OÖ. Heimatblätter 1976, 30. Jahrgang, Heft 1/2

Wolfgang geschlossen, „weil sie dem heiligen Manne vor so viel andern Gegenden, die er bisher durchreiset hatte, die schiklichste schien, ein von der Weld gänzlich abgesondertes und allen andern Menschen ... unbekanntes Leben zu führen". Erst nach seinem Weggang seien die Äbte von Mondsee bewogen worden, für die zur Kirche des heiligen Wolfgang ein setzende Wallfahrt andere Häuser und schließ lich auch einen Pfarrhof zu errichten. Die Bewohner hätten hierauf vor allem von der Wallfahrt gelebt, und selbst das früher blühende Gewerbe sei jetzt nicht mehr vorhanden. In einer eigenen Tabelle wird ein Überblick über den Zillenbau für die Salzbeförderung in Bad Ischl gegeben, der in den Jahren 1676 bis 1685 zwi schen 59 und 96 Zillen betragen hatte. Zur Zeit aber wurden nur mehr 5 bis 7 Zillen geliefert. Die Entstehung von St. Wolfgang durch die Wallfahrt bestätigten auch der Gerichtsschreiber Johann Mayrhofer® und der Pfarrer Gregor Neuhauser®. Dieser führte an, daß die Wallfahrt durch die gerechten landesfürstlichen Verordnun gen von Jahr zu Jahr abgenommen habe und mit den früheren Zeiten nicht mehr verglichen werden könne. Es sei richtig, daß sich die Bür gerschaft „jetzt wirklich in so armseeligen Um ständen befindet, daß selbe nicht mehr das Ver mögen hat, ein anderes Gewerb einzuführen und sich um ein andres Brod umzusehen, wenn selber nicht von einer höcheren Stelle hierzu geholfen wird". Als die zweite Ursache ihrer mißlichen Lage bezeichnen die Bürger die Lage des Ortes, durch den keine Post- oder Landstraße führe, weshalb die Beherbergung und Verpflegung von Durch reisenden keinen Verdienst für die Orts bewohner abwerfen könne. Um diesen Zustand zu veranschaulichen, legten sie eine handgezeich nete Karte des Abersees und seiner Umgebung beP. Auch die landwirtschaftliche Nutzung des Bodens könne, so heißt es in der Bittschrift weiter, in dieser gebirgigen Gegend nicht den nötigen Unterhalt verschaffen, da kaum vier Bauern seien (von den „Bergern" ganz zu schweigen), die nicht Getreide einkaufen müßten, und das gesamte Vieh nicht mehr als 20 Stück zähle. Ferner sei die bittstellende Gemeinde von drei Seiten vom Land Salzburg umgeben, mit dem jeder Handel verboten sei. Der eigentliche Grund der Notlage sei aber das Ausbleiben der Wallfahrten. Vor dem Verbot durch den Kaiser seien jährlich 60 Wallfahrten gekommen. Die durchschnittliche Zahl der Wall fahrer habe 60.000 betragen, wodurch die Gemeinde schätzungsweise 12.000 Gulden für Nächtigung rmd Verpflegung, femer 180 Gulden für die Schiffahrt und 100 Gulden für das Armeninstitut eingenommen habe. Als Beispiel für den Rückgang der Einnahmen legten die Bürger eine Ubersicht über den Weinverbrauch bei, der in der ersten Hälfte des Jahres 1709 bei den angeführten fünf Wirten 238,5 Eimer betragen und 240 Gulden 4 Kreuzer eingebracht habe, in der ersten Hälfte des Jahres 1783 aber auf 35 Eimer mit einem Umsatz von 15 Gulden 52 Kreuzer zurückgegangen sei®. Ferner sei im benachbarten Strobl, das zu Salz burg gehört, eine neue Kirche errichtet worden, während früher die dortigen Bewohner an Sormund Feiertagen nach St. Wolfgang in die Kirche gegangen seien und dem Markt viele Einkünfte verschafft hätten. Der Richter und der Rat der Gemeinde St. Wolf gang beschließen ihr Ansuchen mit dem Hinweis, daß sie, falls ihre Bitte abgeschlagen und keine anderweitige Hilfe zugesagt würde, nicht mehr imstande wären, die vorgeschriebenen Abgaben zu entrichten. Auf Grund des früheren kaiser lichen Versprechens und eines Dekretes vom 30. März 1790, wodurch den Untertanen gestattet wurde, ihre Beschwerden einzureichen, erwarteten sie von der milden und väterlichen Gesinmmg des Kaisers, daß sie nicht abgewiesen würden, und sie versprachen, daß sie dafür „samt ihren lalenden Kindern für den aller höchsten Thron das schuld- und dankvolste Gebett zu Gott ausgiessen werden". «Ebd. ® Attest vom 11. 3. 1791. Ebd. • Attest vom 7. 3.1791. Ebd. 'Ebd. ® Vergleichstabelle des Marktgeridites für fünf Wirte: Stephan Kufler, Georg Hueber, Georg Schwärzinger, Joseph Falkensteiner, Jakob Gimderstorfer. Ebd.

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