OÖ. Heimatblätter 1976, 30. Jahrgang, Heft 1/2

ren noch geläufig. Interessant ist die Tatsache, daß sie damals folgende Einleitung hatte: „Frü her, als es auf der Traun noch Flöße gab .. Verbunden mit den vier Elementen (Erde, Feuer, Wasser, Luft) in der volksmäßigen Überlieferimg finden wir eine ähnliche Darstellung: 8. Wasser als Totenstraße^'^. Schiffer und andere, welche am Ufer der Traun wohnten, sehen manchmal um Mitternacht ein schwarzes Schiff die Wellen hinabgleiten, leise, fast unhörhar, zieht es seine Bahn. Man erblickt weder Ruder noch Schiffknechte; es wird von Geistern gelenkt. So oft das Geisterschiff gese hen wird, findet bald oder unmittelbar darauf jemand aus der Nähe seinen Tod in der Traun. Ruft man das Schiff an, so ist es auf der Stelle verschwunden. Manchmal hört man zur Mitternacht über dem Wasser (der Traun) leise wehmütige Stimmen, als ob mehrere zusammen unterdrückt klagen und weinen. Es sind die Seelen derer, welche in der Traun ertrunken sind und sich nach Erlösung sehnen. VON SPUK UND GESPENSTERN Die unter Nr. 9 angeführte Sage steht mit Wels nur im indirekten Zusammenhang, indem die Person, welche „ihr Ableben ansage", im Welser Krankenhaus verstarb. Der Hinweis auf ein Krankenhaus läßt eine nähere Datierung zu. Zwar gab es bereits früher in Wels Krankenversorgungsanstalten, welche 1788 als bürgerliche Versorgungsanstalt nach zuweisen sind^^. Ein Krankenhaus im eigent lichen Sinne, welches sowohl den Bürgern der Stadt Wels als auch Auswärtigen zur Verfügung stand, gab es in Wels erst seit Herbst 1903^®. Es darf also mit Sicherheit geschlossen werden, daß der nachfolgende von Adalbert Depiny^^ vor 1932 aufgezeichnete Beitrag erst nach 1903 ent stand oder zumindest entsprechend aus geschmückt wurde: 9. „Vor langer Zeit lebte eine alte Frau am Kollerschmidgute in Grafing. Sie war eine treue Magd gewesen, darum behielt sie der Bauer, solange es möglich war, bei sich. Schließlich mußte sie aber ins Krankenhaus nach Wels ge bracht werden. Eines Nachts wurden im Bauern haus die beiden erwachsenen Töchter durch Stöh nen und Jammern aufgeschreckt, das aus dem Preßhaus zu kommen schien^^. Sie flohen aus der Kammer und wurden darüber von der beherzten Mutter ausgelacht, als sich diese aber selbst in die Kammer legte, ging es ihr nicht besser. In der zweiten Nacht wiederholte sich der Lärm, in der dritten aber war es dem Besit zer, als ob die alte Magd an seinem Bett stünde; sie hatte aber etwas an sich, was sich mit Irdi schem nicht vergleichen ließ. Deutlich hörte der Bauer die Bitte, für sie Mes sen lesen zu lassen. Er erfüllte den Wunsch und von da an war nachts im Hause wieder völlige Ruhe. Nach kurzer Zeit kam die Nachricht aus Wels, daß die alte Frau zur selben Zeit im Spital gestorben war, als die Töchter durch den nächt lichen Lärm aufgeschreckt worden waren." Eine Erzählung bezüglich eines Gespensterschif fes auf der Traun könnte auch dem Abschnitt „Von den armen Seelen" zugezählt werden. Da diese Fassung aber geradezu auf das Gespen stische zugeschnitten ist, soll sie nochmals unter diesem Abschnitt Erwähnung finden: 10. „Schiffer und Leute, die an der Traun woh nen, haben in früheren Zeiten manchmal um Mitternacht ein schwarzes Schiff leise traunab fahren gesehen. Weder Ruderer noch Schiffer knecht sah man darauf, Geister lenkten es. Sooft sich die Erscheinung zeigte, ertrank jemand aus der Nähe in der Traun. Rief man das Schiff an, so war es verschwunden." Die folgenden Aufzeichnungen haben Spuk gebäude in Wels zum Inhalt: P. Amand Baumgartner, Aus der volksmäßigen Über lieferung der Heimat, S. 37. — Vgl. dazu Nr. 10 nach der Aufzeichnung von Depiny, Sagenbuch, S. 137, Nr. 136 Holter-Trathnigg, Wels, S. 153 ^ Hartl, Entwicklung der Stadt Wels nach Norden, S. 45 ^ Depiny, Sagenbuch, S. 112, Nr. 187 Das Preßhaus ist — ausgenommen beim Vierkanter — vom Bauernhaus getrennt. (Vergleiche dazu: W. Rieß, Der Most, 19. Jahrbuch des Musealvereines Wels, S. 73.) Typisch, daß man jene Lokalität als „enterisch" betrachtete.

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