nü helfe uns diu gotes kraft und daz heilige grap, da got selber inne lac. Kyrieleis. Diese Textierung läßt die ursprüngliche Bestim mung des Liedes für Kreuzfahrten ins Hl. Land noch klar erkennen. Später fand es als Wall fahrtsgesang bei Romfahrten, Bittgängen usw. Verwendung. Sicherlich war es wieder das späte Mittelalter, das die Adaptierung zu einem Wolfgang-Pilger lied durchgeführt hat. Die Melodie des Liedes fand schließlich auch Aufnahme in das Liedgut der Reformation. Die dichterische Höhe dieses Pilgerliedes wurde später nicht mehr erreicht. Valentin Holl hat in seine Liederhandschrift, die um 1525 zu Augsburg nach älteren Drucken zu sammengestellt wurde, einen sehr interessanten Gesang aufgenommen, der Wolfgang in enge Beziehung zu Maria bringt und einige volks kundlich aufschlußreiche Angaben enthält^®. Die erste der sieben Strophen lautet: Wer vil wunder will schawen, soll gen sant Wolffgang gon, Da im erschin unser frawen, auff dem herg fach er an. Gott wolt gnad mit im gehen, die perg thet er zirkliehen unnd von ainander schiehen^^ schlug mit sein häcklin dar^^ macht ein prunnen^^, ist war. Das Lied folgt dem Pilgerweg, wurde also offen sichtlich von den Wallfahrern unterwegs gesun gen. Nach dem Text erteilte die dem hl. Wolf gang erschienene Gottesmutter auch den Auftrag zum Hacklwurf und zum Bau einer Marien kirche. Strophe 5 erwähnt das Vorhandensein zahlrei cher Votivgaben: Nun laß uns allsamhd schawen die zaichen in gemain Ir mann und auch ir frawen: hei seinem Cäppellein vind ir händ, füeß, hain hangen unnd vil stuck von gefangen, do er im stain ist gangen^*; geet ir in segerer (Sakristei), da zaigt man euch ir mer. Strophe 6 berichtet davon, daß die gesammelten Wunderberichte von der Kanzel verlesen wur den: Vil ander grosser wunder list man euch da hesunder wann vil prüeder sein dar auff der Cantzel, ist war. Die ständig zunehmenden Wallfahrten nach St. Wolfgang am Abersee weckten aber auch das Bedürfnis nach einem Pilgerandenken, einem Buch, das in Wort und Bild Leben rmd Legende des Heiligen behandelte. So ließ denn das Kloster Mondsee am Beginn des 16. Jahrhunderts bei Johann Weyssenhurger in Landshut ein Büchlein drucken, das diesem Wunsche entgegenkam®®. Die stark an die Bio graphie Otlohs angelehnte, aber um einige legen däre Berichte vermehrte „Vita" wurde durch fünfzig vorzügliche Holzschnitte illustriert (siehe Textbild). Die erste Auflage des Werkes erschien 1515 in deutscher Sprache, weitere Auflagen kamen 1516 und 1522 heraus. 1516 wurde außer dem eine lateinische Ausgabe verlegt®®. Wir las sen als Beispiel aus der deutschen Ausgabe den Text über den Kirchenbau am Abersee folgen, bei dem übrigens die legendäre Mithilfe des Teufels noch keine Erwähnung findet: Ph. Wackernagel, Bd. 2, S. 1004 f. n. 1241. — K. M. Klier, Heimatgaue 7 (1926), S. 210 f. — Vgl. G. Wadta, St. Wolfgang und das Wallfahrtswesen im 16. und 17. Jahrhundert, in: Der hl. Wolfgang und Oberöster reich (Schriftenreihe des Oö. Musealv., Bd. 5), Linz 1972, S. 147. Anspielung auf die Legende, nach der Wolfgang die Berge, zwischen denen ihn der Teufel zerdrücken wollte, mit den Händen auseinanderhielt. Vgl. R. Zinn hobler, Der hl. Wolfgang, Leben — Legende — Kult, Linz 1975, S. 43 f. Anspielung auf den Haddwurf, ebd. S. 44. Zur Brunnenerweckung durch den Heiligen, ebd., S. 43. Anspielung auf die Steinerweichungen durch den Heili gen, ebd., S. 45 f. Zu diesem Holzschnittbuch vgl. vor allem die Einlei tung von H. Bleibrunner (Hg.), Das Leben des heiligen Wolfgang nach dem Holzschnittbuch des Johann Weyssenburger aus dem Jahre 1515, Regensburg 1967.
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