OÖ. Heimatblätter 1976, 30. Jahrgang, Heft 1/2

Glaube diß Khierhel daß wirt jetzt Bald sein. Sichstu, o Teujfel, den Bilger, den Lohn, Nimme den Wolffen und Troll dich darvon^^. Dem durch die Volkskunst vorgegebenen Muster ist auch Moritz von Schwind gefolgt, der seiner Darstellung der Szene „Der Teufel hilft St. Wolf gang beim Kirchenbau" (nach 1860) die Inschrift gegeben hat: St. Wolfgang haut ein Kirchelein, Der Teufel reißt ihm's immer ein. Doch statt den heiligen Mann zu irren, Muß er ihm dienen und Stein zuführen. Ein Bild für jeden braven Mann, Den dumme Teufel fechten an^^. In diesem Zusammenhang seien auch noch die primitiven Verslein an den Gedenkstätten am Falkenstein in Erinnerung gebracht, von denen hier diejenigen der Beilwurfkapelle angeführt werden sollen®^: Gelobt sei Gott, von dieser Felsenzacke, So sprach St. Wolfgang, wirf ich meine Hacke. Und wo ich wieder diese werde schauen. Will ich eigenhändig eine Kirche bauen. Er fand sie dort am See's Strande, Wo seither nah und auch von fernen Lande Die Pilger ziehen, auf dessen Fürbitt trauen Und selbst mitwirkend einst auch Gott anschauen. Nicht nur Lieder und Gedichte wurden zu Ehren des hl. Wolfgang geschrieben, oft hat sich auch die Predigt mit ihm beschäftigt. Es wäre reizvoll, die erhaltenen Wolfgangpredigten inhaltlich und literarisch zu untersuchen. Diese Aufgabe kann hier nicht geleistet werden. Es sei nur ein barokkes Beispiel aus dem 18. Jahrhundert angeführt, das auch im Druck erschienen ist, die Predigt des Anselm Goudin von 1717 mit dem Titel „Himm lischer Wunder-Artzt St. Wolfgang"®®. Im ersten Teil seziert der Prediger gleichsam den Körper des Heiligen, um jeweils den Sitz seiner Tugen den zu entdecken. Bei der „Eröffnung" des Hirns sagt er zum Beispiel mit echt barocker Bered samkeit (S. 10): „Eröffne ich anjetzo sein heiliges Hirn. Manhu! was ist das! Ist das nit das Hirn eines heiligen Propheten Isaiae? Ist das nit das Hirn eine heiligen Propheten Jeremiae? Ist dies nit das Hirn eines heiligen Propheten Ezechielis? Ja / Hochwerthigste Zuhörer! also ist es: WOLFGAN GUS wäre ein anderer Prophet Isaias! ein anderer Pro phet Jeremias! ein anderer Prophet Ezechiel! zumahlen er gleichfalls wie dise / mit der herrlichisten Gaab der Weissagung von dem Allerhöchsten begnadet worden!" Nach weiteren „Beweisen" für die Ebenbürtigkeit Wolfgangs mit den großen Propheten beschäf tigt sich der „geistliche Anatom" mit der Zunge des Heiligen und sagt (S. 12): „Von dem Hirn wende ich mich zu seiner heiligen Zun gen; O Benedicta lingua! O lingua Apostolica! O gebenedeyte Zung! O Apostolische Zung! werde ich in dero Ansehung billich auffzuruffen gezwungen! Gebenedeyt ist dise Zung: Dann Wolfgangus kann sich mit einem gecrönten Propheten David ebenmässig rühmen: Semper laus ejus in ore meo. Ps. 33. 2. v." Er schildert darm, wie sogar die stumme Kreatur auf die Worte Wolfgangs lauschte (S. 13 f.): Ein mal habe er „der gantzen Welt in dem Aberseeischen Gebürg, unweit Saltzburg zu predigen angefangen! Wunder über Wunder wäre bey diser Predig zu sehen: daim die Stell der Cantzel vertrettete ein außgelöcherter Berg / durch den er seinen Apostolischen Zungen-Schall in die breite Welt außgeschicket / und an statt der Zuhörer fanden sich ein im nächstgelegenen See (anjetzo St. Wolfgangs-See genannt) hin- und widerschwimmende FisA / weihe mit aufgehebten Häubtern disem ent flammten Welt-Prediger Wolfgango so lang zugehöret / bis er endlihen das Amen gesprohen / darauf sie sich geneiget / und widerum dahin geshwummen / woher sie kommen." Nach persönlicher Abschrift. München, Shack-Galerie, Inv.-Nr. 11.568. Zum Ge mälde vgl. den Regensburger Ausstellungskatalog (wie Anm. 59), S. 40 n. 13. Erschienen Regensburg 1717; vgl. das Exemplar in der Stiftsbibliothek St. Peter-Salzburg, Inv.-Nr. 9060 II. Damit kann auch der beigegebene Kupferstich von Andreas Geyer, der im Regensburger Ausstellungs katalog (wie Anm. 59) mit „um 1720" datiert wurde (vgl. dort Abb. 12) genauer datiert werden. Der Verfasser der Predigt, Anselm Goudin (auch Godin), geb. 11. Mai 1677, legte 1697 seine Profeß in St. Emmeram in Regensburg ab, wurde am 11. April 1725 zum Abt gewählt, erlangte 1731 von Kaiser Karl VI. für sich und seine Nahfolger den Rang eines Reichsfürsten und starb am 21. September 1742. Vgl. H. Schlemmer, St. Emmeram in Regensburg, Kallmünz [1972], 24 f.; M. Piendl, Baugeschichte der Bibliotheken zu St. Emmeram, in: Thum und Taxis-Studien 7 (1971), 51; P. Lindner, Monasticon Metropolis Salzburgensis antiquae, Salzburg 1908, S. 411.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2