OÖ. Heimatblätter 1976, 30. Jahrgang, Heft 1/2

Lastsegelsdiiffe nach, bietet Vergleiche zu alten Maßen und Gewichten, untersucht Schiffstypen und gibt dazu Bestandsaufnahmen über die Zahl der Schiffe in den Bodenseehäfen. Weitere Kapitel verweisen auf die wirt schaftliche Nutzung, Ladefähigkeit und Ladegüter, auf Bemannung und Ausrüstung. Noch erhaltene Schiffs modelle ermöglichten Maßvergleiche, und die technischen Daten der Schiffbauliteratur ließen sich zu Rekonstruk tionen auswerten. Quellenangaben, Zeichnungen, Tabel len und Diagramme begleiten den Text, Bildbeilagen die nen als Anschauungsmaterial. Es gelang dem Verfasser, zur Rechts-, Wirtschafts- und Sozialgeschichte der ver flossenen 450 Jahre neue, konkrete Aufschlüsse zu er bringen, wobei er bisherige Publikationen einer scharfen Kritik unterzieht. Rudolf Ardelt Helfried Valentinitsch: Die Meuterei der kaiserlichen Söldner in Kärnten und Steiermark 1656 (= Militärhist. Schriftenreihe, Heft 29). Wien 1975 (österr. Bundes verlag f. Unterricht, Wissenschaft u. Kunst), 40 Seiten mit 1 Plan, S 37.—. In der summarischen Schau der europäischen Geschichte im turbulenten Jahrhundert des 30jährigen Krieges und der Belagerung Wiens durch die Türken 1683 blieb die Erfassung kleinerer historischer Ereignisse vielfach ein zelnen Sachbearbeitern vorbehalten. Helfried Valenti nitsch entwirft in seiner vorliegenden Studie ein einpräg sames Bild vom dramatischen Schicksal der Söldner heere. Wenige Jahre nach dem Westfälischen Frieden, als Spa nien noch im Kriege mit Frankreich stand, wurde vom Wiener Hof im Jahre 1656 die Aufstellung eines Hilfs korps für Spanien zum Einsatz in Italien bewilligt. Doch die improvisierte Organisation in der Standort- und Quartierfrage einzelner Regimenter, eine mangelhafte Verpflegung und verschobene Abmarschtermine führten zum Zusammenbruch des gesamten Zeitplans, und am 16. August 1656 kam es im Räume Villach in Kärnten zur offenen Meuterei einzelner österreichischer Söldner kontingente. Selbst die Troßweiber attackierten die Offiziere bei Vermittlungsversuchen. Nach fruchtlosen Verhandlungen mit Wien zwischen 20. August und 6. September erfolgte der Einfall der Rebellen in die Steiermark, neue Unruhen zogen sich bis zum Dezem ber hin, Strafgerichte an Rädelsführern zeigten nicht den gewünschten Erfolg. Erst im Frühjahr 1657 nach dem Tod Kaiser Ferdinands III. folgte eine allgemeine Beruhi gung durch das Desinteresse des Wiener Hofes an der Spanienpolitik. Der Verfasser belegt die vielen Details seiner spaimenden Darstellung mit Quellennachweisen und Literatur angaben. Seine Stellungnahme zu den Ereignissen des Jahres 1656 zeichnet sich aus durch sachliche Objektivität, die selbst im Gewirr der Hohen Diplomatie das Los des Einzelmenschen und Landsknechts, der sich in fremde Dienste verkauft fühlte, nicht übersieht. Das kleine Heft chen bietet eine anerkennenswerte Ergänzung zur mili tärischen, diplomatischen und soziologischen Grund lagenforschung des 17. Jahrhunderts. Rudolf Ardelt Margarete Baur-Heinhold: Bemalte Fassaden. Geschichte, Vorbild, Technik, Erneuerung. München 1975 (Callwey), 163 Seiten mit 301 Abb., zum Teil in Farbe. 25 mal 28,5 cm, Ln. DM 78.—. Die Autorin machte sich bereits durch gediegene Werke über „Deutsche Bauernstuben", „Schöne alte Bibliothe ken" u. a. m. einen Namen, desgleichen auch mit einer bereits 1952 erschienenen, wenn auch wesentlich weniger aufwendigen und umfassenden Darstellung der so genannten „Lüftlmalerei" (die im Literaturverzeichnis nicht erwähnt wird). Mit diesem Begriff bezeichnet man die vor allem seit dem Spätbarock und Rokoko insbeson dere in Oberbayern und im westlichen Tirol volkstümlich gewordene Fassadenmalerei an Bürger- wie an Bauern häusern. Da viele dieser „Lüftlmaler" zugleich und hauptsächlich Kirchenmaler waren, finden sich im Stil und in der Thematik viele Anlehnungen; religiöse Motive und eine perfektionierte Scheinarchitektur, die so mancher höchst einfachen Fassade ein geradezu schloß artiges Aussehen verleiht, dominieren. Bei den religiösen Motiven finden sich natürlich auch viele Heiligendarstel lungen, und in ihrer Auswahl stellen sie eine interessante Bilddokumentation der Heiligenverehrung dar: An einem Haus in Holzgau im Tiroler Lechtal zählte der Rezensent nicht weniger als 20 Heiligengestalten. Daß die Bezeichnung „Lüftlmalerei" nicht nur auf die „luftige" Arbeit zurückgeht, sondern am Familien- und Hausnamen Lüftl im Landkreis Garmisch-Partenkirchen hängt, erfahren wir in der Einleitung, die auch einen ersten kurzen Überblick über die Fassadenmalerei, be ginnend im alten Ägypten und Mesopotamien bis hin zur „Street Art" bringt. Die Einzeldarstellungen beginnen mit der Gotik. Als erstes Beispiel für eine Außenmalerei wird das Christophorusfresko an der Kirche von Taufers im Münstertal genannt, das allerdings (wie bei der Bild beschriftung richtig wiedergegeben) aus der zweiten Hälfte des 12. und nicht des 13. Jahrhunderts stammt. In der Renaissance sind es vor allem die großartigen Sgraffiti, wobei zu jener Zeit die Schweiz eine wesent liche Mittlerrolle zwischen Italien und Süddeutschland spielt. In der Thematik herrschen Ornamente und welt liche Motive vor. Die Autorin gliedert in diesem und im nächsten Kapitel, „Barock und Rokoko", nach Stadt und Land und hier wieder nach den wichtigsten Land schaften. Auch das 20. Jahrhundert wird in einer Reihe gut ausgewählter Bildbeispiele vorgestellt. Der Autorin geht es in diesem Werk keineswegs nur um eine Darstellung des vorhandenen Bestandes, son dern auch um eine sachgerechte Erhaltung und eine entsprechende Weiterentwicklung. Ein kurzer Beitrag über die „Technik" von Helmut Odemer zeigt daher neben den Maltechniken der Fassadenmalerei auch einige Grundsätze der Restaurierung historischer Fassaden auf, die für Denkmal- und Heimatpfleger von besonderem Interesse sind. Eine kleine Sammlung von Haussegen

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