überaus zahlreich sind die Sagen aus der Fran zosenzeit. Bezüglich der Schicksale der Stadt darf kurz hinsichtlich der Literatur auf Konrad Meindl „Geschichte der Stadt Wels" und Kurt Holter — Gilbert Trathnigg „Wels von der Urzeit bis zur Gegenwart" verwiesen werden. Die Nummern 31 bis 36 stammen aus den Auf zeichnungen Oskar Schmotzers®® und müssen daher noch in den dreißiger Jahren lebendig gewesen sein. 31. „Pichlwimm — Gemeinde Lichtenegg: Unter der Kranzmayerkapelle ist ein Schatz aus der Franzosenzeit begraben. Ein Franzose hat auf dem Totenbette seinen Kriegskameraden den Lagerplatz dieses Schatzes verraten und nach dem Friedensschluß kamen einmal Franzosen, liehen sich in einem benachbarten Hause Schau fel und Krampen aus und am nächsten Tag sahen die Bauern das große Loch, das die Fran zosen in der Nacht gegraben hatten. Gesehen hat sie aber niemand. Auffallend ist, daß gerade auf diesem Feld die berühmte Venus gefunden wurde^"^. In nächster Nähe dieser Kranzmayerkapelle ist ein Gebüsch mit einer Lacke, ,Kaliparz' genannt. Es heißt, daß dort ein Schloß versunken ist." 32. „Wels — Lichtenegg: Nach dem Schneiderhause an der Landstraße kommt das Pürstingerhaus, das früher Ameis berg hieß. Es liegt an der Grenze der Gemeinde Lichtenegg und Gunskirchen — der wahre Name ist daher: ,am äußeren Berg'. Gegenüber diesem Haus drüber der Straße steht eine alte Kapelle, die angeblich zur Franzosenzeit von der alten Fasslamerin gebaut wurde, weil sie allein von den Franzosen verschont blieb. Tatsächlich wird aber die Kapelle die alte Gemeindegrenze bezeichnet haben, die früher auch die Grenze von Wels bezeichnete." 33. ,,Das nächste Haus bei der Kapelle ist das Wiediggruberhaus, weshalb die Kapelle die Wiediggruberkapelle heißt. Wiede heißt Weiden stück und ist eine Bezeichnung zum benachbarten Galgen anzunehmen. Nach der Sage sollen unter der Wiediggruberkapelle Leichen eingegraben sein, und zwar Krieger." 34. „Wels — Mitterlaab bei Wels: Ein Bauer zauberte Wasser um sein Haus und schützte sich so vor den Franzosen. Eine Zigeu nerin ,nahm ihm den Zauber' und der Bauer wurde von den später wieder anrückenden Fran zosen zu Tode geschleift." 35. „Wels — Thalheim: Zur Franzosenzeit flüchteten die Bauern mit dem Vieh in das Pointhäusl beim Lindenhof, das ganz von Wald umgeben war. Die Franzosen konnten daher das Häusl nicht ßnden." 36. „Wels — Steinhaus: In einem Hause im Aiterbachtale sind noch die Kolbenhiebe und die Kugellöcher aus der Fran zosenzeit zu sehen." Weitere Franzosensagen aus der Umgebung von Wels verzeichnet Oskar Schmotzer®® aus Unter hart, Steinhaus, Blindenmarkt, Gunskirchen, Marchtrenk, Pichl, Wimsbach, Pennewang und Lambach. Auch dem Verfasser ist noch aus den späten vierziger und frühen fünfziger Jahren eine Fran zosensage aus Wels bekannt. 37. „Am Rande des Puchbergerwaldes — ein bewaldeter Höhenrücken im Norden von Wels — sollen zahlreiche gefallene Krieger aus der Fran zosenzeit begraben sein." Dazu ist festzustellen: Sollte ein wahrer Kern in dieser Sage stecken, so ist zu berücksichtigen, daß sich die Ränder des Puchbergerwaldes seit dem frühen 19. Jahrhundert weit nach Norden verschoben haben. Als letztes sei bei den Sagen aus der Franzosen zeit noch die Sage von der „Langen Nase" auf gezeichnet. Zuerst zur Ortsbezeichnung „Lange Nase", welche Karl Stumpfoll und Rudolf Eibl wie folgt deuten: „Oft wurden Geländestücke wegen der Ähnlich keit ihrer Formen mit Teilen des menschlichen oder tierischen Körpers verglichen und nach die sem benannt." Archiv der Stadt Wels, Nr. 1192 " Vergleiche dazu: Fleischer, Römische Bronzen (Venus von Wels) Archiv der Stadt Wels, Nr. 1192
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