OÖ. Heimatblätter 1976, 30. Jahrgang, Heft 1/2

sein und wurde dann in feierlicher Procession in eine Kirche übertragen." 25. „Rebellische Bauern^^, die 1626 nachts an einer Kirche zwischen Enns und Wels vorbei kamen, sahen ein Licht in ihr. Da sie versperrt war, ließ sich einer emporheben und schaute durchs Fenster. Er sah einen Priester Messe lesen. Als sie aber die Kirche aufsprengten, war sie leer. Der Bauer, der durchs Fenster geschaut hatte, fand im Tabernakel drei Hostien. Er steckte sie heimlich zu sich, weil er gehört hatte, daß man dann hieb- und kugelfest sei. Doch von der Stunde an wurde er unruhig und wollte die Hostien von sich haben, doch klebten sie so fest an seinem Kleid, daß er sie nicht lostrennen konnte. Schließlich ging er heimlich ins Minoritenkloster in Wels, bekannte seine Schuld und wurde Laienbruder. Die Bauern entdeckten ihn aber und stürzten ihn aus dem Fenster eines Wachturmes. Er hatte aber noch so viel Kraft, sich ins Kloster zurüdkzuschleppen und dort die Wegzehrung vor seinem Ende zu empfangen." Hinsichtlidi der Bußbereitschaft des bäuerlichen Sünders muß festgestellt werden: Im Jahre 1553 wurde das Welser Minoritenkloster zu einem kaiserlichen Hofspital um gewandelt. Dieses bestand bis zum 8. Dezember 1626. Der Welser Minoritenkonvent wurde am 8. Dezember 1626 wiedererrichtet, zu einer Zeit, da der Bauernaufstand längst niedergeschlagen war®®. 26. „Der kleine Aiterbach^* war einst ein mäch tiger Strom. Einmal kamen in den hoch angeschwollenen Fluten drei Fischer in große Gefahr und gelobten in ihrer Not eine Kirche. In der Gegend des heutigen Ortes Steinhaus kamen sie ans Land und erbauten die Kirche von Taxelbach^^. Sie ist dem heiligen Nikolaus, dem Schifferpatron, gewidmet, ein Bild unter dem Hochaltartisch soll die Begebenheit dar stellen." Hinsiditlich des Aiterbaches soll festgehalten werden, daß dieser bei der Welser Eisenbahn brücke am rechten Traunufer mündet. Obwohl er in früheren Zeiten zu Überschwemmungen Ardaß gegeben haben mag, war er niemals schiff bar — auch nicht für Fischerzillen. VON HEILIGEN ZEITEN Die nachfolgende Rauhnachterzählung nimmt Bezug auf das bei Depiny auf Seite 361 (Nr. 283) geschilderte Ereignis, wonach ein Innviertier Bauer während der Mette unter der Futterkrippe horchte, was seine beiden Ochsen für das kom mende Jahr voraussagen würden: 27. „Ebenso erging es einem Welser Bauern, der seine zwei jungen Hengste zur Mettenzeit sagen hörte, sie würden ihn bald auf den Friedhof bringen. Er gab sie an einem Wiener Händler ab, von ihm kaufte sie aber der Nachbar ahnungslos auf dem Welser Markt. Bald traf den Bauer der Schlag und die Nachbarspferde brachten ihn auf den Friedhof^^." UNTERIRDISCHE GÄNGE Im Volksglauben wurden Wels betreffend nach folgende Objekte mit tmterirdischen Gängen in Verbindung gebracht: Burg Wels, Minoritenkloster, Schloß Pollheim und Schloß Puchberg. Beim Minoritenkloster besteht tatsächlich ein unterirdischer Gang, der Minoritenkloster und Sigmarkapelle verbindet und anläßlich von Bau arbeiten vom Verfasser besichtigt werden konnte. Über unterirdische Gänge der Burg Wels bringt Oskar Schmotzer einige Hinweise®^. Daß die Burg über solche Gänge verfügt haben mag, liegt durchaus im Bereich des Möglichen. Wie bereits unter Nr. 15 erwähnt, führt der Sage nach ein unterirdischer Gang vom Schloß Pollheim zur „Langen Nase". Eine weitere nur der Sage zuzuschreibende Nachricht übermitteln Karl Stumpfoll und Rudolf Eibl®®: 28. Schloß Pollheim. „Unterirdische Gänge führen angeblich zum Minoritenkloster und zum Schloß Puchberg bei Wels." Depiny, Sagenbuch, S. 346, Nr. 187 Rieß, Minoritenkloster, S. 30 f. " Depiny, Sagenbuch, S. 332, Nr. 97 Bei Depiny, Sagenbuch, S. 332, Nr. 97, findet sich die irrtümliche Bezeichnung „Taxelbach". Richtig muß es „Taxelberg" heißen Depiny, Sagenbuch, S. 362, Nr. 284 " Archiv der Stadt Wels, Nr. 1192 und 1193 Stumpfoll-Eibl, Illustrierter Führer, S. 50

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