.
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