nicht zu tief und lagen keine die Benützung von Netzen ausschließenden Hindernisse, wie große Steine, eingeschwemmte Äste oder Stämme im Flußbett, so waren die Voraussetzungen für einen Eisbruch gegeben. Bei dieser Fangmethode war allerdings die Mitwirkung von Helfern so wie der Einsatz von einigen Zillen notwendig und mußte mit einer schweren und bitterkalten Arbeit von mehreren Tagen gerechnet werden. Freilich waren die Erfolge, besonders wenn man sie mit den Verhältnissen unserer Zeit vergleicht, oft erstaunlich groß. Nach den Berichten alter Fischer wurden nicht selten Fänge von 500, ja sogar von 800 Kilogramm erzielt. Im Winter 1933 habe ich selbst bei einem Eis bruch an der Donau bei Steyregg mitgeholfen. Wir kannten eine sehr günstige Stelle, wo vom Damm weg eine Schotterbank — in der Sprache der Fischer und Schiffleute „Haufen" genannt — ein Stück in den Fluß hinausreichte. Das in der so entstandenen Bucht stillestehende, nicht zu tiefe Wasser war von einer tragfähigen Eisdecke bedeckt. Schon im angehenden Winter hatten wir uns überzeugt, daß sich zwischen Damm und Schotterbank zahlreiche Fische gesammelt hatten. Es war daher mit größter Wahrscheinlichkeit zu erwarten, daß in der Dunkelheit unter der dicken und beschneiten Eisdecke nun so viele Näslinge standen, daß sich ein Eisbruch lohnte. Um sie zu fangen, mußten wir ihnen zunächst den Flucht weg in die Donau hinaus absperren. Zu diesem Zweck setzten wir die offene Stelle mit einer Segn ab. Wir schlugen von einem Ende des Haufens bis zum gegenüberliegendem Uferdamm eine Reihe von Löchern in bestimmten Abstän den in die Eisfläche und zogen mit Hilfe von Bootshaken das Netz durch, so daß die offene Verbindung zum Strom abgeschlossen war. Die unter der Eisdecke stehenden Fische waren so zunächst an der Flucht gehindert. War es mög lich, so wurde vielfach bereits im offenen Wasser vor der Eisdecke ein Netz gestellt. Wenn not wendig, band man auch zwei Garne zusammen. Natürlich mußte sehr genau abgesetzt werden, da durch jede, auch noch so kleine Lücke zwi schen Bleiari und Flußboden die Fische entwei chen konnten. Die in der Bucht zwischen Damm und Schotter bank eingeschlossenen Fische konnten nur gefan gen werden, wenn wir die Eisfläche, unter der sie standen, losbrachen und in die Donau hinaus schoben. Und damit begann nun die eigentliche schwere Arbeit. Wir schlugen in bestimmten Ab ständen zwischen Damm und Haufen Löcher in das Eis. In diese steckten wir dann die bereits vorbereiteten „Bam", Bäume, starke und ent sprechend lange Holzstangen. Wurden diese gleichmäßig kräftig niedergedrückt, so brach das Eis von einem Loch zum anderen durch. Die so abgesprengte Platte wurde von Zillen und vom Ufer aus mit Hilfe von Bootshaken in den Strom hinausgeschoben, wo sie dann wegschwamm. War so auf eine sehr mühselige und zum Teil keineswegs ungefährliche Art ein Teil des Eises entfernt, so konnte mit einem zweiten Garn nochmals abgesetzt werden. Beim Eisfischen 1933 benötigten wir zwei Tage, bis die gesamte Eisfläche zwischen Schotterbank und Damm entfernt war. Zu dieser Arbeit waren ein halbes Dutzend Fischer und Helfer nötig. Das Stück eisfreien Wassers, in dem man bereits die sehr große Menge eingeschlossener Fische sah, bot die Möglichkeit, mit einer Segn zum erstenmal auszunehmen. Das Garn wurde aus gefahren und dann auf die Schotterbank zu zusammengezogen. Dabei mußte bei der großen Anzahl der eingeschlossenen Fische sehr vor sichtig verfahren werden. Als wir einen Großteil der Segn auf den Haufen gezogen hatten, drängten sich in dem durch das Garn gebildeten Halbkreis so viele Fische, daß ein Reißen der Netzmaschen oder ein Flüchten der Gefangenen über die Flossari hinweg zu befürchten war. Wir mußten daher mit einem Kescher, einem „Fern" zuerst einen Teil der Fische aus der Segn herausschöpfen, bis wir endlich das Garn auf das Land ziehen konnten. Nachdem wir die Beute geborgen hatten, wurde noch ein-, zweimal ausgenommen. Den Haupt fang machten wir aber erst, nachdem alles Eis entfernt war. Nun konnten wir mit der Segn ausnehmen, mit der wir abgesetzt hatten. Das Gesamtergebnis unserer mühevollen und bei ßendkalten Arbeit waren über 300 Kilogramm Fische, die meisten Näslinge. Erstaunen erweckte eine Bachforelle, deren Fang in der Donau da mals eine Seltenheit war.
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2