In einer verfallenen Hütte übernachtete der Mann und als er am Neujahrsmorgen erwachte, war das Hirschblut zu Gold geworden. Einen Beutel Gold nahm der Mann mit, den Rest vergrub er in der Hütte im Wendbach graben. Jenseits der Traun kaufte er die Traunmühle. Die Räder blieben aber stehen, denn wer soviel Gold besaß, für den mußten sich keine Mühl räder drehen. Wieder kamen die Rauhnächte und der Traunmüller ließ zur Abwehr seinen scharfen schwar zen Hofhund los. Der Hund blieb die Nacht über fort und kam erst am nächsten Morgen sdieu und erschöpft zurück. In der nächsten Rauhnacht flog dem Traunmüller ein blutiges Stück Wildbret in die Stube und eine Stimme ertönte; „Komm her zum Fenster, Traunmüller! Dein Hund hat uns jagen geholfen in der letzten Nacht. Da, nimm das Stück Wild dafür!" Nun wollte der Traunmüller den blutigen Fleischklumpen loswerden und warf ihn in den Saustall — doch die Schweine rührten ihn nicht an. Er vergrub ihn im Moor, doch als er nach Hause kam, lag der Fleischbrocken wieder in der Stube, der einen schauerlichen Geruch ver breitete. Schließlich riß der Traunmüller den Stubenboden auf. Dort lag noch das Gold vom Hirschblut. Er verscharrte das Fleisch an dem selben Platz und hatte nunmehr Ruhe. Den Traunmüller aber litt es in seiner Mühle nicht mehr, er ging fort und verstarb irgendwo in der Fremde. Die Traunmühle verfiel, und heute kündet nur mehr das Gold vom wilden Gjoad, wo sie einst stand. VON SCHÄTZEN Wie immer in der Sage werden ScKätze in mög lichst alten Gebäuden, welche nach Möglichkeit von einiger Bedeutung sind, lokalisiert. Für Wels sind Schloß Pollheim und der Reinberg genannt. Für die Erbauung des Schlosses Pollheim® ist die erste Hälfte des 13. Jahrhunderts anzunehmen®. Was den Reinberg — unter Nr. 5 wörtlich nach Depiny und Schmotzer fälschlich „Rainberg" ge schrieben — betrifft, ist zumindestens eine teil weise römische Besiedlung durch Ferdinand Wie singer nachgewiesen und eine prähistorische (kel tische) anzimehmen^®. 4. „Im Pollheimer Schloß in Wels spielten einmal Kinder. Sie sahen eine Tür, zu der einige Stufen hinabführten. Die Tür war offen und in dem Gewölbe dahinter stand eine große Kiste. Ein Knabe wollte hinab, eines der großen Mädchen hielt ihn aber zurück und erinnerte ihn an das Verbot der Mutter. Als sie den Eltern den Vor fall erzählten, wunderten sich diese, denn nie mand wußte von der Tür. Sie ließen sich von den Kindern an die Stelle führen, aber die Tür war verschwunden^^." Diese Sage muß frühestens noch 1930 im Volk lebendig und erzählt worden sein, da sie von Oskar Schmotzer aufgezeichnet wurde^®. Die Aufzeichnung Schmotzers lautet: „Pollheim — Kinder finden Türe zum Schatz." 5. „An der Stelle, wo einst das Schloß auf dem Rainberg bei Wels in die Erde versank, fand ein Kind Kohlen, die ihm recht schwer vorkamen. Es steckte ein paar Stücke ein und zeigte sie daheim den Eltern, da waren es Goldstücke. Die Eltern aber wollten von dem Teufelschatz nichts wissen, das Kind mußte ihn zurücktragen^^." Dazu bringen die Aufzeichnungen Schmotzers folgende Nachricht: „Wels — Rainberg. Dort stand ein Schloß — Kind fand Goldstücke" (volksm. überl.)". Um 1930 wurde also die Sage vom Schatz im Rein bergschloß noch erzählt. Abschließend ist zu bemerken, daß sich weder am Reinberg noch auf den umliegenden Erhebun gen ein Schloß befand. Römische Münzfunde — auch solche von Goldmünzen — liegen durchaus im Bereich des Möglichen. ® Ursprüngliche und richtige Schreibweise: Polheim ' Rieß, Minoritenkloster, S. 149 f. Wiesinger, Topographie von Ovilava, S. 345 ff. Depiny, Sagenbuch, S. 71, Nr. 73 12 Archiv der Stadt Wels, Nr. 1192, Dr. O. Schmotzer, Materialsammlung 1927—1930 12 Depiny, Sagenbuch, S. 82, Nr. 134 11 Archiv der Stadt Wels, Nr. 1192, Dr. O. Schmotzer, Materialsammlung 1927—^1930
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