OÖ. Heimatblätter 1976, 30. Jahrgang, Heft 1/2

Was den Gang vom Schloß Pollheim zum Minoritenkloster betrifft, so scheint dies durch den Unterschied der Erbauungszeit ziemlich unmög lich. Während — wie bereits erwähnt — das Schloß Pollheim bereits in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts erbaut wurde, ist die Gründung — nicht die Erbauung! — des Minoritenklosters zwischen April 1281 und dem Jahre 1283 anzu setzen®®. Dieser Gang würde die damalige Stadt Wels in ihrer gesamten Nord-Süd-Breite unter queren und in der Luftlinie gemessen etwa 220 Meter zurücklegen. Dazu käme noch, daß die ser Gang xmter den Kellern der Stadtplatzhäuser durchführen müßte und somit eine erhebliche Tiefe erlangen würde. Es muß ernsthaft bezwei felt werden, ob ein solches Vorhaben im 13. Jahrhimdert überhaupt technisch durchführbar ge wesen wäre. Ist der unterirdische Gang Pollheim-Minoritenkloster schon ein Ding der Unmöglichkeit, so muß die Annahme eines Ganges Pollheim-Puch berg als geradezu absurd bezeichnet werden. Der Gang würde in der Luftlinie 3850 Meter messen und hauptsächlich durch Schwemmschot ter führen. Dazu kommt noch, daß Pollheim in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts erbaut wurde, Schloß Puchberg®® hingegen erst seit Ende des 16. Jahrhunderts bekannt ist. Überdies hätte der Gang den mit Wasser gefüll ten Stadtgraben unterqueren müssen. GLOCKENSAGEN Bodenständige Glockensagen sind für Wels nicht überliefert. Die einzige Glockensage, die mit Wels in Verbindung gebracht werden kann, überliefert Adalbert Depiny®^. 29. „Die große Glocke von Schöndorf-Vöcklabruck war früher bis Wels hörbar." In der „Glockenkunde der Diözese Linz" von Florian Oberchristi finden die Schöndorfer Glokken im Abschnitt „Glockensagen und Glocken wanderung" keine Erwähnung®®. KAMPF UND KRIEGSNOT IM LANDE Hinsichtlich des nachfolgenden Berichtes ist es schwierig zu urteilen, wie weit dieser in den Bereich der Sage bezogen ist und wie weit er als historisch gegebene Tatsache zu betrachten ist. Zahlreiche Quellen belegen eine Ungarnschlacht zwischen Wels und Vorchdorf. Dafür spricht nachfolgende Stelle aus Konrad Meindls „Ge schichte der Stadt Wels"®®: „932 machten die Ungarn einen Einfall in die Länder des Königs Heinrich, weil er ihnen den Tribut verweigert hatte, er schlug sie aber nach manchen glücklichen Gefechten im März 933 bei Merseburg aufs Haupt. Unter Arnulfs Nachfol ger Berthold dauerten die Kämpfe mit den Ungarn fort. Schauplatz war vorzüglich das Land ob der Enns. Nach den verläßlicheren Quellen erfocht Berthold am 9. August 944 bei Wels im Traungau einen großen Sieg über die Ungarn. Einige setzen die Schlacht auf 942 und 943, andere sprechen wieder von einem doppelten Sieg 943 im Traungau und 944 bei Wels; aller dings mögen damals in der Umgebung von Wels mehrere Gefechte vorgefallen sein. Die Annalen von Kremsmünster nehmen 943 als das Jahr an, in welchem die Schlacht stattfand; Bernardus Noricus gibt die Gegend zwischen Wels und Kirchdorf®^ als den Ort der Schlacht an, wo man zu seiner Zeit noch um 1300 Grabhügel zeigte, welche der alten Überlieferung nach aus den Tagen der Ungarneinfälle stammten." Nachdem Kajetan Alois Gloning die „Ungarn schlacht bei Vorchdorf" vor 1912 als Sage auf zeichnete®®, ist anzunehmen, daß sich historische Ereignisse oder besser: Nachrichten an histo rische Ereignisse im Volke durch mündliche Überlieferung erhielten. 30. „Die Ungarnschlacht bei Vorchdorf. Zwischen den Jahren 942 bis 944 erfocht der bayerische Herzog Berthold einen großen Sieg zwischen Vorchdorf und Wels über die Ungarn. Letztere sollen bei Wels am 9. August 944 eine bedeutende Niederlage erhalten haben, und noch um 1300 sollen die Grabhügel der gefallenen Streiter in der Gegend des Kampfplatzes zu sehen gewesen sein." W. Rieß, Minoritenkloster, S. 14 f. Vgl. Sekker, Burgen und Schlösser, S. 213, Nr. 142 " Depiny, Sagenbuch, S. 390, Nr. 160 Oberchristi, Glockenkunde, S. 723 f. Meindl, Geschichte der Stadt Wels, I, S. 19 Richtig ist: Vorchdorf Cloning, Volkssagen, S. 16

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