OÖ. Heimatblätter 1976, 30. Jahrgang, Heft 1/2

Forschung, zur Materialerhebung und kartographischen Auswertung sowie zur Struktur der Faschingsbräuche reichhaltige Aufschlüsse gibt. Er greift einzelne Motive des Faschingsbrauchtums auf und behandelt ebenso zahl reiche Sonderformen des Maskenwesens. Eine Karten beilage veranschaulicht das Vorkommen bestimmter Arten des Faschingsbriefs. Die vorliegenden Kommentare mit der übersichtlichen Gliederung innerhalb einzelner Sachgebiete und den anschaulichen Bildbeilagen erbrachten eine erweiterte systematische Bestandsaufnahme, sie geben dem Fach mann vielfältige Auskunft und bieten dem Leser ab wechslungsreiche Einblicke in unser vielschichtiges Volkstum. Im Vorwort verweist Richard Wolfram auf die nächsten Planungen. Das gesamte Kartenwerk soll nach Erscheinen einer 6. Lieferung und nach Herausgabe der noch ausständigen Kommentare einen Abschluß finden. Rudolf Ardelt Karl Heinz Burmeister: Die Gemeindewappen von Vor arlberg. Sigmaringen 1975 (Jan Thorbecke Verlag), 236 Seiten mit 99 farbigen Wappenabbildungen, 1 Karte, S 292.60. Mit diesem, im Rahmen der ,,Bodeinsee-Biibliothek" er schienenen, großzügig ausgestatteten Ganzleinenband liegt das erste komplette Gemeinde-Wappenbuch eines österreichischen Bundeslandes vor. Das Vorarlberger Gemeindegesetz vom 29. Dezember 1965 verpflichtete mit § 9 Abs. 1 alle Gemeinden des Landes zur Wappen führung ab 1. Jänner 1971, d. h., daß die Landesregie rung innerhalb von fünf Jahren allen (42) Gemeinden, die bei Inkrafttreten dieses Gesetzes noch kein Wappen besaßen, ein solches zu verleihen hatte. Der Abschluß dieser in der Gesetzgebung der österreichischen Bundes länder einmaligen Maßnahme war günstiger Anlaß zur Herausgabe einer die Wappen der 96 Gemeinden des Landes, der zwei Gemeindeverbände („Stände") Bre genzerwald und Montafon sowie des Landeswappens umfassenden Monographie. Der als Direktor des Vorarlberger Landesarchivs mit der Materie bestens vertraute Verfasser bemüht sich auf beschränkt zur Verfügung stehendem Raum in straffer Gliederung des Stoffes um eine möglichst um fassende Information über wesentliche Daten zur je weiligen Gemeindegeschichte und Interpretation des Wappeninhaltes; Hinweise lauf heraldisch einschlägige wie ortsbedingt spezielle Literatur ergänzen zweck entsprechend die erläuternden Texte (zum Ge meindewappen von Reuthe wäre die auch all gemein interessante Studie „Gemeindewappen auf geschichtlicher Grundlage", Bregenzerwald-Hefte Jg. 1 [1970] H. 1, nachzutragen). — Die ztun Teil recht eigenwillig, manches Mal etwas zu „zeitgemäß" gestal teten Wappenzeichnungen der Münchner Künstler Hel mut und Regina Rohrer geben dem Werk durch die Wahl der in allen modernen Wappenbüchern üblichen halbrunden Schildform eine ansprechend-gefällige Note; die in den offiziellen Verleihungsurkunden zahlreich vorkommenden Schildeinfassungen sowie die Mauer kronen bei den Stadtwappen werden zur Wahrung der Einheitlichkeit der Wappendarstellungen erfreulicher weise nur im Text erwähnt. Nicht alle Wappen — teil weise leider auch solche in jüngster Zeit verliehene — entsprechen den heraldischen Grundsätzen in bezug auf die Farb-Metall-Kombination und nicht immer stimmen Wappenbeschreibung und Abbildung überein, wie über haupt die „amtliche" Blasonierung zum Teil präzise heraldische Terminologie vermissen läßt. Die Durchsicht der Wappenmotive ergibt keine auffal lenden, neuen Aspekte; wie z. B. auch bei uns in Ober österreich dominieren Embleme aus Familienwappen bzw. solche auf ehemalige Herrschafts- oder Gerichts zugehörigkeit weisende. Besonders häufig begegnen uns in den Gemeindewappen Vorarlbergs die Tanne des Bregenzerwaldes sowie die gekreuzten Schlüssel des Montafon, Sterne bzw. der Steinbock erinnern an die walserische Herkunft der Siedler. Viele Wappen deuten redend auf den Namen oder kennzeichnen die geo graphische Lage der Gemeinden, auch das Wirtschafts leben ist mit vielfältigen Symbolen vertreten. Auffallend oft finden wir die Gestalt von Heiligen (Bartholomäus, Dominikus, Gallus, Gerold, Johannes d. T., Luzius und Ulrich). — Eine Übersichtskarte zeigt die heutige terri toriale Gliederung des Landes in vier politische Bezirke mit vier Stadt-, sieben Markt- und 85 Ortsgemeinden. Ungeachtet der kleinen, zumeist nicht den Herausge bern anzulastenden Mängel muß man dem Verfasser wie dem Verlag für diesen posiitiv gelungenen Beitrag zur Kommunalheraldik Österreichs herzlich gratulieren. Herbert Erich Baumert Johannes Leidenfrost: Die Lastsegelsdiiffe des Bodensees. Ein Beitrag zur Schiffahrtsgeschichte (= BodenseeBibliothek, Bd. 11). Sigmaringen 1975 (Jan-ThorbeckeVerlag), 104 Seiten mit 21 Zeichnungen und 2 Aus schlagtafeln, 16 Tafeln mit 28 Abb., 17 mal 23,5 cm, En., DM 40.—. Durch seine langjährige Praxis als Schiffsachverständiger im Amt der Vorarlberger Landesregierung war Johannes Leidenfrost der berufene Fachmann für die Herausgabe einer Technikgeschichte der Schiffahrt auf dem Boden see. Die enge Verbindung mit dem Vorarlberger Schiff fahrtsunternehmen und die Teilnahme an Beratungen zwecks Neufassung der Internationalen Schiffahrts- und Hafenordnung von 1867 führten ihn schließlich in die Museen und Archive. Mit der Durchforschung der Quel len ergab sich eine Übersicht über die Entwicklung und die Konstruktion früherer Schiffsformen im Räume des Bodensees. Der Verfasser behandelt in seinem abgegrenzten Bei trag die Lastsegelschiffe, die Vorläufer der heutigen Motorlastschiffe. Für die ältere Zeit sind die Quellen recht spärlich, jedoch seit Beginn des 16. Jahrhunderts geben Akten des Stadt rates der Städte Lindau und Konstanz sowie SchiffleutOrdnungen, Fischerzunftakten, Regulative und obrigkeit liche Verordnungen bis zur Internationalen Hafenord nung des Jahres 1867 vielfältige Auskunft. Systematisch geht Leidenfrost den Einflüssen auf die Bauweise der

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