OÖ. Heimatblätter 1976, 30. Jahrgang, Heft 1/2

einer Kirchfahrt andächtdg versprochen / Ist er zuhand zu allen seinen vorigen Kräfften unnd guter Gesundheit kommen / Alßbald anders tags hernach sich auff,gemacht / und hierher kommen / da er under andern frey öffent lich bekennet hat / wie er sich von der zeit in seinem Anligen auch hierher mit einem wächsinen Knie ver sprochen hab / aber diß auß der Acht geschlagen / unnd nicht verrichtet / Dannenhero er gäntzlichen darfür halte / diß und keyn andere Ursach sei dises seines jetzt außgestandenen Unglücks unnd Kranckheit. Zeugen seind vil Personen gewesen / so ihn hieher begladttet haben®'. Ab dem 17. Jahrhundert besitzen wir zahlreiche Wallfahrtslieder, wie sie sicherlich bei den Pilger zügen nach St. Wolfgang Verwendung fanden. 1602 veröffentlichte Nikolaus Beuttner, Schul meister und Kirchendiener zu St. Lorenz im Mürztal, sein wiederholt aufgelegtes „Catholisches Gesang-Buch", das auch einen „St. Wolffgang-Ruff", bestehend aus 15 Vierzeilern, ent hält^». Die Melodie des Liedes ist noch ganz aus dem Geist des Chorals empfunden. Wir bringen die erste Strophe: Der hei - lig Herr Sanct Wolff - gang, der ist ein hei - Ii - ger Mann, Er hub sich auß— zu Re - gens - purg. Zog in — das Auch die meisten der folgenden Strophen, die hauptsächlich die Legende zum Inhalt haben, beginnen mit den Worten „Der heilig Herr Sanct Wolffgang". Wir lassen noch die 3. Stro phe folgen: Der heilig Herr S. Wolffgang kam an ein staine Wandt, Daran laint er sein heiliges Haupt und auch sein rechte Hand. Teilweise stimmt damit auch eine längere Fas sung (20 Strophen) in dem Buch „Schöne Christ liche Creutz- und Kirchen-Gesänger", Straubing 1615, überein; sie trägt den Titel: „Ein Ruff und Lobgesang von dem heyligen Sanct Wolff gang"^!. Anläßlich der Erhebung der Gebeine des Heili gen im Jahre 1613 erschien ein bei Andreas Angermayer in Ingolstadt gedrucktes Liedflug blatt mit dem Titel: „Andächtiger und Catholischer Ruff von dem H. Regenspurgischen Bischoff S. Wolffgango"^^. Als Refrain hatte das Volk nach jeder Verszeile ein „Alleluja" bzw. „Kyrie eleyson" zu singen, so daß der Gesamteindruck der einer gesungenen Litanei war. In 179 Zwei zeilern wird das Leben und Wirken Wolfgangs besungen und die Festfeier des Jahres 1613 ge würdigt. Die echt volkstümliche Melodie des „Rufes" geht leicht ins Gehör. Sie sei hier (mit Unterlegung des Textes der 1. Strophe) angefügt: Das wal - te Gott Inn sei nemThron. AI - le - lu - ja Den lo - ben wir nüt ne - wem Thon. Ky - ri - e e - ley - son. Hier noch ein paar Beispiele aus der naiven Dich tung: 8. So freye sich dann Schwahenlandt — Alleluia Darauß St. Wolfgang allbekannt — Kyrie eleyson. 9. Von frommen Eltern ist geboren — Alleluia und selber fromm und heilig loorn — Kyrie eleyson. Johann Christoph (Wasner), S. Wolffgangs des h. beicbtigers und hiscboffen zu Regensburg herkommen / leben und ableiben, Salzburg 1599, S. 149 f. Vgl. N. Beuttner, Catholisch Gesang-Buch, Graz 1602, fol. 105 V — 107 r. Die Erstauflage des Buches befin det «ich in der Stiftsbibliothek St. Florian und in der Bibliothek der Jesuiten in Innsbruck. Einen Neudruck, herausgegeben und mit einem wissenschaftlichen Nachwort versehen, besorgte W. Lipphardt in der Akademischen Druck- und Verlagsanstalt Graz 1968. Hier auch eine eingehende Würdigung des Lieder buches, ebenso bei IV. Baumker, Bd. 1, S. 158—162 und 197 f. — Zum Lied vgl. auch K. M. Klier, Heimat gaue 7 (1926), 211; Ph. Wackernagel, Bd. 2, S. 1005 n. 1242; W. Baumker, Bd. 2, S. 180 f. n. 143. — Melo die mit Takteinteilung bei L. Erk — F. M. Böhme, Deutscher Liederhort. Auswahl der vorzüglicheren Deutschen Volkslieder, nach Wort und Weise aus der Vorzeit und Gegenwart, Bd. 3, Leipzig 1894, S. 793 f. n. 2100. " Vgl. Ph. Wackernagel, Bd. 2, S. 1005 f. n. 1243. — K. M. Klier, Heimatgaue 7 (1926), 211. Ph. Wackernagel, Bd. 5, S. 1217—1222 n. 1479; W. Baumker, Bd. 2, S. 180 f. n. 143; K. M. Klier, Heimatgaue 7 (1926), S. 210; W. Schenz, a. a. O., S. 210—212.

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