11. „In einem Haus der Johannesgasse in Wels hörte man öfter HammerIklopfn, dann starb stets bald darauf ein alter Welser Bürger^'." Für Wels weist diese Spukerzählung Oskar Schmotzer bis in die dreißiger Jahre sogar mit genauer Hausbezeichntmg nach: „Wels im Hause des Zierhut in der Johannesgasse hört man zu weilen Mauerhammerklopfen. Es ist dies ein wiederholt erprobtes Zeichen, daß kurze Zeit darauf ein alter Welser Bürger stirbt^®." Im „Welser Schreib- und Auskunftskalender für das Jahr 1927" finden wir im Abschnitt „Geschäftskalender" bei der Unterabteilung Bäcker auf Seite 59: „Zierhut Therese, Johan nesgasse 16." Bei Schmotzer^' finden wir ein zweites Spukhaus in der Johannesgasse: 12. „Wels: In dem Haus in der Johannesgasse, in welchem früher die Lotterie untergebracht war, spukte und klopfte es. Es wurde den Bewohnern unheimlich und man wandte sich schließlich an den Kanonikus Edtbauer. Dieser sagte, er könne nur dann helfen, wenn sich die Männer zu Mitternacht in dem Spukzimmer versammeln und fleißig Rosenkranz beten. Wenn es dann klopfte, dann müsse einer „herein" sagen. Unter den Männern müsse aber auch ein frisch geweihter Geistlicher sein. Richtig versammelten sich nun die Männer vor Mitter nacht und beteten um so fleißiger und ängst licher, je näher die Geisterstunde herannahte. Da erscholl das Klopfen, und nun traute sich keiner „herein" sagen. Da tönte am Gange ein lautes „Ha" und der Geistliche fiel tot vom Sessel." Auch diese aus den dreißiger Jahren stammende Nachricht läßt eine Lokalisierung des Objektes zu. Die Lottokollektur war im Hause Johannes gasse 4^® untergebracht. Doch Schmotzer®® widerruft seine eigene Auf zeichnung wie folgt: „Wels — Johaimesgasse In dem Hause der Lottokollektur spukt es nicht, weil das Haus erst im Jahre 1848 erbaut wurde, und die Tochter der Erbauerin noch lebt und daher wüßte, wenn einmal etwas Derartiges im Hause vorgekommen wäre. Wohl aber spukt es gegenüber, denn dort war einmal ein Friedhof. Frau Illenberger sah noch als Kind die Grab kreuze. Auch soll dort eine Kirche gestanden sein, die die älteste von Wels gewesen sein soll." Mit der Bezeichnung „gegenüber" können nur das Objekt Johannesgasse 1 und 3 gemeint sein. Hinsichtlich eines Friedhofes bzw. der „ältesten Kirche von Wels" im Bereich der Johaimesgasse ist festzustellen, daß hier die Überlieferung kei nesfalls auf Tatsachen ruht. Zwar ist bereits im 12. Jahrhundert®" um die Stadtpfarrkirche ein Friedhof anzunehmen, doch bestand dieser an der Stelle nur bis in das 19. Jahrhundert. Bereits vorher war der Welser Gottesacker auf das heu tige Marktgelände der Stadt Wels verlegt wor den®^. Überdies reichte der Friedhof um die Stadtpfarr kirche nie bis zur Johannesgasse. Bezüglich der vielen Erzählungen, die Johannesgasse betref fend, mag noch darauf hingewiesen werden, daß dies eine recht enge Gasse ist, die durch ihren besonders in den Abendstunden etwas düsteren Eindruck schon die Phantasie angeregt haben mag. Ein weiteres, in Oberösterreich recht häufiges Spukmotiv überliefert ebenfalls Schmotzer"®: 13. „Wels: Der Ochsenhuber in der Lederergasse hatte vom Rat Eigl eine alte Truhe gekauft und fand in derselben ein Buch, das er las. Da erschienen lauter Vögel, daß es ganz wurlete und die Frau wurde gleich schreiend, rief ihre Mutter, die sagte ihr, sie solle das Buch in den Mühlbach werfen. In das Feuer darf man nämlich ein solches Buch nicht werfen. Die Mutter besprengte das Buch mit Weihwasser und trug es auf den Steg beim Messner und warf es von dort in den Bach. Es machte einen Schnalzer und es sauste, als wenn ein Feuer entstünde." ^ Depiny, Sagenbuch, S. 137, Nr. 138 Archiv der Stadt Wels, Nr. 1192, Dr. O. Schmotzer, Materialsammlung 1927—1930. Ebenda Welser Schreib- und Auskunftskalender 1927, S. 75 Archiv der Stadt Wels, Nr. 1192 HoUer-Trathnigg, Wels, S. 55 Ebenda, S. 114 Archiv der Stadt Wels, Nr. 1192
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